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Frage 

Lieber P. Angelo,
mein Name ist Franco F. und ich bin hier, um Sie um Ihren geistlichen und pädagogischen Rat zu bitten. Ich bin Grundschullehrer und unterrichte zwei fünfte Klassen. Neben anderen Fächern unterrichte ich auch die katholische Religion. In diesen Klassen gibt es zwei Schülerinnen, deren Väter verstorben sind: der eine an einer schweren Krankheit, der andere hat Selbstmord begangen, indem er sich zu Hause erhängt hat.

Meine Kollegen und ich haben mit den Müttern darüber gesprochen, wie wir den Kleinen am besten helfen können. Die Mutter des Mädchens, dessen Vater Selbstmord begangen hat, will ihrer Tochter davon erzählen (schon allein daher, um zu verhindern, dass sie es auf unangemessene Weise durch ihre Klassenkameraden erfährt), und wie ich sie kenne, wird sie mich nach dem Grund fragen und warum Gott so etwas zugelassen hat?

Nun wollte ich mich rechtzeitig an Sie wenden, um zu wissen, wie ich mich verhalten soll und um bereit zu sein, dem Kind eine vom Glauben erhellende „Erklärung“ zu geben und ihm etwas Trost spenden zu können. Aber vor allem, um mit fester Überzeugung bekräftigen zu können, dass es die Liebe Gottes nicht anzweifeln darf.

Angesichts dieser Dinge gerät meine Intelligenz ins Wanken und es kostet mich selbst viel Kraft, mich dem Geheimnis des Glaubens zu öffnen und Gott trotz allem zu lieben. Ich möchte den Kindern eine Antwort geben, finde aber keine, und was ich am meisten bedauere ist, dass sie den Glauben verlieren und das Gefühl haben könnten, Gott sei weit weg.

Danke. Einen lieben Gruß und möge der Herr Sie segnen. Gianfranco F.


Antwort des Priesters

Lieber Gianfranco,
wahrscheinlich ist es das Beste, ganz offen mit ihnen zu sprechen.
Warum Gott so etwas zulässt? Weil er den Menschen die Freiheit geschenkt hat.
Warum hat mein Papa das gemacht? 

Wir können es nicht verstehen, denn das Herz des Menschen ist ein Abgrund, den nur Gott ganz genau kennt.

Gerade in diesen Fällen gilt das Wort Jesu: „Richtet nicht“.

Du kannst auch sagen, dass Gott das Böse nur zulässt, um es in den Dienst eines höheren Gutes zu stellen. Nur ist dieses höhere Gut für uns im irdischen Leben nicht immer vollständig erkennbar. Wir müssen auf das ewige Leben warten, um es zu verstehen. 

Dort werden wir direkt in die Gedanken Gottes sehen und alles begreifen können, auch was sich hier auf Erden nicht erklären lässt.

Du solltest die Kleine aber auch dazu auffordern, mit ihrem Papa in Verbindung zu bleiben und viel für ihn zu beten. Bald wird sie erkennen, dass ihr Vater, vom Jenseits aus, sich mehr um sie kümmert, sie liebt und für ihre Bedürfnisse sorgt, als er es von hier aus hätte tun können.
Sag ihr, dass sie den Papa nicht verloren hat. Oder vielmehr, dass sie ihn nur materiell verloren hat, aber dass er lebendiger ist als wir es sind. Die Liturgie der Kirche betet wie folgt: “Deinen Gläubigen, Herr, wird das Leben nicht genommen, sondern umgewandelt, und während die Wohnung des irdischen Exils zerstört wird, wird eine ewige Wohnung im Himmel vorbereitet”.

Letzteres gilt auch für das Kind, das seinen Vater durch eine Krankheit verloren hat.

Ich danke dir für die Frage, die wir nur nach Gefühl beantworten können, denn es handelt sich um den Glauben, etwas nicht Sichtbarem.

Ich begleite dich und diese Schülerinnen mit meinem Gebet und segne euch.
Pater Angelo