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Lieber Padre Angelo,
zunächst einmal danke, für den wertvollen Dienst, den Sie uns italienischen Katholiken leisten, indem Sie die vielfältigsten Fragen beantworten, die Ihnen täglich gestellt werden.
Es ist zu hoffen, dass Sie noch lange so weitermachen können, da Ihre Antworten sicherlich für viele erleuchtend sind.
Ich hätte auch ein paar Fragen an Sie, die mich schon länger beschäftigen und bin mir sicher, Sie können mir darüber etwas Klarheit verschaffen:
1) Schon immer habe ich mich gefragt, warum uns in der Jugend, im Katechismus, nicht die Unterscheidung zwischen lässlicher Sünde und Todsünde übermittelt wird. Ich zumindest, in meinen langen Jahren des Katechismus erinnere mich nicht daran, je davon gehört zu haben. Alles, was ich jetzt zu diesem Thema weiß, habe ich mir durch Recherchen allein angeeignet.
Wenn es einen so wichtigen Unterschied gibt, dass sogar die Errettung der eigenen Seele auf dem Spiel steht, warum wird es den Jugendlichen nicht beigebracht?
Es macht mich traurig zu sehen, dass viele Menschen, selbst praktizierende Katholiken, Sünden begehen, ohne zu wissen, dass es sich um Todsünden handelt.
Ich denke an diejenigen, die gelegentlich aus Faulheit eine Messe verpassen, an diejenigen, die Selbstbefriedigung machen oder, im Namen der „wahren Liebe“, vorehelichen Sex praktizieren, an diejenigen, die aus Wut oder Nervosität fluchen. Ich selbst habe Freunde, die diese Unterscheidung nicht kennen und die, würde ich sie aufklären, mir gar nicht glauben würden.
Warum also wird das im Katechismus nicht gelehrt?
Leider entdecken nur wenige den Unterschied, weil sie, so wie ich, aus Neugier, mehr über ihren Glauben erfahren wollen.
Könnten sich nicht viel mehr Menschen retten, wenn man diese Argumente direkt im Katechismus beibringen würde?
Immerhin gibt es doch das italienische Sprichwort: „vorgewarnt, halb gerettet“ oder irre ich mich?
2) Zurzeit studiere ich in Bulgarien für das Erasmus-Programm.
Wie Sie sich vorstellen können, ist hier ist die katholische Kirchengemeinde sehr klein, auch wenn es in meiner Stadt glücklicherweise eine Kathedrale gibt, in der ich die Hl.Messe besuchen kann.
Wie dem auch sei, am Wochenende sind wir oft unterwegs und es gelingt mir nicht immer, eine katholische Messe ausfindig zu machen, entweder weil es an Online-Informationen mangelt oder weil es nur eine Messe und dazu noch zu einem ungünstigen Zeitpunkt gibt. Bin ich in so einer Situation entschuldigt?
Mir ist schon klar, dass immer die Möglichkeit besteht, an einem orthodoxen Gottesdienst teilzunehmen, aber wenn man umherreist, ist es immer interessant, so viel wie möglich von einem Ort zu besichtigen. Auch mag ich es nicht, wenn ich mit anderen mitreise, mich für einige Stunden zu entfernen, um eine Kirche aufzusuchen, während sie die Stadt besichtigen.
Von Kindheit an, immer wenn ich mit meinen Eltern im Ausland Urlaub machte, gingen wir sonntags normalerweise nicht zur Messe, aber wir beteten abends gemeinsam ein paar Gebete. In Bulgarien hingegen habe ich ein sehr gläubiges,französisches Mädchen kennengelernt, das selbst auf Reisen nie eine Messe verpasst. Eher würde sie aufs Reisen verzichten.
Ihr Beispiel hat mich dazu gebracht, ein bisschen dasselbe zu tun, aber ich leugne nicht, dass ich mich dabei sehr eingeschränkt fühle, denn während ungläubige Freunde überall hinreisen und sich jederzeit alles ansehen, was es zu sehen gibt, stellt sich bei mir, bei jeder Reise die Frage, ob „ auch ein Sonntag eingeplant ist…wird es dort wohl einen Gottesdienst geben? Und wenn nicht?” Wenn es dann einen gibt, nehme ich schon daran teil, komme aber dann bei den Besichtigungen immer zu kurz.
Ehrlich gesagt, kommt es mir komisch vor, dass Gott mir diese schöne Erfahrung in Bulgarien erlaubt, aber gleichzeitig von mir erwartet, dass ich meine Landeserkundungen einschränke.
Nun ist es nicht so, dass ich den Vorteil nutze, im Ausland zu sein, um den Gottesdienst zu schwänzen: soviel steht schonmal fest. Wenn ich aber dann von Freunden eingeladen werde, irgendwohin zu fahren, fühle ich mich immer hin-und hergerissen und am Rande der Sünde.
3) Beim Surfen im Internet habe ich herausbekommen, dass ein Zungenkuss Todsünde sei. Das hat mich sprachlos gemacht, da ich und meine Freunde in einer Gesellschaft aufgewachsen sind, wo es auf die Anzahl der Zungenküsse ankommt, um cool zu sein.
Ich habe darin nie Sünde gesehen, sondern hielt es für selbstverständlich, ein Mädchen so zu küssen, vor allem wenn ich mich emotional beteiligt fühlte.
Jetzt, da ich gelesen habe, dass es Todsünde sein könnte, fühle ich mich unruhig, wenn ich an mein zukünftiges Liebesleben denke, weil ich bei jedem hübschen Mädchen, das ich gerne kennenlernen würde, Todsünde sehe.
Was mich besonders quält: „Ich bin mir voll bewusst, wie schwierig es sein wird, ein Mädchen zu finden, das meine Entscheidung, vor der Ehe, enthaltsam zu leben, respektiert, geschweige denn, wenn das oben genannte Mädchen, bis zu diesem Tag, nun auch auf einen richtigen Kuss verzichten muss! Sie wird mich auslachen und davonlaufen”.
Könnte es sein, dass ich falsch liege und das mit dem Kuss nicht so streng genommen wird, wie ich es beschrieben habe? Könnten Sie mir sonst einen Rat geben, was ich tun soll?
Ich bin 23 und wünsche mir wirklich eine ernsthafte Beziehung.
Während ich nun relativ einverstanden bin, mit dem Sex bis zur Ehe zu warten, würde ich aber doch wenigstens meine Freundin richtig küssen dürfen, ohne mich dafür schuldig fühlen zu müssen.
Wenn ich ein Mädchen kennen lerne, glaube ich nicht, jeglichen körperlichen Kontakt jahrelang nur auf Küsschen und Umarmungen beschränken zu können.
Wobei ich befürchte, dass ich von keinem Mädchen ernst genommen würde, sollte sie von diesen Entbehrungen erfahren.
Zum Schluss möchte ich gerne noch meine Freude mit Ihnen teilen: hier in der Kirche in Bulgarien war ich angenehm überrascht, auf junge Leute wie mich zu stoßen, obwohl gerade unter dieser Generation, die christlichen Werte immer mehr verloren gehen.
Groß war auch meine Überraschung, festzustellen, wie tief der Glaube der wenigen bulgarischen Katholiken ist, die jeden Sonntag und manchmal sogar werktags andächtig im Gebet verharren, wie wir es in Italien schon lange nicht mehr kennen!
Und schließlich, groß war auch meine Überraschung, mich selbst von der Universalität der katholischen Kirche, überzeugen zu können und die in jedem Balkanstaat vorhanden ist, selbst im kleinen Mazedonien.
Ein aufrichtiges Dankeschön für die Zeit, die Sie mir gewidmet haben.
Andrea
Lieber Andrea,
1. Bei einer Katechese, die als Zweck beabsichtigt, Kinder zu erziehen, ist es wichtig, das Ziel vor Augen zu haben.
Dieses Ziel besteht nicht einfach darin, gut zu sein, auch wenn dies offensichtlich dabei ist. Als Gott Abraham und Moses zu sich gerufen hatte, zeigte er ihnen zuerst das Ziel.
Es ist der Zweck, für den Rechenschaft abgelegt werden muss, insbesondere wenn es um Bekehrung geht und darum, den Weg nach Gottes Willen und nicht nach dem, der irdischen Welt, einzuschlagen.
2. Interessant ist, was der heilige Thomas zu Beginn der moralischen Diskussion geschrieben hat:” Das erste, was zu diesem Argument zu beachten ist, ist der Endzweck des menschlichen Lebens, das zweite sind die Mittel, die es dem Menschen ermöglichen, ihn zu erreichen, oder das, was ihn dazu bringt, davon abzuweichen” (Summe der Theologie, I-II, 1,1).
Kurz gesagt, er sagte viel.
In erster Linie sagte er, dass man wissen muss, wohin man will.
Implizit sagte er, dass gut das ist, was einem hilft, das Ziel des menschlichen Lebens zu verfolgen.
3. Mir scheint es auch, dass den Jugendlichen das Ziel gegeben werden sollte und dass sich dem Menschen grundsätzlich zwei Wege stellen: der des Guten und der des Bösen.
Gott tat dies mit dem Volk Israel. Und das tut Er auch mit jedem von uns.
Aus diesem Grund sagt er in Deuteronomium 4,40: „Daher sollst du seine Gesetze und seine Gebote, auf die ich dich heute verpflichte, bewahren, damit es dir und später deinen Nachkommen gut geht und du lange lebst in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir gibt für alle Zeit”.
Es sollte darauf hingewiesen werden, dass das Gesetz nicht als Selbstzweck dargestellt wird, sondern für notwendig gehalten wird, um das Ziel zu erreichen, glücklich mit anderen zusammen zu sein und lange in dem Land zu leben, das der Herrgott, geben wird.
Dies gilt für das Leben im Allgemeinen, aber auch für alle Lebensabschnitte, zu denen der Mensch berufen ist (Jugend, Verlobung, Studium, Ehe, Arbeit, Gesellschaft …).
4. Des weiteren stellt der Herr klar:”Den Himmel und die Erde rufe ich heute als Zeugen gegen euch an. Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen. 20 Liebe den HERRN, deinen Gott, hör auf seine Stimme und halte dich an ihm fest; denn er ist dein Leben. Er ist die Länge deines Lebens, das du in dem Land verbringen darfst, von dem du weißt: Der HERR hat deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen, es ihnen zu geben (Dtn. 30, 19-20).
Wie ein guter Vater zeigt Gott dem Menschen, was dem Leben zugute kommt und was zum Tod führt.
5. In allen Familien dieser Welt sagen Eltern zu ihren Kindern, die instinktiv jeden Knopf oder jedes Werkzeug berühren und bedienen wollen: Nein, das darfst du nicht berühren, damit verbrennst du dich, damit tust du dir weh, damit schneidest du dich….
Es klingt unwahrscheinlich, dass in der christlichen Erziehung, das heißt, in den Katechismen, das Gute und das Schlechte nicht klar erklärt und den Fähigkeiten der Kinder angepasst wird.
Das Ergebnis liegt vor unseren Augen: Um die 20 oder 30 herum, bekehren sie sich vielleicht, mit den Worten, sie hätten nicht gewusst, dass, das absichtliche Versäumen der sonntäglichen Messe zu den schweren Sünden gehört.
Und so weiter für alle anderen Gebote, mit Ausnahme von Mord und Diebstahl.
6. Aber wir sehen auch bei denen, die dem Glauben treu geblieben sind, dass ihnen oft die Grundbegriffe und die Unterscheidung zwischen einer lässlichen und einer Todsünde fehlen, es sei denn, dies wird durch die Katechese einer katholischen Bewegung oder Vereinigung nachgeholt.
Dies macht sich in den Konfessionen auffällig bemerkbar.
Gott sei Dank gibt es Priester und Katechisten guten Willens, die versuchen, diese Mängel zu beheben.
Ich erinnere mich noch, was der damalige Kardinal Ratzinger einmal sagte: „angesichts der katastrophalen Auswirkungen der gegenwärtigen Katechese“.
Damals hatte ich diese Aussage mit einer anderen, triumphalen, also gegensätzlichen Aussage des Direktors eines Katechese-Büros der Diözese verglichen. Ich habe mich gefragt: Wie ist es denn möglich, dass dieser Direktor sich der Situation nicht bewusst ist?
Nun ja, er war sich dessen wirklich nicht bewusst. Und der Grund war folgender: Was ich als böse ansah, weil es so nach dem Gesetz Gottes und dem Naturgesetz betrachtet wird, er hingegen als gut fand!
7. Wie du siehst, geht es nicht nur um Vergesslichkeit oder mangelnde Katechese. Manchmal steht alles auf dem Kopf.
Aber wenn das Ziel darin besteht, das zu tun, was einem gefällt, ist es nicht nötig, zur Messe zu gehen, zu beichten, beten, ein asketisches Leben zu führen. Sogar die Jugendlichen verstehen das von allein. Das ist sicherlich nicht der Weg, der uns mit Gott vereint, und auch nicht das Geheimnis des Glücks und unserer Langlebigkeit in der Verlobung, in der Ehe … wie der Herr in Dtn. 30,20 sagte.
8. Was ist dann zu tun?
Nicht abwarten, bis die anderen beginnen. Don Bosco wartete nicht auf die anderen. Er selbst hat damit angefangen. Und dasselbe müssen wir auch tun.
Ich wünsche dir alles Beste, versichere dir mein Gebet und segne dich.
Padre Angelo
Ps.: Was die anderen Fragen betrifft:
1. Der Herr hat dir das Zeugnis des französischen Mädchens vorgelegt.
Dieses Mädchen hat nicht erst auf dein Zeugnis gewartet. Sie ist dir zuvorgekommen. Wenn du dasselbe auch mit anderen machen würdest! Der Herr würde dich reichlich belohnen.
Wenn du zur Messe gehst, wirst du andere Reisen erleben, die der Herr dich machen lässt. Er teilt dir das ewige Leben mit. Wie auch immer, der Pfarrer kann von der Pflicht entbinden. Versuche mal, mit dem Beichtvater darüber zu sprechen. Und wenn er dir erlaubt, die Reise doch zu machen, heilige den Feiertag allein, durch viel Gebet.
2. Zum Zungenkuss: an sich ist der Kuss keine Sünde, sondern es sind die Konsequenzen, die er für den Organismus hat, weil die Genitalität auf ungeordnete Weise einbezogen wird.
Von daher die Aussage, dass dieser Kuss für Ehepartner bestimmt ist, da er durch eine starke Einbeziehung der Genitalität die eheliche Intimität begünstigt.
Aber was gibt es außerhalb der Ehe zu begünstigen? Wenn jedoch diese Bindung fehlt, ist das Problem von selbst gelöst.
3. Ich freue mich über das schöne Glaubenszeugnis, das dir die bulgarischen Katholiken geben. Auch das ist eine Gnade.
Schön wäre es, wenn du es auch in Italien einführen könntest.
Ich wünsche dir alles Beste, versichere dir mein Gebet und segne dich.
Padre Angelo