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Frage

Lieber Padre Angelo,

es ist schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal geschrieben habe! Erinnern Sie sich an mich? Ich bin Bernardo, derjenige, der Sie mit einer Unmenge von Briefen überhäuft hat!

Diesmal habe ich eine ziemlich herausfordernde Frage an Sie:  Welche Argumente kӧnnte ich denjenigen entgegensetzen, die nicht an die Existenz Gottes glauben, geschweige denn, an Jesus als Gottes Sohn, und die sich der Kirche “widersetzen”?  In meiner Schule gibt es viele von denen.  Insbesondere wäre es mir wichtig, ein Mädchen aus  meiner Klasse zu überzeugen, das glücklicherweise nicht so unnachgiebig zu scheinen mag.  Auch einen anderen Mitschüler, den ich immer im Bus treffe, würde ich gern umstimmen. Dies scheint jedoch eine ziemliche Herausforderung zu sein.  Aber ich will es versuchen!

Wenn Sie möchten, erkläre ich Ihnen besser, wie diese beiden denken.  Auf jeden Fall bitte ich Sie, mir zu helfen.  

Nehmen Sie sich gern die notwendige Zeit dafür, denn mir ist klar, dass es keine banale Frage ist. 

Ich warte gespannt auf Ihre Antwort. 

In der Zwischenzeit danke ich Ihnen. 

Bernardo


Antwort des Priesters 

Lieber Bernardo

Du stellst mir drei Fragen. Damit die Antwort nicht zu lang wird, gebe ich dir drei getrennte Antworten.  

1. Menschen aller Zeiten haben die Existenz Gottes in Frage gestellt.

Selbst dort, wo es atheistische Regime gab, die versucht haben, jede Spur von Religion zu beseitigen, ist die Religion, lebendiger als je zuvor, wieder aufgetaucht.

Was das zu bedeuten hat?

Das bedeutet, dass die religiӧse Frage typisch für die menschliche Natur ist.

Tiere stellen sich diese Frage nicht.  Menschen schon. 

Und sie fragen sich: was ist der Sinn des Lebens, in welche Richtung es geht, wo es herkommt.

Diderot, Herausgeber der französischen Enzyklopädie, sagte, es sei genug, auf das Auge und den Flügelschlag eines Schmetterlings zu schauen, um jeden Atheisten auszuschalten.

Der berühmte Entomologe Fabre sagte, als er eines Tages ein Insekt in die Hand nahm, es sei nicht mehr nötig, dass ihm jemand die Existenz Gottes beweise. 

Ihm war alles klar.

2. Der erste große Beweis für die Existenz Gottes ist die Vollkommenheit der Natur, die eine unendliche Weisheit offenbart.  Denken wir nur an die Gesetze, die das Auge oder den Schmetterlingsflügel regeln.  Die Farben, der feine Staub, der den Flügel bedeckt, die Struktur des Flügels, die es ihm ermöglicht, sich schmerzfrei zu bewegen.

Im Flügel eines Schmetterlings steckt eine Weisheit, die die Menschen immer wieder entdecken.  Und was über einen Schmetterlingsflügel gesagt wird, kann auf jede andere Realität übertragen werden.

Man denke nur an die Entstehung und Entwicklung des menschlichen Organismus:  zuerst die Bildung der beiden Gameten, dann der Zygote (der ersten lebenden Zelle) und danach alles, was sich daraus durch einen wunderbaren Plan ergibt.  Der Mensch trägt bestenfalls durch Forschung und Medizin dazu bei, doch es geht nicht ums Schaffen.  Denk nur an die verschiedenen Organen, die perfekt positioniert und in ständiger Abhängigkeit voneinander sind.  Denk beispielsweise an die Knochen. In einem Fuß gibt es zirka zweihundert und jeder einzelne davon ist unentbehrlich. 

Denk an die Fähigkeit des Sprechens: beim Sprechen wird eine unendliche Anzahl von winzig kleinen und perfekten Muskeln aktiviert.   

Deutet eine so vollkommene Weisheit nicht darauf hin, dass sein Gesetzgeber mindestens genauso weise ist?

Kann sich die Materie selbst so perfekte Gesetze geben? Nehmen wir ein Blatt Papier: Bitten wir dieses Papier, sich selbst einige Gesetze zu geben … Die anderen würden uns für verrückt halten! Und sie würden nicht ganz falsch liegen!

3. Gehen wir nun von den Organen der Lebewesen zur Himmelsdecke über: wir können dort eine Myriade von Sternen betrachten. 

In der Schule wird uns beigebracht, dass sich all diese Sterne fortbewegen und Millionen und Abermillionen Lichtjahre von uns entfernt sind (ein unvorstellbarer Abstand) und jeder dreht sich um einen Orbit, den sich nicht die Sterne gegeben haben.   

Du wirst mir erwidern, dass es das Gesetz der Schwerkraft gibt, das Gleichgewicht zwischen Zentrifugal- und Zentripetalkräften …

Alles wahr.   Allerdings geht dies seit Millionen und Abermillionen von Lichtjahren so weiter (nicht nur Millionen und Abermillionen von Jahren, sondern Lichtjahren).

Es hat nie eine Feuersbrunst oder dergleichen gegeben.

Alles läuft nach den vollkommensten Gesetzen weiter, wie eine Uhr, die auf die Sekunde genau geht. 

Die Tiere machen sich keine Gedanken über die Sterne am Himmel.  Die Menschen schon.  Sie haben sogar ein ungeheures Wissen entdeckt und entwickelt: die Astronomie. 

Es sind nicht die Menschen, die die Wege der Sterne bestimmen: sie entdecken sie nur.  Aber auch nicht die Sterne legen diese Wege fest.  Der Verstand sieht in all dem, die Hand eines Schӧpfers, der, die in den von Ihm geschaffenen Dingen eingeschlossene unendliche Weisheit, beherrscht.  Und diesem Schӧpfer geben wir den Namen Gottes.  

Bernardo, sag einmal: Wenn du beim Betreten des Klassenzimmers ein wunderbares Bild siehst, kannst du sagen, dass es von allein entstanden ist?

Weder die Farben noch die Gestalten oder der Rahmen sind von allein entstanden.  

Sag einmal Bernardo: Wenn du beim Betreten des Klassenzimmers ein wunderbares Bild siehst, kannst du sagen, dass es von selbst gemacht wurde?

4. Wenn wir nun zu den Denkern und Philosophen kommen, wirst du merken, dass auch sie viel über dieses Thema nachgedacht haben.   Und sie sind zu vernünftigen und akzeptablen Schlussfolgerungen gekommen.  Eine davon ist folgende: der Mensch ist ein Wesen, das der Reflektion fähig ist. Damit wird er sich seiner Kontingenz bewusst.

Mit Kontingenz ist gemeint, dass er existiert, aber auch nicht existieren kann. Und das ist eine offensichtliche Tatsache, die niemand in Frage stellen kann. Aber wenn wir existieren und wissen, dass wir vielleicht gar nicht existieren, bedeutet dies, dass wir nicht die Quelle des Seins (den Grund des Seins) in uns haben, sonst hätten wir uns für immer Existenz gegeben und würden sie für immer behalten. Wenn wir also existieren, obwohl wir den Grund des Seins nicht in uns haben, bedeutet das, dass der Ursprung unseres Seins in einem Anderen ist, Der anders als wir, und zwar nicht kontingent ist.  Er hat aber den Ursprung des Seins in sich, existiert seit jeher und für immer.  Und dieses Wesen nennen wir Gott.  

Würde dieses Wesen nicht existieren, müssten wir zu einer absurden Schlussfolgerung kommen: es existieren viele Wesen, die aus dem Nichts erscheinen.

Ihre Existenz kommt aus dem Nichts und wird vom Nichts empfangen.

5. Soweit, was die menschlichen Überlegungen betrifft, lieber Bernardo.

Daraus können wir mit Sicherheit schließen, dass Gott existiert, dass Er unendlich weise ist, dass Er das vollkommenste Wesen, der Herr und Schöpfer des Himmels und der Erde ist.

Der hl. Augustinus schreibt: “Hinterfrage die Schönheit des Landes, des Meeres, der verdünnten und ausgedehnten Luft überall; stell die Schönheit des Himmels in Frage … stell all diese Realitäten in Frage.  Alle werden sie dir antworten: schau uns an und sieh, wie schӧn wir sind. Ihre Schönheit ist wie ihre Lobeshymne. Nun, diese Kreaturen, so schön und doch veränderlich, wer hat sie denn erschaffen, wenn nicht Einer, der unveränderlich schön ist?” (Sermones, 241,2).

Auch die Heilige Schrift erinnert uns daran, dass diese Schlussfolgerungen mit der alleinigen Verwendung der Vernunft erreicht werden können, ohne den Glauben hinzuzuziehen.  Und das auf so eindringlicher Weise, dass sich daraus folgern lässt, wer nicht  zur Gotteserkenntnis kommt,  “ist nicht zu entschuldigen”.

Der hl. Paulus behauptet:  “Denn es ist ihnen offenbar, was man von Gott erkennen kann; Gott hat es ihnen offenbart.  Seit Erschaffung der Welt wird nämlich seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit” (Rӧm 1,19-20).

Und fügt hinzu, dass diejenigen, die, trotz allem, nicht zur Erkenntnis der Existenz Gottes kommen und sich als Atheisten bekennen, “unentschuldbar sind” (Rӧm 1,21).

Im Gespräch mit den Einwohnern von Lystra sagt der hl. Paulus:  “Wir bringen euch das Evangelium, damit ihr euch von diesen Nichtsen zu dem lebendigen Gott bekehrt, der den Himmel, die Erde und das Meer geschaffen hat und alles, was dazugehört. Er ließ in den vergangenen Zeiten alle Heidenvölker ihre Wege gehen. Und doch hat er sich nicht unbezeugt gelassen: Er tat Gutes, gab euch vom Himmel her Regen und fruchtbare Zeiten; mit Nahrung und mit Freude erfüllte er euer Herz ” (Apg. 14,15-17).

Schon im Alten Testament kann man lesen: “Ohne Verstand waren von Natur aus alle Menschen, denen die Gotteserkenntnis fehlte. Aus den sichtbaren Gütern vermochten sie nicht den Seienden zu erkennen, obwohl sie Seine Werke betrachteten. 

Dagegen hielten das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft, den Kreis der Gestirne, die gewaltige Flut oder die Welt beherrschenden Himmelsleuchten für Götter. 

Wenn sie diese, entzückt über ihre Schönheit, schon für Götter hielten, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel besser ihr Gebieter ist, denn der Urheber der Schönheit hat sie erschaffen.

Denn aus der Größe und Schönheit der Geschöpfe wird in Entsprechung ihr Schöpfer erschaut (…) Doch auch sie sind unentschuldbar; wenn sie durch ihren Verstand schon fähig waren, die Welt zu erforschen, warum fanden sie dann nicht eher den Gebieter von alldem?” (Weish. 13,1-9).

6. Die Idee Gottes auf dessen Existenz schlusszufolgern ist jedoch nicht dasselbe wie sich dem christlichen Glauben anzuschließen.

Die Schlussfolgerung, dass Gott existiert, ist in erster Linie keine Tatsache des Glaubens, sondern eine Tatsache der Vernunft.

Viele sind, unabhängig von der christlichen Offenbarung, darauf gekommen.  

Es ist jedoch die Hilfe von Gott selbst erforderlich, um seine gӧttliche Offenbarung zu empfangen, das heißt um zu glauben, dass Er sich durch Christus offenbart hat.  

Aber weiteres dazu in der nächsten Folge.  

Ich danke dir für deine Frage.

Ich schließe dich, deine Freunde und Mitschüler in mein Gebet ein und segne euch.

Padre Angelo