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Frage
Sehr geehrter Pater Bellon,
ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir den Zweck der heiligen Messe für Verstorbene und auch Lebende erklären würden.
Wenn man eine Gnade erbittet oder Gott bittet, dass Er sich der Armen Seelen erbarmt, wie ist es mӧglich, dass Er dafür unsere Aufforderungen braucht? Kann Er sich nicht von selbst regeln? Bedarf Er unserer Ratschläge/Gebete? Oder erhӧrt Er sie nur, wenn es sich um rechte Anliegen handelt? Aber in diesem Fall weiß Gott ja von selbst wie Er sich zu verhalten hat, ohne dass man dafür eine Messe halten muss.
Wenn nun ein Verstorbener niemanden hat, der für ihn Messen feiern lässt, ist er dann nicht benachteiligt im Vergleich zu anderen?
Außerdem ist die Messe für Verstorbene eine Messe, die man sowieso feiern würde. Es werden nur die Namen der Verstorbenen hinzugefügt. Darf man dafür Geld nehmen? Eine andere Sache sind Segnungen oder ähnliches (obwohl auch diese fragwürdig sind), bei denen der Priester einen außerordentlichen Dienst leistet und dafür bezahlt wird. Aber ist es in diesem Fall nicht übertrieben? Und worin unterscheidet es sich vom Ablasshandel?
Ich wäre Ihnen für Ihre Antworten sehr dankbar, denn bisher habe unterschiedliche und nur wenig sinnvolle Erklärungen dazu gehört.
Vielen Dank.
Herzliche Grüße
Elisabeth
Antwort des Priesters
Liebe Elisabeth,
1. deine Überlegungen beinhalten viele Ungenauigkeiten.
Abgesehen von der Tatsache, dass Gott nicht auf unsere Ratschläge angewiesen ist, will Er trotzdem von uns, dass wir beten, viel beten.
Wozu das Gebet also dient?
Die Antwort geben uns der heilige Augustinus und der heilige Thomas: es dient nicht dazu, Gott zu belehren, sondern vielmehr uns zu ändern, damit wir einsehen, dass vieles in unserem Leben geändert werden muss, um der Gaben, die Gottes Gnade uns zukommen lässt, würdig zu werden und auf heilige Weise anzuwenden.
2. Die Heilige Messe.
Was ist eine Heilige Messe?
Die Messfeier ist jedes Mal die Verewigung des Kreuzesopfers Christi auf unseren Altären.
Jesus hat den Priestern seine eigene gӧttliche Vollmacht verliehen: Brot und Wein in Leib und Blut Jesu Christi zu verwandeln.
Gleichzeitig hat Er die Priester auch dazu bevollmächtigt, die Feier des Heiligen Messopfers in einem bestimmten Anliegen der Gläubigen zu feiern.
Die katholische Kirche hat diese Praxis von Anfang an beibehalten, zum Beispiel zum Gedenken der Verstorbenen oder zu Ehren der heiligen Märtyrer.
3. Das Mess-stipendium, das dem Priester überreicht wird, dient weder dazu, die Messe, noch die dafür aufgewendete Zeit, zu bezahlen. Das wäre Simonie.
Aber es ist eine Opfergabe, mit der sich diejenigen, die den Priester bitten, das Messopfer Jesu Christi für bestimmte Intentionen zu feiern, stärker und kraftvoller, das heißt in persönlicher Weise, dem Opfer Christi anschließen und ihrem Anliegen Ausdruck verleihen.
Die Spende der Gläubigen hat in erster Linie diese Bedeutung: sich durch ein persönliches Opfer intensiver dem Opfer Christi anschließen zu wollen.
Wie du siehst, besteht der Wert der Messe für Verstorbene nicht darin, dass der Priester die Namen der Verstorbenen nennt, sondern in der engen Verbindung zum Opfer Christi, die sich durch die persönliche Beteiligung herstellt.
4. Die Höhe des Mess-stipendiums wird von der Bischofskonferenz festgelegt, um zu vermeiden, dass die Priester eigenmächtig handeln, und der Betrag ist so gering, dass es für jeden zu bewältigen ist.
Aber es bleibt die Tatsache: wer eine Messe feiern lässt, fühlt, dass diese Messe “seine” ist.
Sicherlich weiß er, dass das Opfer Christi einen allgemeinen und unendlichen Wert hat.
Er weiß aber auch, dass der Priester in dem Moment das Opfer Gott anbietet und es einer bestimmten Intention widmet, die er ihm anvertraut hat.
Ich denke, dass ich damit deine Frage beantwortet habe.
5. Das Opfer Christi hat schon an sich viele allgemeine Zwecke.
Aber der Priester, der sich den Wünschen der Gläubigen anschließt, fügt einen besonderen Zweck hinzu.
Dies gilt sowohl für Verstorbene, als auch für Lebende.
Wenn du nur wüsstest, wie wertvoll die Feier der heiligen Messe für das Gelingen bestimmter Unternehmungen, für unseren Schutz, unsere Gesundheit, sowie das Bewältigen bestimmter Schwierigkeiten ist!
Man denke nur an den Vater der Hl. Theresia vom Kinde Jesu, der beschloss, als sich seine geliebte Tochter in besorgniserregendem Gesundheitszustand befand (die Ärzte waren völlig verzweifelt und wussten nicht, was tun), zu ihrer Genesung eine Novene von Messen feiern zu lassen. Und am letzten Tag der Novene erholte sich die Tochter unerwartet schnell wieder.
Oder man denke an die Hl. Theresia vom Kinde Jesu, die als Mädchen von einem, zum Tode verurteilten, Verbrecher gehӧrt hatte. Nichts ließ darauf hindeuten, dass er zur Vernunft kommen würde. Sie bat den Herrn, ihr ein Zeichen seiner Reue zu geben. Daraufhin ließ sie eine Messe zur Bekehrung dieses Verbrechers lesen. Und dieser nahm dem Priester, kurz vor dem Tod, das Kruzifix aus den Händen und küsste es dreimal andächtig.
Der Hl. Ignatius von Loyola, der Priester war, feierte viele Messen für seine Intentionen und ließ viele andere von seinen Mitbrüdern feiern.
Gott sagte zu der Hl. Katharina von Siena: “Gebete und Tränen bewegen mich, der Welt Barmherzigkeit zu erweisen”.
Aber für Verstorbene hat die Messe den hӧchsten Wert, denn sie kӧnnen sich selbst nicht mehr helfen.
6. Du fragst mich: “Wenn nun ein Verstorbener niemanden hat, der für ihn Messen feiern lässt, ist er dann nicht benachteiligt im Vergleich zu anderen?”.
Es muss gesagt werden, dass unsere Gebete, einschließlich der Feier von Messen, Gott dargebracht und in seine Händen gelegt werden. Sie haben einen Wert des Erbittens, nicht des Befehls.
Außerdem kann es sein, dass die Person, für die wir die Messe feiern lassen, sie gar nicht nötig hat, weil sie bereits im Himmel ist oder sich hingegen unwiederbringlich auf der anderen Seite befindet.
Auf jeden Fall verliert die Messe keineswegs ihren Wert und der Herr, der den gerechten Lohn für die ausgeführte Geste der Großzügigkeit gibt, nutzt sie, zugunsten der allgemeinen Anliegen, für die Christus sein Opfer dargebracht hat.
In dieser Hinsicht sind sicherlich einige besser dran als andere, weil sie jemanden haben, der sich um sie kümmert.
Doch die Kirche vergisst niemanden. Es gibt nämlich viele Menschen, die gerade für die “verlassensten” Seelen im Fegefeuer Messen feiern lassen und für sie beten.
Diese Seelen nennen wir die “verlassensten”, weil es niemanden gibt, der speziell für sie betet. Aber jede Messe kommt in ihren allgemeinen Intentionen auch immer den verlassensten Seelen im Fegefeuer zugute.
Zweifellos verleiht aber die besondere Intention dem Gebet Kraft.
7. Du schreibst außerdem: “Darf man dafür Geld nehmen? Eine andere Sache sind Segnungen oder ähnliches (obwohl auch diese fragwürdig sind), bei denen der Priester einen außerordentlichen Dienst leistet und dafür bezahlt wird. Aber ist es in diesem Fall nicht übertrieben? Und worin unterscheidet es sich vom Ablasshandel?”
Der Hl. Paulus hat gesagt: “Wisst ihr, dass alle, die im Heiligtum Dienst tun, vom Heiligtum leben, und dass alle, die am Altar ihren Dienst tun, vom Altar ihren Anteil erhalten?” (1 Kor. 9,13).
Dann will die gegebene Geldspende, während sie bezeugt, dass wir enger mit dem Opfer Christi verbunden sind, auch ein Beitrag sein, der dem Priester zu seinem Unterhalt gegeben wird.
Grundsätzlich ist die Opfergabe, die dem Priester gegeben wird, dem geistlichen und ewigen Nutzen, der empfangen wird, unendlich unterlegen.
Es geht nicht darum, für seine Leistung zu bezahlen, das wäre Simonie. Aber man verspürt das Bedürfnis, etwas für ihn zu tun, der schließlich ja auch leben muss.
Das Gleiche gilt auch für die Segnungen. Dafür darf auch kein Geld entgegengenommen werden! Allenfalls darf man sich über eine Spende freuen. Viele Gläubige haben sogar das Bedürfnis, dies zu tun.
Der Ablasshandel (hätte es jemand im Laufe der Geschichte getan) ist eine regelrechte Simonie. Und die Kirche hat sie, wie du weißt, immer verurteilt.
8. Gott hat unsere Ratschläge nicht nötig, aber Er nimmt uns nur dann mit in den Himmel, wenn wir ein Herz haben, das den Seinem entspricht.
Der Herr möchte daher, dass wir voller Nächstenliebe sind und einander sowohl in der materiellen als auch in der geistlichen und übernatürlichen Ordnung gegenseitig helfen.
Gott weiß alles, und kennt auch unser Elend.
Aber er ermutigt uns, demütiger und heiliger zu werden, indem Er uns zu gegenseitiger Zuneigung und Fürbitte anregt.
Ich grüße dich, erinnere deiner besonders in der nächsten Messe und segne dich.
Pater Angelo