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Frage

Guten Abend Padre,

Ich schreibe Ihnen wegen eines starken Zweifels, den ich in hege und der mir, auch nach langer Zeit, immer noch Sorgen und Bedenken bereitet.  

Als ich 19 Jahre alt war (jetzt bin ich 27), wurde ich schwanger . Als ich es meinem damaligen Freund mitteilte, diskutierten wir darüber und er riet mir, abzutreiben, denn wir waren beide jung und noch nicht dazu bereit.  Obwohl ich mich noch erinnern kann, dass es mir wirklich leid tat  (vor allem, als ich auf dem Monitor sein winziges Herzchen schlagen sah)  wusste ich nicht, wie ich es schaffen sollte, das Kind großzuziehen, weil mein Arbeitsplatz weit entfernt war von zu Hause. Damit möchte ich mich in keiner Weise rechtfertigen, aber ich habe schließlich nachgegeben und begonnen, mich über diese verdammte Praktik zu informieren. 

Aufgrund meines geringen Glaubens, war ich mir der Ernsthaftigkeit dieser Tat nicht bewusst.

Durch eine Schwangerschaftsberatungsstelle fand ich sogar einen Termin für die Klinikaufnahme. 

Aber ich habe diese Klinik nie betreten und es kam nicht zu einer  freiwilligen Abtreibung.

Mittlerweile sagte mir ein Frauenarzt bei einer zweiten Ultraschalluntersuchung an der Schwangerschaftsberatungsstelle, dass es bei dem zweimonatigen Baby um eine extrauterine Schwangerschaft handle und die Überlebenschancen des Fetus sehr gering waren.   Nach wenigen Tagen trat der Fetus, unter Schmerzen, spontan aus, ich habe das Baby verloren.  Es war für mich keine einfache Zeit, da ich von Seiten meiner Familie keine Unterstützung bekam und keinen Glauben hatte.  Ich erinnere mich, dass es mir einerseits wirklich leid tat, aber andererseits war alles wie durch Verwirrung getrübt. 

Ich schäme mich sehr, zugeben zu müssen, dass ich erst später den wahren Schmerz dieses Geschehnisses  wahrgenommen habe.

Nach dieser Zeit geschahen eine Reihe von aufeinanderfolgenden Ereignissen, wofür ich Gott dankbar bin.

Zunächst  einmal bekam ich, aus purem Zufall, einen Job als Kinderanimateurin angeboten, den ich annahm, und dann merkte ich bald, dass es mir gut tat, mit den Kindern zu scherzen, zu spielen und durch die Spiele, ihren Teamgeist zu fördern. Das führte mich dazu, bewusster über die Fehlgeburt nachzudenken. In einem Wallfahrtsort ging ich zur Beichte….weil ich mir der Schwerwiegigkeit meiner damaligen Absicht, abzutreiben, voll bewusst geworden war.

In den darauffolgenden Jahren hatte ich die Gelegenheit eine… örtliche Grundschule zu besuchen, wo ich von Kindern umgeben war, die wollten, dass ich ihnen Englisch beibringe. 

Und schließlich kam dann meine süße, zweijährige Tochter auf die Welt, die mein ganzes Glück ist und für die ich Gott so dankbar bin. Aber hier nun zu meiner Frage an Sie.

Als ich zustimmte, mir über die Abtreibung Informationen einzuholen, habe ich eine Sünde begangen, durch die Absicht, abzutreiben (obwohl es sich am Ende um Fehlgeburt handelte).

Gilt diese Sünde als gleich schwer wie die Tat selbst, auch wenn es sich um eine leidvolle Entscheidung gehandelt hat?

Seit Jahren trage ich diese schwere Last mit mir herum (was ich allerdings bereitwillig als Strafe in Kauf nehme).

Was wäre, wäre es zu keiner Fehlgeburt gekommen? Hätte ich abgetrieben oder vielleicht nicht? 

Ich danke Gott, dass Er mir die Gnade gegeben hat, mich um Kinder kümmern zu können, (jetzt vor allem um meine Tochter) aber wird Er mir vergeben? Wird er diese Absicht zu sündigen, vergeben?

Und auch die Tatsache, dass ich mir erst nach einer gewissen Zeit der Schwere dieser Sünde bewusst geworden bin?

Ich danke Ihnen,  padre.


Antwort des Priesters

Liebe Leserin,

1. Entschuldige, dass ich erst jetzt dazu gekommen bin, dir zu antworten.

Umso mehr tut es mir leid, da du dir eigentlich ein trostvolles Wort verhofftest.  Nach fast acht Monaten gebe ich es dir. 

2. Auch wenn du beabsichtigt, bzw. den Entschluss gefasst hattest, abzutreiben -was natürlich eine schwere Sünde ist- hat dich Gott aber davon abgehalten, es zu tun.

Die  Durchführung einer Absicht verschlimmert nämlich die Sünde, weil der Entschluss,  Böses zu begehen, dadurch mehrmals wiederholt wird. 

3. In unserem Fall ist ein Zeichen dafür die Tatsache, dass die Kirche nur diejenigen exkommuniziert, die abtreiben. 

Wenn die Abtreibung nicht durchgeführt wird, wird man nicht exkommuniziert, wie ernst die Absicht auch sein mag.

Dies deutet darauf hin, dass zwischen Entschluss und Durchführung ein Zeitraum liegt, in dem das Unvorhersehbare passieren kann.

Dir hätte es auch passieren kӧnnen, im letzten Moment anders zu entscheiden.

Auch wenn deinerseits nicht die Absicht dazu bestand.

Aber du musst zugeben, dass alles hätte passieren können.

4. Wie gesagt, wollte der Herr nicht, dass du dich dieses Verbrechens schuldig machst.   Wenn bereits die Absicht, abzutreiben, dir schon eine Qual ist, dann kannst du dir gar nicht vorstellen, wie du dich jetzt fühlen würdest, wäre dieses schreckliche Ereignis tatsächlich passiert.  

Ich wiederhole: der Herr hat dich davon abgehalten. 

Und dafür musst du Ihm ewig dankbar sein.  

5. An der Vergebung der Kirche darfst du nicht zweifeln. 

Auch Gott hat dir vergeben, aber man kann gut nachvollziehen, dass du dir selbst nicht vergeben kannst.  

Aber das Entscheidende am Ende ist Gottes Vergebung, nicht deine.

6. Abschließend möchte ich dir noch etwas sagen: Wie du weißt, denkt die Kirche gern, dass dieses spontan abgetriebene Baby im Himmel ist.

Bitte ihn um Vergebung für die Absicht, die du ihm gegenüber hattest.

Lass für ihn ein paar Messen feiern: nicht als Fürbitte zur Vergebung der Sünden, denn er hat ja keine begangen, sondern damit der Herr dadurch seine Seligkeit im Paradies erhӧht.

Das ist die wahrste Liebe. 

Damit liebst du ihn am effektivsten weiter.  

Vom Himmel aus wird er dich belohnen, in Erwartung der ewigen Umarmung.

Ich segne dich, wünsche dir alles Beste und schließe dich in mein Gebet ein. 

Padre Angelo