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Frage
Padre Angelo
Nachdem ich einige Ihrer Antworten auf Fragen zum Judentum und Katholizismus gelesen habe, stelle ich Ihnen nun folgende Frage: Ich habe nicht so gut verstanden, wer Jesus Ihrer Meinung nach war und wozu?
Herzliche Grüße
Luigi
Antwort des Priesters
Lieber Luigi,
1. Die Frage, die du mir stellst, setzt voraus, dass Jesus ein Mann der Vergangenheit ist. Wenn es so wäre, wäre Jesus ein Mann wie jeder andere. Vielleicht der mächtigste Mensch in der Geschichte, aber immerhin ein Mensch.
2. Vorab möchte ich sagen, dass mein Konzept von Jesus nicht von mir stammt. Es basiert auf dem, was Jesus über sich selbst gesagt hat und was Er mit seinem eigenen Leben bezeugt hatte.
Das ist also Jesus für mich: die gӧttliche Weisheit, die sich den Menschen offenbart hat, indem Er die Menschennatur angenommen hat: “Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt ” (Joh 1,14).
Da ich davon überzeugt bin, gefallen mir besonders die zwei Aussagen des Hl. Paulus über die Gӧttlichkeit Jesu: Jesus ist: “unser großer Gott und Retter” (Tit 2,13) und auch “Gott, der über allem ist, er sei gepriesen in Ewigkeit” (Rӧm 9,5).
3. Das Zeugnis, das er davon abgelegt hat, besteht aus seinen Werken, seiner Predigt und seinem eigenen Leben.
Beginnen wir mit seinem eigenen Leben. So wie seine Gesprächspartner, von denen im Evangelium die Rede ist, fragt Jesus auch mich: “Wer von euch kann mir eine Sünde nachweisen?” (Joh. 8,46).
Wo kann ich in seinen Worten, in seinen Werken, in seinem Verhalten einen Fehler entdecken?
In allem verstehe ich, dass ich nicht einfach vor einem Mann stehe, sondern vor “Der über allem ist, er sei gepriesen in Ewigkeit” (Rӧm 9,5).
Seine Selbstgewissheit, vom Vater zu kommen, vom Himmel herabgekommen zu sein, und eins im Vater zu sein, überwältigt mich.
Unmöglich dies zu bestreiten.
4. Denn seine Werke legen Zeugnis über Ihn ab.
Da gibt es zunächst die Wunder, die er aus eigener Kraft vollbracht hat, ohne zuerst, wie die Heiligen, zu Gott beten zu müssen.
Er zeigt sich als Herr des Lebens und des Todes, als er die tote Tochter von Jairus bei der Hand nimmt und ihr sagt: “Ich sage dir, steh auf” (Mk. 5,41). Dasselbe tut er mit dem Sohn der Witwe von Nain (vgl. Lk 7,14) und mit Lazarus, als Er ihn mit einem Wort lebendig aus dem Grab holt (vgl. Joh 11,43)
Er zeigt sich als Herr der Natur, als er das stürmische Meer beherrscht und es sofort still wird.
Er zeigt sich als Herr der Materie, als er bei der Hochzeit in Kana Wasser in Wein verwandelt und Brote und Fische vermehrt, um tausende Menschen zu sättigen.
Er heilt augenblicklich jede Art von Krankheit im Volk.
Er muss kein besonderes Ritual durchführen, um all dies zu tun: ein Willensakt von Ihm reicht aus, ein Wort von Ihm manifestiert, die gleiche Kraft zu haben wie Gottes schöpferische Worte: “Gott sprach: «Es werde Licht!». Und es wurde Licht” (1.Mose 1,3).
5. So mancher hat geglaubt, dass Jesus durch die Kraft handelte, die Ihm Beelzebul, der Schlimmste von allen Dämonen, verliehen hatte (Mk. 3,22).
Er aber erwiderte: “Wenn ein Reich in sich gespalten ist, kann es keinen Bestand haben” (Mk. 3,24).
Und: “Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist das Reich Gottes schon zu euch gekommen” (Lk. 11,20).
6. Dann ist da noch die Autorität und Helligkeit Seiner Lehre, die auch uns, so wie die zur Festnahme Jesu geschickten Soldaten, dazu bringen, zu sagen: “Noch nie hat ein Mensch so gesprochen!” (Joh. 7,46).
7. Jesus ist also Gott, der Mensch geworden ist.
Und auch als Mensch ist Er nicht wie die anderen, die verstorben sind. Christus ist nicht tot, denn Er ist von den Toten auferstanden: “Ich war tot, doch siehe, ich lebe in aller Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt” (Offb. 1,18).
Deshalb habe ich durch seine Gegenwart, sein Wort, seine Sakramente und Sein unsichtbares Tun in jedem Augenblick “Auferstehung und Leben” (Joh. 11,25).
8. Und ich vertraue darauf, dass es auch im allerletzten Moment meines Lebens so sein wird, wenn ich Ihm, trotz vieler Lauheit und Schwächen, mein nur für Ihn gelebtes Leben, übergeben werde.
Ich danke dir, dass du mich angeregt hast, eine der besten Fragen, die mir je gestellt worden ist, zu beantworten.
Ich schließe dich in mein Gebet ein und segne dich.
Padre Angelo