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Frage
Lieber Pater Angelo,
ich lebe in der Schweiz (im deutschsprachigen Teil des Landes), verfolge aber regelmäßig und mit Interesse Ihren Blog und vor allem Ihre Antworten.
Wenn ich in Italien bin, besuche ich oft und gerne italienische Gottesdienste, um die Unterschiede zwischen der Schweiz und Italien zu verstehen.
Ich versuche, ein guter Christ zu sein, keine Sünden zu begehen. Da ich gerade mal 23 Jahre alt bin, ist die Sexualität für mich die schwierigste Prüfung, die ich bewältigen muss, um Gott wohlgefällig zu sein. Nachdem ich nun auf Ihrer Seite verschiedene Antworten gelesen habe, ist mir klar geworden, dass man nach einer schweren Sünde, wie es die Selbstbefriedigung ist, bei einem Priester beichten gehen muss. Nun stellt sich mir die Frage, ob man das auch hier in der Schweiz so tun muss. Da ich hier nirgends Aufschluss darüber finde und auch keine deutschsprachige Webseite kenne, wo ich das Thema ansprechen könnte, wende ich mich an Sie.
Leider verfalle ich gelegentlich in die Sünde der Selbstbefriedigung. Nach solchen Handlungen fühle ich mich unrein, wie es sich gehört, aber ich frage mich, warum ich es nicht schaffe, davon loszukommen. Hier in der Schweiz gehe ich fast jeden Sonntag zur Messe. Aber die Beichte gilt hier als eine alte Tradition und existiert fast nicht mehr. Eigentlich bin ich in meinem Leben noch nie zur Beichte gegangen. Selbst als ich gefirmt wurde, war davon keine Rede, da sie nicht so oft praktiziert wird. In der Tat kenne ich nur sehr wenige Menschen in meinem Alter, die jemals beichten gegangen sind. Und um ehrlich zu sein, wäre es mir sehr peinlich, mit einem Priester über Selbstbefriedigung zu sprechen.
Beim Lesen Ihrer Antworten ist mir klar geworden, dass es eine Sünde ist, nach der Selbstbefriedigung zur Kommunion zu gehen, ohne vorher gebeichtet zu haben. Selbst nachdem ich Ihre Antwort an eine andere gläubige Person gelesen hatte, habe ich weiterhin während der Messe an der Kommunion teilgenommen, aber diese Angelegenheit bereitet mir jetzt Sorgen. Wie beurteilt Gott Ihrer Meinung nach mein Verhalten? Leider war ich mir der Ernsthaftigkeit der Tat voll bewusst, auch wenn Gott vielleicht die Tatsache berücksichtigt, dass es, wo ich wohne, ziemlich unüblich geworden ist, beichten zu gehen.
In Ihren Antworten habe ich gelesen, dass es nicht als schwere Sünde gilt, wenn man sich der Sünde nicht bewusst ist. Bevor ich den Glauben fand, wusste ich nichts über Sünde und ehrlich gesagt war es mir auch egal. Deshalb ist meine Sünde nun schwerwiegender, wenn man sie mit der gleichen Sünde einer ungläubigen Person vergleicht, die sich der Schwere der Sünde nicht bewusst ist. Ich nehme noch einmal das Thema Selbstbefriedigung als Beispiel: Ist es schwerwiegender, wenn ich mich selbstbefriedige, als wenn es ein Ungläubiger tut, den es nicht kümmert? Eine weitere Frage, die ich mir stellte, war, ob Gott auch die Tatsache wertschätzt, dass ich mich bei vielen Gelegenheiten geweigert habe, Sex zu haben, weil ich eine solide und ernsthafte Beziehung mit einem Mädchen suche.
Ich weiß, dass ich mit dem Masturbieren eine schwere Sünde begehe, aber glauben Sie, dass meine Mühe den Versuchungen zu widerstehen, oder das schlechte Gewissen nach der Tat zu meinen Gunsten wirkt? Meine Freunde sagen mir oft, ich sei zu gut für diese Welt, halten mich für verrückt, wenn ich Gelegenheiten zum Sex ablehne, und reden oft über ihre sexuellen Abenteuer mit anderen Frauen. Ich habe von Ehebrechern, betrogenen Ehefrauen, betrogenen Ehemännern usw. gehört. Wenn ich sie oft so reden höre, tröstet mich der Glaube, dass ich, wo ich mich doch nur selbst befriedige, infolgedessen Gott trotzdem wohlgefällig bin.
Vielen Dank im Voraus für Ihre wertvolle Antwort. Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr.

Antwort des Priesters
Lieber Besucher,
es freut mich, dass du zu unserer Seite gefunden hast, um hier Antworten für dein christliches Leben zu finden.
Es freut mich, dass der Herr auch uns benutzt hat, um dir entgegenzukommen und dich nicht allein zu lassen.

  1. Wenn ich richtig verstanden habe, ist es noch nicht lange her, dass du Christus wieder näher gekommen bist, und einige Dinge sind dir noch nicht ganz klar.
    Es gibt derzeit zwei Sünden in deinem Leben, die dich daran hindern, in der Gnade Gottes zu sein. Die unreinen Handlungen, die du an deinem Körper vollziehst, und manchmal auch das Versäumnis der Hl. Messe.
  2. Das größte Problem ist jedoch die sakramentale Beichte, die in deiner Gegend anscheinend nicht mehr praktiziert wird.
    Würde das stimmen, wäre dies eine absurde Situation: Die Kirche, Dienerin des Erlösers, unterlässt es, durch das Sakrament der Buße oder der Versöhnung die Erlösung Christi auf ihre Gläubigen anzuwenden.
    Sehr unwahrscheinlich, dass dies der Fall ist.
  3. Du schreibst, du bist 23 und noch nie in deinem Leben zur Beichte gegangen.
    Vielleicht hast du noch nie von diesem Sakrament gehört, weil du den Katechismus zur Vorbereitung auf die Sakramente der Kommunion und der Firmung nicht vollständig besucht hast.
    Ich bin jedoch sicher, dass der Pfarrer, wenn du zu ihm gehst und ihn bittest, dir die Beichte abzunehmen, nicht nein sagen wird und dir bestimmt den richtigen Hinweis gibt.
  4. In der Schweiz, wie überall auf der Welt, gilt die Mahnung Christi: “Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.” (Joh 20,23).
    Die Beichte ist eine von Gott überliefertes Gebot, daher nach göttlichem Recht notwendig.
    Niemand kann sich dem entziehen, was der Herr festgelegt hat.
    Johannes Paul II. schrieb in seiner Enzyklika Ecclesia de Eucaristia:”In diesem Sinn hält der Katechismus der Katholischen Kirche (n. 1385) mit Recht fest: «Wer sich einer schweren Sünde bewußt ist, muß das Sakrament der Buße empfangen, bevor er die Kommunion empfängt«. Ich möchte deshalb bekräftigen, daß in der Kirche die Norm gilt und immer gelten wird, mit der das Konzil von Trient die ernste Mahnung des Apostels Paulus (vgl. 1 Kor 11, 28) konkretisiert hat, indem es bestimmte, daß dem würdigen Empfang der Eucharistie »die Beichte vorausgehen muß, wenn einer sich einer Todsünde bewußt ist»” (Ecclesia de Eucharistia 36).
  5. Deshalb musst du beichten gehen.
    Dem Priester wirst du sagen: „Ich habe allein Sünden der Unreinheit begangen und manchmal die Sonntagsmesse geschwänzt“.
    Du wirst ihm auch sagen: „Ich bin in meinem Leben noch nie zur Beichte gegangen. Dies ist das erste Mal“.
    Des Weiteren wirst du ihm sagen: „Ich habe mehrmals die Heilige Kommunion empfangen, ohne gebeichtet zu haben“.
  6. Du schreibst, dass die Beichte dort, wo du herkommst, ziemlich ungewöhnlich sei. Wenn dies wirklich so ist, verstehe ich, warum gerade die Schweizer Bischöfe, auf den Vorschlag hin, verheirateten Männern das Priestertum zu übertragen, sagten, das größte Problem in der Schweiz sei nicht der Mangel an Priestern, sondern der Mangel an Glauben.
    Wenn es keinen wahren Glauben gibt, keinen Glaubensweg, wenn es den Menschen erlaubt ist, in Sünde zu leben und Sakrilegien zu begehen, wie können dann Berufungen entstehen?
    Wir kommen Gott nicht näher, indem wir uns von Ihm entfernen!
  7. Du schreibst, dass du unter meinen Antworten gelesen hast, dass wenn das Wissen fehlt, eine falsche Handlung zu begehen, es keine subjektiv schwere Sünde ist. Das stimmt. Wenn du jedoch unwissentlich ein Gläschen Gift trinkst, stirbst du trotzdem. Du fügst zwar nicht die Sünde des Selbstmords hinzu, aber was den Tod betrifft, ist die Wirkung identisch.
    Das bedeutet, dass die Begehung unreiner Taten, ohne zu wissen, dass es sich um Todsünden handelt, sicherlich bedeutet, dass die Tat weniger schuldig oder sogar subjektiv bestreitbar ist. Allerdings bringt es auch eine Störung in die Tiefen des Selbst mit sich, denn Sexualität berührt den intimen Kern des Menschen.
    Das jahrelange Fortbestehen dieser Störung, die die Grundveranlagung eines Menschen beeinträchtigt, ohne die geringste Abhilfe zu bringen, kann zwangsläufig Konsequenzen für das eigene Gefühls- und Beziehungsleben haben. Zu wissen, dass es sich um eine schwere Sünde handelt, ist bereits eine Gnade, denn als erstes müssen wir lernen, die Dinge beim Namen zu nennen und als zweites den Wunsch zum Kampf einsetzen.
    Mit Gottes Hilfe kann auch diese Störung endgültig behoben werden.
  8. Zum Schluss ist der Wille, eine solide und ernsthafte Beziehung zu einem Mädchen mit gesunden Prinzipien und christlichen Werten aufzubauen, sicherlich zu deinen Gunsten. Und gerade deshalb respektierst du Mädchen und gibst nicht der Versuchung nach, sie als Ding zu benutzen.
    Und es ist sicherlich auch ein gutes Zeichen, dass du dir bewusst geworden bist, durch die Selbstbefriedigung deine Seele befleckt zu haben.
    Aber das ist noch nicht genug, um sich Gott wohlgefällig zu fühlen. Das wirst du erst nach der Beichte sein, wenn Gott selbst durch den Priester deine Seele wäscht und sie mit dem Blut Christi heiligt.
    Es ist nicht der Vergleich mit anderen, der dich Gott wohlgefällig macht, auch weil andere, die objektiv viel schwerere Sünden begehen, vielleicht nicht die Sensibilität der Seele und die Gnade erhalten haben, die du erhalten hast.
    Strebe also nach Heiligkeit, wie Gott selbst es wünscht. Daran erinnert uns auch die folgende Stelle aus dem Hebräerbrief: „Trachtet nach Frieden mit allen und nach der Heiligung, ohne die keiner den Herrn sehen wird! Seht zu, dass niemand von der Gnade Gottes abkomme, damit keine bittere Wurzel aufsprosst, Schaden stiftet und viele durch sie verunreinigt werden, dass keiner unzüchtig ist oder gottlos wie Esau, der für eine einzige Mahlzeit sein Erstgeburtsrecht verkaufte! Ihr wisst auch, dass er verworfen wurde, als er später den Segen erben wollte; denn er fand keinen Raum zur Umkehr, obgleich er unter Tränen danach suchte” (Hebr 12,14-17).

Ich danke dir für die Weihnachtsgrüße, die ich an diesem vorletzten Tag der Weihnachtsoktav gerne erwidere, noch rechtzeitig, um dir Glück und Heiligkeit im neuen Jahr zu wünschen.
Ich gedenke deiner im Gebet und segne dich.
Pater Angelo