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Frage

Lieber Pater Angelo,

mein Name ist G. Santo. Ich komme aus einer katholischen Familie. Nachdem ich mich lange Zeit vom Glauben entfernt hatte, habe ich vor circa zwei Jahren beschlossen, wieder zurückzukehren.

Es fällt mir immer noch schwer zu glauben, gerade in einer Welt wie der unseren, wo alles im Dienste der Wissenschaften steht und man das Unbeweisbare nicht gerne akzeptiert. Ich gebe mir viel Mühe und versuche, Verhaltensweisen, die Skandale verursachen könnten, zu ändern. Der Weg ist noch weit … Aber nun zu den Fragen, die Sie mir hoffentlich beantworten:

1) Im Augenblick des Todes löst sich unsere Seele vom Körper, aber wohin geht sie? Existiert die Seele weiter oder schläft sie und wartet auf das Jüngste Gericht?

2) Zu Gottes Vergebung. Wie groß ist Gottes Vergebung, Pater? Vergibt er all unsere Sünden? Gibt es schwerwiegendere Sünden als andere? Werden uns am Tag des Gerichts unsere Sünden belasten, selbst wenn wir Gott um Vergebung gebeten und versucht haben, unser Verhalten zu korrigieren? Werden uns unsere Sünden daran hindern, Zugang zum Licht zu erhalten? Und da wir uns bewusst sind, dass wir Sünder sind, haben wir dann keine Hoffnung mehr darauf, eines Tages dem Schöpfer nahe zu sein?

3) Das Gebet

Können wir durch unser Gebet für die Sünden eines Verstorbenen um Gnade bitten, oder bleibt nach dem Tod nichts mehr zu tun, um seine Schuld zu lindern?

4) “Das Fegefeuer”

Gibt es wirklich einen Zwischenort, wo die Seelen ihre irdischen Sünden weiter abbüßen? Wird dieser Ort in der Bibel und in den Evangelien erwähnt?

5) Manipulation der Bibel

Wir lesen oft, dass die Bibel, wie sie uns überliefert worden ist, nur das Ergebnis der Manipulation des römischen Kaisers ist, der als Erster beschloss, die katholische Religion zum Glaubensbekenntnis des Reiches zu machen. Hat diese Manipulation die Heilige Schrift verfälscht oder können wir glauben, dass sie trotz allem korrekt ist?

Danke.

G. Santo


Antwort des Priesters

Lieber Santo,

ich beantworte deine Fragen der Reihenfolge nach, so wie du sie gestellt hast.

1) Wie aus den eigenen Worten des Herrn über den reichen Mann und des armen Lazarus hervorgeht, erhalten wir am Ende dieses Lebens sofort unser Urteil für die Ewigkeit.

Von Lazarus lesen wir, als er starb “wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen” (Lk 16,22).

Ebenso lesen wir vom Reichen, dass “auch der Reiche starb und begraben wurde. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt” (Lk 16,23). 

Daraus lässt sich ableiten, dass unmittelbar nach dem Tod das geschieht, was uns die Heilige Schrift lehrt: “Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat” (2 Kor 5,10).

Das bedeutet, dass wir nach dem Tod sofort gerichtet werden.

Daher existiert die Seele weiter, weil sie ihrer Natur nach unsterblich ist, aber sie schläft nicht und wartet auf das Jüngste Gericht, weil sie sofort gerichtet wird und das Urteil erhält.

2) Gott vergibt alle Sünden, unter der Bedingung, dass wir sie bereuen und bekennen.

Es gibt natürlich schwerere und weniger schwere Sünden. Deshalb wird zwischen Todsünde und lässlicher Sünde unterschieden.

Außerdem gibt es unter den Todsünden eine andere Abstufung. Mord ist schwerwiegender als Raub. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Raub keine schwere Sünde ist.

Vergebung setzt Buße voraus und folglich, wie du selbst bemerkst, die Absicht, sein Leben verändern zu wollen.

Aber die wahre Versöhnung mit Gott verwirklicht sich, wenn man bereit ist, das zu tun, was Gott gebietet, um seine Vergebung zu erlangen, das heißt, wenn man beichtet, da Christus gesagt hat: “denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten” (Joh 20,23).

Keine Sünde hindert uns daran, Zugang zum Licht zu erhalten, wenn wir sie bereuen und tun, was der Herr befiehlt. Tatsächlich ist die Beichte wie eine neue Taufe, eine Wiedergeburt, die von allen begangenen Sünden reinigt, so groß sie auch sein mögen.

Zu wissen, dass wir Sünder sind, schließt die Gemeinschaft mit Gott nicht aus, sondern ist im Gegenteil der erste Schritt, um mit Ihm in Gemeinschaft zu treten.

Was von der Gemeinschaft mit Gott ausschließt, ist der Wille, in der Sünde zu verharren, das heißt, von Ihm getrennt zu sein.

3) Wir können den Toten mit Gebeten und allen anderen guten Werken helfen.

Dies ist möglich kraft der Gnade, durch die wir alle ein Leib in Christus sind. Wie die Glieder eines Leibes einander beeinflussen, so können wir kraft der Liebe und Gnade auf alle einwirken, die mit uns in Christus einen Leib bilden.

Das bedeutet, dass wir denen, die endgültig von Christus getrennt sind, weil sie in der Hölle sind, nicht mehr helfen können.

Stattdessen können wir viel für die Armen Seelen tun, die sich im Zustand der Läuterung, auch Fegefeuer genannt, befinden.

4) In der Heiligen Schrift gibt es Passagen, die die Möglichkeit bezeugen, den Seelen der Toten bei ihrer Läuterung zu helfen.

Der bekannteste Text ist der im zweiten Buch der Makkabäer, wo wir über die im Krieg Gefallenen lesen: “Er veranstaltete eine Sammlung, an der sich alle beteiligten, und schickte etwa zweitausend Silberdrachmen nach Jerusalem, damit man dort ein Sündopfer darbringe. Damit handelte er sehr schön und edel; denn er dachte an die Auferstehung.

Denn hätte er nicht erwartet, dass die Gefallenen auferstehen werden, wäre es überflüssig und sinnlos gewesen, für die Toten zu beten.

Auch hielt er sich den herrlichen Lohn vor Augen, der für die hinterlegt ist, die in Frömmigkeit entschlafen. Ein heiliger und frommer Gedanke! Darum ließ er die Toten entsühnen, damit sie von der Sünde befreit werden.” (2 Mac 12,43-45).

5) Zur Manipulation der Heiligen Schrift: Nur ein Ungläubiger kann behaupten, dass die heiligen Texte manipuliert worden sind.

Ein Gläubiger hat nämlich eine solche Achtung vor dem Wort Gottes, dass er es nicht wagt, es zu überarbeiten. Er weiß, dass die Worte, die man am Ende der Offenbarung lesen kann, auf alle Schriften angewendet werden können: “Ich, Jesus, … ich bezeuge jedem, der die prophetischen Worte dieses Buches hört: Wer etwas hinzufügt, dem wird Gott die Plagen zufügen, von denen in diesem Buch geschrieben steht. Und wer etwas wegnimmt von den prophetischen Worten dieses Buches, dem wird Gott seinen Anteil am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt wegnehmen, von denen in diesem Buch geschrieben steht” (Offb 22,16.18-19).

Außerdem gab es zur Zeit des Kaisers (wer weiß welcher?) keinen sogenannten amtlichen Text. Hier und da, in Europa und Kleinasien, gab es verschiedene Codes, die die heiligen Texte wiedergaben. Sie überprüften oder kopierten sich nicht gegenseitig. Sie wurden so abgeschrieben, wie sie sie von der Überlieferung erhalten hatten.

Das Seltsame daran ist, dass sie alle die gleichen Texte mit den gleichen Wörtern aufweisen, ohne etwas hinzuzufügen oder wegzulassen. Die Variationen sind minimal und betreffen nie die Substanz des Textes.

Für das Alte Testament können wir außerdem einen Vergleich mit den Texten des jüdischen Glaubens anstellen, mit jenen Texten, die auch die heutigen Juden für das Wort Gottes halten.

Nun werfen die Juden den Christen nicht vor, ihre Texte manipuliert zu haben, die zwei Drittel unserer Bibel ausmachen. Sie tun es nicht, weil sie wissen, dass es nicht so ist. Der eigentliche Grund liegt gerade in der Achtung, die alle schon immer dem Wort Gottes entgegenbrachten.

Ich danke dir für die Fragen, die mehrere Male bereits beantwortet worden sind. Aber es ist nie sinnlos, noch einmal darauf zurückzukommen.

Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Glaubensweg, segne dich und gedenke deiner im Gebet.

Pater Angelo