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Frage

Lieber Padre Angelo,

in Bezug auf den folgenden Bibelvers: “Ihr seht, dass der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein” (Jak. 2,24), kӧnnten Sie mir bitte den Zusammenhang zwischen Glauben und Werke erklären?

Es stimmt, dass der Glaube allein noch keinen guten Gläubigen ausmacht, wird er nicht von Werken begleitet: dies erfordert nämlich eine Bekehrung des Herzens, die zwangsläufig mit einer offenen Haltung gegenüber seines Nächsten einhergeht.

Das christliche Gebot, das die Liebe zueinander vorschreibt, erfordert, aus Gründen der Kohärenz, auch eine konkrete Haltung der Aufmerksamkeit und Fürsorge den Mitmenschen  gegenüber.

Wie werden aber die Werke ohne Glauben beurteilt? Wie ist das Verhalten des Philanthropen zu interpretieren, der vielleicht große humanitäre Impulse hat, dem Glauben an Christus aber gleichgültig gegenübersteht?

Welchen Wert haben seine Werke aus rein christlicher Sicht?

Danke für Ihre Antwort. 

Giacomo


Antwort des Priesters

Lieber Giacomo,

1. der Glaube, von dem der Hl. Jakobus spricht, ist nicht nur die theologische Tugend,  sondern schließt auch Hoffnung und Liebe ein.  

Das Wort Glaube sollte hier genauso verstanden werden wie in den Evangelien. Und zwar entsprechend der Bedeutung, die dieses Wort hat, wenn es aus dem Mund Jesu kommt: „Geh! Dein Glaube hat dich gerettet“.

Für den Hl. Paulus sind im Glauben die drei typischen Haltungen der theologischen Tugenden eingeschlossen: Glaube, Hoffnung und Liebe.

2. Der Hl. Jakobus erinnert uns zu Recht daran, dass der Glaube ohne Werke, das heißt ohne Nächstenliebe, tot ist.  

Es reicht nicht aus, das Evangelium zu kennen oder zu wissen, dass Gott existiert.  

Um gerettet zu werden, ist es erforderlich, das Evangelium nach den Worten Jesu in die Praxis umzusetzen : “Er aber erwiderte: Ja, selig sind vielmehr, die das Wort Gottes hören und es befolgen.” (Lk.  11,28).

3. Du aber fragst mich: “was passiert eigentlich mit den Werken ohne Glauben?”

Hier dürfen wir uns nicht missverstehen.

Du verstehst unter Werke, Akte des guten Willens, die guten Taten, wie sie von einem Philanthropen ausgeführt werden, der vielleicht gar nicht an Gott glaubt. 

Während für den Hl. Jakobus und auch für den Hl. Paulus die „Werke“ gleichbedeutend sind, mit Nächstenliebe.

4. Nun ist die Nächstenliebe jene theologische Tugend, die uns nicht einfach dazu drängt, Gutes zu tun, sondern  sie tut das Gute, “damit Gott in dem Menschen und der Mensch in Gott ist”,  so wie der Hl. Thomas uns lehrt (vgl.. Quaest. disp. de caritate, a. 4).

Gutes kann auch ohne Nächstenliebe und sogar ohne Glauben getan werden.   

Aber wenn dies dem Glauben und den Mitmenschen zuliebe geschieht, geschieht dies aus höheren Gründen: um die Voraussetzungen oder grundlegenden Werte zu schaffen, die es einem Menschen ermöglichen, nicht nur das Gegebene, sondern auch das allergrößte Gut, nämlich Gott, zu genießen.

Aus diesem Grund ist Nächstenliebe ein Akt der Liebe Gottes: weil wir Gott lieben und Ihn im Herzen aller wünschen.

5. Um nun zu deiner spezifischen Frage zu kommen, finden wir die Antwort beim Hl. Paulus, wenn er sagt:  “Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib opferte, um mich zu rühmen, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts. ” (1 Kor. 13,3).

Statt “um verbrannt zu werden”  übersetzte die italienische Bischofskonferenz mit  “um mich zu rühmen” . 

Aber im griechischen und lateinischen Text heißt es “um verbrannt zu werden”.

In der Jerusalemer Bibel   “um in Flammen gesetzt zu werden”.

“Um mich zu rühmen” ist eine Variante und verleiht dem Text nicht die starke Bedeutung, die ihm zugeschrieben wurde :  es kӧnnte auch große Philanthropie sein, aber wenn diese Werke nicht Gott zuliebe getan werden, handelt es sich nicht um Nächstenliebe.   

6. Im Kommentar von Vincenzo Jacono zum ersten Brief an die Korinther               (Marietti Verlag) lesen wir: “Es mangelt nicht an Menschen  – so bemerkt Cornely – die von ihrer Natur her dazu getrieben sind, ihre Güter zu verschenken und sich sogar der ernsthaften Gefahr auszusetzen, ihr Leben zu verlieren, um ihren Nächsten zu retten.

Was nun manche von Natur aus haben, kӧnnen andere vom Heiligen Geist -umsonst, als  Gabe- bekommen. Es geht also um heldenhafte Barmherzigkeit gegenüber dem Nächsten, die jedoch nicht von der Tugend der Barmherzigkeit und noch weniger von der Tugend der Nächstenliebe inspiriert ist.  

Auch in diesen Fällen, “nützt es nicht im Bezug auf das ewige Leben; denn Gott verspricht es nur denen, die Ihn lieben”

«Selbst heldenhafte Opfer – betont Allo – die für die ganze Gemeinschaft gebracht werden, werden von Gott oft nicht angenommen, obwohl die Menschen davon profitieren kӧnnen.  Das bedeutet also, dass die Nächstenliebe nicht nur den Menschen zum Ziel hat, sondern in erster Linie Gott, und  diese Liebe übertrifft die größten Werke der Philanthropie»”.

7. Deshalb betont der Hl. Thomas, dass Nächstenliebe Liebe ist, aber nicht jede Liebe auch Nächstenliebe. 

Nur das, was direkt oder indirekt aus Liebe zu Gott getan wird, ist Nächstenliebe.

Aus diesem Grund, sagt der Hl. Paulus: “hätte ich aber die Liebe nicht, wäre ich nichts” (1 Kor. 13,2). Und gleich danach wiederholt er: “hätte ich aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts” (1 Kor. 13,2).

8. Jesus hat gesagt : “Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so auch ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen”. (Joh.  15,4-5).

Wenn man sich im Stand der Todsünde befindet, vereinigen sich unsere guten Werke, auch wenn sie von großer Menschenliebe beseelt sind, noch nicht mit Christus.  

Damit also gute Werke Frucht für das ewige Leben tragen kӧnnen, ist es notwendig, mittels der, durch die Nächstenliebe wirkenden Gnade, mit Christus vereint zu sein.

Denn  “der Mensch kann vermittelst seiner natürlichen Kräfte keine Werke vollbringen, welche das ewige Leben verdienen. Dazu ist eine höhere Kraft erforderlich, die da ist die Kraft der Gnade”  (Hl. Thomas, Summe der Theologie,I-II, 109, 5).

9. Dies will nicht heißen, dass Gott uns seine Gnade nicht gerade während wir uns der Nächstenliebe nähern, zum Geschenk machen kann.  

In einem solchen Fall vollbringen wir – ohne es zu wissen – verdienstvolle Taten für das ewige Leben.   

Aber letztlich, nur was aus Gründen der Nächstenliebe, das heißt aus Liebe zu Gott, getan wird, kommt uns zugute.   

Während ich dir wünsche, dass deine Nächstenliebe immer mehr aufblüht, was das Wichtigste ist, schließe ich dich in mein Gebet ein und segne dich.  

Padre Angelo