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Frage

Lieber Padre Angelo,

ich glaube an keinen Gott, habe nie an einen geglaubt. Ich komme aus einer Atheistenfamilie und bin selbst Atheistin. Ich habe versucht, an Gott zu glauben aber glaube jetzt nur an Wissenschaft, Entwicklung, und daran, dass wir nach dem Tod in Dünger oder Humus verwandelt werden.  Ich bin weder getauft worden noch besuche ich einen Gottesdienst, weil dies heuchlerisch wäre.

Nun frage ich mich: glaubt ihr Katholiken, dass eine wie ich in die Hӧlle kommen wird? Ich habe nie gesündigt, im moralischen Sinne des Wortes.  Ich halte mich für einen guten Menschen, habe meine Fehler, soviel ist schonmal klar, aber ich helfe dem Nächsten, liebe meine Familie, bin treu, arbeite und studiere und versuche, Menschen Freude zu bereiten, die keine Freude haben.  

Tatsache ist, dass ich das alles im Namen der Menschen tue, nicht im Namen Gottes.   

Wenn Gott existieren würde, würde Er mich in die Hӧlle schicken, nur weil ich nicht an Ihn glaube?


Antwort des Priesters

Liebe Besucherin,

1. Im allerersten Moment wollte ich dir so antworten: warum stellst du dir solche Fragen, wenn du nicht glaubst?

Ist das nicht Zeitverschwendung?

Sollte ich mitspielen, damit du meine Antwort verdrehen kannst, zu Ungunsten jener, die glauben?

2. Aber dann habe ich mir gesagt:  selbst wenn die Antwort für sie nutzlos wäre, so wäre es das jedoch nicht für unsere Leser.

3. Du sagst mir, dass du an die Wissenschaft glaubst.

Aber ist Theologie denn nicht auch eine Wissenschaft?

Ist Philosophie nicht auch eine Wissenschaft?

Ist nur das, was sagt, zwei plus zwei gleich vier, Wissenschaft?

Zählt nur die Mathematik zur Wissenschaft, die von allen anderen Merkmalen der Realität abstrahiert, um nur den quantitativen Aspekt zu untersuchen? 

Ist es nicht auch die andere Art von der materiellen Realität zu abstrahieren, wie die des logischen Denkens?

4. Außerdem:

ist es Aufgabe der Wissenschaft, so wie du sie verstehst, den Sinn des Lebens zu enthüllen?

Erkennst du nicht, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens, über den Bereich der Wissenschaft hinausgeht?  Dies ist nicht Gegenstand wissenschaftlicher Erkenntnis.

Das Gleiche gilt für die Existenz Gottes, für die Bedeutung des Todes, das Leben nach dem Tod.

Die Wissenschaft, so wie du sie verstehst, hat dies nicht zum Gegenstand.  

5. Gleichzeitig merkst du, wie du das Bedürfnis verspürst, über den rein wissenschaftlichen Bereich hinauszugehen, um andere Wissensbereiche zu erkunden, die durch ihre logische Strenge, ihre Methode, tatsächlich Wissenschaften sind, wie Aristoteles bemerkte, (4. Jh. v.Chr), als er über Ethik und Metaphysik sprach.  

Kannst du behaupten, dass die Metaphysik von Aristoteles  und die beiden Ethiken nutzloses Gerede sind?  Ein Wahnwitz?

6. Du sagst, dass du nur an Wissenschaft und Entwicklung glaubst.

An Wissenschaft und Entwicklung glaube ich auch.

Ist es aber Aufgabe der Wissenschaft und Entwicklung, so wie du sie auffasst, zu bestimmen, dass deine Zukunft darin besteht, in Dünger verwandelt zu werden?

Zunächst sei gesagt, dass dir deine Wissenschaft große Würde enthüllt, wenn sie dir voraussagt, dass du zu Humus wirst!

Ist das der ganze Sinn deines Lebens, deines Kämpfens, deiner Schulbildung, deiner Freundschaften, deines Schaffens??  Um in Dünger umgewandelt zu werden!

Was für ein tolles Ziel! Welche Ehre!

7. Merkst du denn nicht, dass du eigentlich immer sagst: “wir werden zu Humus umgewandelt”. Das heißt,  du benutzt immer ein Grundsubjekt: das “Wir”?

Pascat hatte Recht, als er sagte, dass der Mensch das einzige Tier ist, das an den Tod denkt und Seinesgleichen beerdigt.  

8. Du behauptest, versucht zu haben, an Gott zu glauben?

An welchen Gott?

An den, von deiner Vernunft geschaffenen?

Bist du sicher, dass es Gott ist?

Zum Thema Atheisten sagt das Zweite Vatikanische Konzil: “Andere machen sich ein solches Bild von Gott, dass jenes Gebilde, das sie ablehnen, keineswegs der Gott des Evangeliums ist.” (Gaudium et spes, 19).

9. Der große Journalist André Frossard, Atheist, in einer Atheistenfamilie aufgewachsen, der nie versucht hatte (so wie du) an Gott zu glauben, der kein einziges Mal einen Fuß in eine Kirche gesetzt hatte, nicht einmal getauft worden war,  schrieb Mitte der siebziger Jahre ein Buch mit dem Titel  “Gott existiert. Ich bin Ihm begegnet”.

Er ist Ihm tatsächlich begegnet, nicht weil er es sich eingebildet oder erfunden hat. Gott ist ihm entgegengekommen und Sein Licht hat ihn geblendet. 

10. Das ist alles, was ich dazu schreiben wollte, sonst wird es zu lang und die Leser würden die Antwort überspringen, in der Hoffnung auf bessere Zeiten!

Ich beschränke mich lediglich darauf, noch hinzuzufügen : was für eine Frage ist das denn, “Gott schickt die Atheisten in die Hӧlle?”

Da kann ich nur fragen: was für eine Vorstellung hast du dir denn von Gott gemacht?

Die einzige mögliche Antwort darauf ist: das ist nicht der christliche Gott.

Damit will ich nicht sagen, dass die Hӧlle nicht existiert.

Sie existiert, insofern viele sich dafür entscheiden.

Die Hӧlle aber gehört nicht zur Schӧpfung Gottes!   

Der Mensch selbst schafft sich seine Hölle, direkt oder indirekt, durch seine Entscheidungen und Taten. 

Das ist die Antwort aus christlicher Sicht.

11. Außerdem möchte ich noch auf die Würde der Menschen hinweisen, die andere Wissenschaften außer den mathematischen, enthüllen.     

Im Zweiten Vatikanischen Konzil wird es so ausgedrückt  “Ein besonderer Wesenszug der Würde des Menschen liegt in seiner Berufung zur Gemeinschaft mit Gott.  Zum Dialog mit Gott ist der Mensch schon von seinem Ursprung her aufgerufen (GS 19). 

Das ist die Hoffnung, die Gott selbst uns offenbart hat:  ewig zu leben, ewig in Gemeinschaft mit Ihm, der Quelle allen Guten und allen Seins, zu leben.

Gott ruft uns nicht auf, Humus  zu werden, sondern, um alles in Besitz zu nehmen.  

Gläubige  machen diese Erfahrung schon im Diesseits, wenn auch nur auf anfänglicher und indirekter Weise.  

Aber sie erleben sie.  Sie verspüren ein Gefühl von Fülle, vor allem wenn sie in der Gnade Gottes stehen und die Gemeinschaft mit Ihm erleben. 

12. Soviel zu dem, was ich dir und vor allem unseren Besuchern sagen wollte, obwohl die Antwort zur ersten Frage ausbleibt.   

Diesbezüglich erlaube ich mir, dir zwei Hinweise auf die Heilige Schrift zu geben: Rӧm 1,20-21 und Hebr. 11,6.

Ich wünsche dir alles Gute, und vor allem nicht einfach Humus zu werden. 

Die Menschen, wir alle, brauchen etwas anderes von dir! 

Padre Angelo