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Frage

Lieber Pater Angelo,


früher dachte ich in Bezug auf den Tod, dass wir hier auf Erden unter dem Verlust eines Verstorbenen leiden, aber zumindest sie glücklich sind, denn sie sind zu ihrem „wahren Vater“, zu ihrem „wahren Zuhause“ zurückgekehrt (das ist zumindest das, was ich immer bei jeder Beerdigung vom Priester zu hören bekomme). Dabei kommt mir das Gedicht des heiligen Augustinus in den Sinn: „Wenn du mich liebst, weine nicht…”

Vor ein paar Tagen habe ich den Priester (der die Trauerfeier von Angelo abgehalten hat und der seiner Familie sehr nahe steht) gefragt, wie es der Mutter von Angelo geht, und seine Antwort war: die Mutter reagiert ganz „gut“, weil sie einen starken Glauben hat, der Vater hingegen ist völlig „verzweifelt“, weil sein Glaube sehr schwach ist.

Mit anderen Worten: die Mutter weiß, dass er sich in der ewigen Glückseligkeit befindet und schöpft daraus Trost, während der Vater hingegen kaum gläubig ist und daher keinen Trost findet.

Aber wenn es so schwierig ist, das Paradies und damit das wahre Glück zu verdienen, wie kann uns dann der Glaube Trost spenden?

Demzufolge müsste ja gerade derjenige, der wirklich glaubt (und vor allem weiß, wie die Dinge wirklich stehen), verzweifelt sein, denn zu dem Schmerz wegen des Verlustes kommt noch der Schmerz dieser Ungewissheit hinzu, ob wenigstens der Verstorbene glücklich und in Frieden ist.

Vielleicht wäre es tröstlicher zu denken, dass auch die Seele tot ist und sich weder erfreuen, noch leiden kann. So hätte man zumindest die Gewissheit, dass es kein Leid mehr gibt. Aber dem ist nicht so.

Danke

Daniela


Antwort des Priesters 

Liebe Daniela,
1. ich gehe zunächst auf deine Überlegungen ein, die Gott als Ausgangspunkt haben sollten, und das, was die Kirche lehrt.

Du bist aber auf der Suche nach dem, was Trost bietet, unabhängig von der Wahrheit.

2. Ich betone noch einmal, dass wer in der Gnade Gottes ist, gerettet wird (und daher in den Himmel kommt).

Aber er kommt nicht unbedingt sofort in den Himmel.

Normalerweise muss man etwas Fegefeuer durchlaufen.

Aber wie ich schon sagte, ist das Fegefeuer eine Gnade.

3. Wie du berichtest, hat der Pfarrer Angelos Mutter gesagt, ihr Sohn sei bereits im Paradies.

Ich freue mich für Angelo, für seine Mutter, für dich und auch für den Pfarrer.

Gut möglich, dass der Pfarrer eine besondere Erleuchtung von oben erhalten hat. Ich habe also keineswegs die Absicht, seine Behauptung anzuzweifeln.

4. Aber ich will dir auch einige Texte aus dem Lehramt der Kirche zitieren, um daran zu erinnern, dass die kirchliche Lehre über das Fegefeuer nicht in Frage gestellt werden darf.

Diese Lehre ist für die Gläubigen verbindlich. Die Kirche wird in dem, was sie über das Thema Glauben und Moral lehrt, vom Heiligen Geist unterstützt.

Der Verweis auf DS bezieht sich auf die kirchliche Entscheidungssammlung, die von zwei Autoren herausgegeben wurde, deren Nachnamen mit D und S beginnen.

Die Zahl hingegen gibt an, wo in dieser Sammlung der zitierte Text zu finden ist.

“Wenn jemand behauptet, dass einem reuigen Sünder nach dem Empfang der Gnade der Rechtfertigung die Schuld erlassen und die Schuld der ewigen Strafe gestrichen wird, so dass ihm keine Schuld der zeitlichen Strafe verbleibt, die er weder in dieser Welt noch in der Zukunft im Fegefeuer verbüßen muss, bevor ihm der Eingang zum Himmelreich geöffnet werden kann, so sei er anathema (exkommuniziert)” (DS 1579).

“Da die Wahrheit im Evangelium besagt, dass wer etwas gegen den Heiligen Geist sagt, dem wird nicht vergeben, weder in dieser noch in der zukünftigen Welt (vgl. Mt 12,32), kann man daraus schließen, dass einige Sünden in der gegenwärtigen Welt und andere in der zukünftigen Welt vergeben werden; und der Apostel sagt, dass „Wie das Werk eines jeden beschaffen ist, wird das Feuer prüfen“ (1 Kor 3,13) und „Brennt es nieder, dann muss er den Verlust tragen. Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durch Feuer hindurch“ (1 Kor 3,15). Die Griechen selbst erklären uns, dass sie wahrhaftig glauben und zweifelsfrei bestätigen, dass die Seelen derer, die die Buße empfangen, aber noch nicht vollzogen haben, oder die ohne Todsünden, aber mit lässlichen Sünden und Unvollkommenheiten sterben, nach dem Tod geläutert werden und denen durch die Fürbitten der Kirche große Hilfe geleistet werden kann. Da sie behaupten, dieser Ort der Läuterung sei von ihren Lehrern nicht mit einem bestimmten und richtigen Namen bezeichnet worden, wollen wir, die wir ihn nach den Überlieferungen und der Autorität der heiligen Väter Fegefeuer nennen, dass er von ihnen fortan mit diesem Namen bezeichnet wird. Denn in diesem Fegefeuer werden die Sünden gereinigt, und zwar nicht die Todsünden, die zu Lebzeiten nicht im Sakrament der Beichte erlassen worden sind, sondern die leichten und lässlichen Sünden, die nach dem Tod noch eine Last darstellen, wenn sie nicht während des Lebens durch Bußwerke vergeben worden sind“ (DS 838).

“Wenn also jemand in Todsünde stirbt, ohne Buße zu tun, wird er zweifellos auf ewig vom Feuer der ewigen Gehenna gequält” (DS 839).

“Wenn die wahrhaft Reumütigen in der Liebe Gottes sterben, bevor sie das, was sie begangen oder unterlassen haben, mit bußwürdigen Früchten (vgl. Mt 3,8; Lk 3,8) wiedergutgemacht haben, werden ihre Seelen nach dem Tod von den Strafen des Fegefeuers gereinigt, und die Fürbitten der lebenden Gläubigen helfen, sie von diesen Strafen zu befreien; d. h. die Feier von Messen, Gebeten und Almosen und andere fromme Handlungen, die unter den Gläubigen üblich sind, gemäß den Einrichtungen der Kirche“ (DS 856).

Ich danke dir, grüße dich, begleite dich im Gebet und segne dich.
Pater Angelo