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Frage

Sehr geehrter Pater Angelo,

ich danke Ihnen immer für Ihren wertvollen apostolischen Dienst und erlaube mir, Ihnen einige Fragen zu stellen:

Wie ich bemerkt habe und Ihre Antworten bestätigen es, ist der Verstoß gegen die 10 Gebote Gottes immer als “schwerwiegende Materie” zu betrachten.

Aber ist mit schwerwiegender Materie die Todsünde gemeint??

Und ist für die Kirche, in Todsünde zu sterben, dasselbe wie die ewige Verdammnis??

Steht dies nicht im Widerspruch zu den Offenbarungen der Hl. Schwester Faustina Kowalska, die uns von Gott erzählt hat, der bis zuletzt bereit ist, uns zu vergeben und uns durch seine unendliche Barmherzigkeit zu retten??

Ist der „letzte Rettungsanker“, von dem Jesus zur heiligen Faustina spricht, immer die Bekehrung oder gibt es auch andere Formen der „Erlösung“??

(Ich glaube, eines ist zum Beispiel das „stellvertretende Leiden“, heilige Menschen, die für unsere Sünden sühnen…

Sind Ablässe und heilige Messen, die für die Armen Seelen gehalten werden, „letzte Rettungsanker“??)

Wenn es einen großen Unterschied gibt, zwischen „schwerwiegende Materie“ und „leichte Materie“, also Todsünde und lässliche Sünde, warum sind dann so viele Seelen „im Gefängnis des Fegefeuers“ (wie Jesus der Heiligen aus Polen offenbarte) und verbleiben dort für so lange Zeit??? Es wäre logischer anzunehmen, dass Gott nicht nur auf die Sünde in uns schaut, sondern auch auf die guten Werke (Benedikt XVI. sagte: „Wir werden nach unseren Werken gerichtet werden“) und dies sind wahrscheinlich die „letzten Rettungsanker“. Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege.

Nach dem, was gerade gesagt worden ist, wäre es nun falsch anzunehmen, dass die Todsünde überwiegend die bewusste, hartnäckige persönliche Ablehnung von Gott und dem Guten ist??

Haben Sie vielen Dank für Ihre Antwort.

Herzliche Grüße

Stefano 


Antwort des Priesters

Lieber Stefano,

ich greife deine Fragen nacheinander auf und gebe dann die Antwort.

1. Ist mit schwerwiegender Materie die Todsünde gemeint?

Damit eine Sünde als Todsünde zu beurteilen ist, müssen drei Voraussetzungen gegeben sein: die Sünde muss eine schwerwiegende Materie zum Gegenstand haben, außerdem mit vollem Bewusstsein und mit bedachter Zustimmung begangen werden.

Daher reicht die schwerwiegende Materie allein nicht aus, um von Todsünde zu sprechen. Es müssen immer auch die anderen beiden Bedingungen vorliegen.

2. Ist für die Kirche, in Todsünde zu sterben, dasselbe wie die ewige Verdammnis??

Ja, daran erinnert auch der Katechismus der Katholischen Kirche: „In Todsünde sterben, ohne diese bereut zu haben und ohne die barmherzige Liebe Gottes anzunehmen, bedeutet, durch eigenen freien Entschluß für immer von ihm getrennt zu bleiben. Diesen Zustand der endgültigen Selbstausschließung aus der Gemeinschaft mit Gott und den Seligen nennt man „Hölle“ (CCC 1033).

3. Steht dies nicht im Widerspruch zu den Offenbarungen der Hl. Schwester Faustina Kowalska, die uns von Gott erzählt hat, der bis zuletzt bereit ist, uns zu vergeben und uns durch seine unendliche Barmherzigkeit zu retten?

Nein, das tut es gar nicht, im Gegenteil, es zeigt uns noch mehr, dass diejenigen, die sich selbst verdammen, sich selbst vom Paradies ausschließen, wie es der Katechismus der Katholischen Kirche sagt.

Gott tut immer alles, um jeden Menschen zu retten, bis zum Schluss.

4. Ist der „letzte Rettungsanker“, von dem Jesus zur heiligen Faustina spricht, immer die Bekehrung oder gibt es auch andere Formen der „Erlösung“?

Die Gnade wird auf gewöhnliche Weise mit dem Sakrament der Buße gespendet.

Aber neben den gewöhnlichen Wegen, benutzt Gott auch andere Wege, die außergewöhnlich genannt werden, um zur Erlösung zu führen.

Diese Wege gehen jedoch immer zumindest in die Richtung, die eigenen Sünden aufrichtig zu bereuen, und beinhaltet implizit auch die Absicht, sie zu beichten.

5. (Ich glaube, eines ist zum Beispiel das „stellvertretende Leiden“, heilige Menschen, die für unsere Sünden sühnen…

Sind Ablässe und heilige Messen, die für die Armen Seelen gehalten werden, „letzte Rettungsanker“??)

Niemand rettet sich ohne persönliche Buße und Reue.

Die Werke, die andere uns zukommen lassen, reichen nicht aus.

Diese Werke können nützlich sein, um eine Fülle von Erleuchtungen und Barmherzigkeit im Hinblick auf die Reue zu erflehen oder die zeitliche Strafe des Fegefeuers abzukürzen.

6. Wenn es einen großen Unterschied gibt, zwischen „schwerwiegende Materie“ und „leichte Materie“, also Todsünde und lässliche Sünde, warum sind dann so viele Seelen „im Gefängnis des Fegefeuers“ (wie Jesus der Heiligen aus Polen offenbarte) und verbleiben dort für so lange Zeit?

Weil  im neuen, himmlischen Jerusalem “nichts Unreines hineinkommen wird ” (Ap 21,27).

7. Es wäre logischer anzunehmen, dass Gott nicht nur auf die Sünde in uns schaut, sondern auch auf die guten Werke (Benedikt XVI. sagte: „Wir werden nach unseren Werken gerichtet werden“) und dies sind wahrscheinlich die „letzten Rettungsanker“. Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege.

Natürlich schaut Gott auch auf die Werke. Aber wann sind unsere Werke jemals reine und heilige Liebe?

Öfters werden sie vielmehr mit weniger edlen Gefühlen vermischt.

8. Nach dem, was gerade gesagt worden ist, wäre es nun falsch anzunehmen, dass die Todsünde überwiegend die bewusste, hartnäckige persönliche Ablehnung von Gott und dem Guten ist??

Dieser Aussage widerspricht Johannes Paul II. in der Enzyklika Veritatis Splendor deutlich: “Andererseits »muß man vermeiden, die Todsünde zu beschränken auf den Akt einer Grundentscheidung oder Grundoption („optio fundamentalis„) gegen Gott, wie man heute zu sagen pflegt, unter der man dann eine ausdrückliche und formale Beleidigung Gottes oder des Nächsten oder eine mitinbegriffene und unüberlegte Zurückweisung der Liebe versteht.

Es handelt sich nämlich auch um eine Todsünde, wenn sich der Mensch bewußt und frei aus irgendeinem Grunde für etwas entscheidet, was in schwerwiegender Weise sittlich ungeordnet ist. Tatsächlich ist ja in einer solchen Entscheidung bereits eine Mißachtung des göttlichen Gebotes enthalten, eine Zurückweisung der Liebe Gottes zur Menschheit und zur ganzen Schöpfung: Der Mensch entfernt sich so von Gott und verliert die Liebe. Die Grundorientierung kann also durch konkrete Einzelhandlungen völlig umgeworfen werden” (VS 70).

Und weiter: “Mit der ganzen Tradition der Kirche nennen wir denjenigen Akt eine Todsünde, durch den ein Mensch bewußt und frei Gott und sein Gesetz sowie den Bund der Liebe, den dieser ihm anbietet, zurückweist, indem er es vorzieht, sich sich selbst zuzuwenden oder irgend einer geschaffenen oder endlichen Wirklichkeit, irgendeiner Sache, die im Widerspruch zum göttlichen Willen steht (conversio ad creaturam – Hinwendung zum Geschaffenen). Dies kann auf direkte und formale Weise geschehen, wie bei den Sünden der Götzenverehrung, des Abfalles von Gott und der Gottlosigkeit, oder auf gleichwertige Weise, wie in jedem Ungehorsam gegenüber den Geboten Gottes bei schwerwiegender Materie” (VS 70). 

Ich grüße dich, erinnere deiner im Gebet und segne dich.

Pater Angelo