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Frage
Lieber Pater Angelo,
ich schreibe diesen Brief, um Ihnen meine Geschichte zu erzählen. Ich habe einen Hochschulabschluss, viele halten mich für den typischen „braven Jungen“. Jahrelang hatte ich mich dem Herrn abgewandt, Ihn völlig vergessen und lebte praktisch ständig in Todsünde. Ich habe viele Fehler begangen.
Wie viele junge Menschen habe auch ich auf vielerlei Weise vergeblich nach Glück gesucht, ohne zu erkennen, dass es sich dabei nur um Illusionen handelte. Ich hatte ein großes Gefühl innerer Leere und erkannte nicht deren wahre Ursache. Nach außen hin schien alles in bester Ordnung. Letztes Jahr geriet ich in eine Depression, aus der ich nicht mehr herauskam, mein Leben erschien mir nutzlos, ohne Sinn. Eines Tages, in einem Moment der völligen Verzweiflung, leuchtete in mir ein Funke auf: Gott tauchte wie ein Leuchtturm in meinem Geist auf und befreite mich auch von meinen Depressionen.
Ich verspürte das Bedürfnis und den Wunsch, Ihm näher zu kommen: nach Jahren der Gleichgültigkeit bat ich um Vergebung, habe das Gebet wieder aufgenommen, begonnen, die Heilige Schrift zu lesen, jeden Sonntag an der heiligen Messe teilzunehmen, nach vorheriger Beichte die Eucharistie zu empfangen. Ich wurde von einem immensen Wunsch getrieben, alles über Jesus zu erfahren, zu lernen, zu verstehen und durch Vernunft und Wissen zur Wahrheit zu gelangen. Ich spüre die Kraft und tiefe Wahrheit seiner Worte. Ich habe eine Hoffnung und einen Frieden gefunden wie nie zuvor, manchmal bin ich während der Messe oder wenn ich liturgische Lieder höre, zutiefst gerührt. Ich bin jedes Mal gerührt, wenn ich an die Barmherzigkeit denke, die der Herr mir gegenüber hatte, und ich bin es jetzt, während ich schreibe. So etwas hätte ich nie gedacht.
All dies, trotz des starken Einflusses meiner nicht praktizierenden, glaubensfernen Familie, mit eher kommunistischen und antiklerikalen Ideen. Meine Angehörigen betrachten die katholische Religion fast als eine „Einbildung“, die entstand, um Menschen zu täuschen. Darüber zu sprechen ist jedoch seit jeher tabu.
Ich bete oft für ihre Bekehrung, es tut mir leid zu wissen, was sie erwartet. Was mir jedoch am meisten weh tut, ist, dass ich in ihnen immer wieder vor Augen bekomme, wie ich selbst bis vor ein paar Monaten war, betäubt von der Sünde, von falschen Modellen und einseitigen Informationen, die uns die Gesellschaft ständig als normal und richtig vorsetzt. Gott zur Seite zu stellen und gemäß der Sünde zu leben, ist die größte Täuschung unserer Zeit.
In den Augen meiner Eltern und meines Bruders bin ich intolerant, naiv und „alt“. Ich liebe meine Familie, teile aber auf keine Weise ihre Denkweise. Ich versuche, geduldig zu sein, aber manchmal streiten wir uns und ich fühle mich deswegen schuldig. Vor meiner Begegnung mit dem Herrn war meine Beziehung zu meiner Familie und zur Welt friedlicher, aber mein Leben leer. Mich haben die Worte Jesu sehr beeindruckt, als er sagte: “Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter”. Manchmal überkommen mich Zweifel, Ängste und Versuchungen (vom Teufel verursacht?), die ich bekämpfe, indem ich den Herrn um Hilfe bitte. Ich weiß, dass ich immer noch viele Sünden begehe, aber ich versuche, zumindest Todsünden zu vermeiden.
Wie soll ich mich meinen Angehörigen gegenüber verhalten, ohne dass ich den Herrn beleidige, und leben, wie Er es uns zeigt? Hat Gott mich zur Bekehrung meiner Familie berufen? Wie kann ich die Lehren des Evangeliums jeden Tag in die Praxis umsetzen, in einer derart zynischen und oberflächlichen Gesellschaft, die Jesus beseitigte, als wäre Er eine Last für unser Leben, ein Hindernis für unser Glück?
Ich danke Ihnen für Ihre wertvolle Kolumne und grüße Sie herzlichst
Andrea
Antwort des Priesters
Lieber Andrea,
1. ich glaube, so mancher Besucher konnte sich in deine Geschichte hineinversetzen.
Die überwiegende Mehrheit unserer Besucher sind Bekehrte, wie man nicht nur an den Veröffentlichungen sehen kann, die weniger als 5 % der uns zugesandten Post ausmachen, sondern auch an den privaten Antworten.
2. Du schreibst “Eines Tages, in einem Moment der völligen Verzweiflung, leuchtete in mir ein Funke auf: Gott tauchte wie ein Leuchtturm in meinem Geist auf und befreite mich auch von meinen Depressionen”.
Es war notwendig, den Tiefpunkt zu erreichen und völlige Verzweiflung zu spüren.
Um dich wieder zu erheben.
Vielleicht brauchen auch deine Angehörigen dasselbe.
Deine Worte können sie vorerst nicht verstehen.
Sie müssen wie der verlorene Sohn den Tiefpunkt erreichen.
Ein erster Weg ist also genau dieser. Bete dafür, dass sie ihn finden, bevor es zu spät ist, wie du es selbst mit evangelischen Worten sagst.
3. Nachdem du verstanden hattest, nachdem du gebeichtet hattest, nachdem du begonnen hattest, dem Herrn in Seinem Wort und in den Sakramenten zu begegnen, „wurde ich von einem immensen Wunsch getrieben, alles über Jesus zu erfahren, zu lernen, zu verstehen und durch Vernunft und Wissen zur Wahrheit zu gelangen. Ich spüre die Kraft und tiefe Wahrheit seiner Worte. Ich habe eine Hoffnung und einen Frieden gefunden, wie nie zuvor”.
Die gleiche Erfahrung machte auch der heilige Augustinus nach seiner Bekehrung.
So wie er kannst nun auch du sagen: “Du hast mir deinen Duft eingehaucht und ich habe ihn eingeatmet, und jetzt sehne ich mich nach dir. Ich habe dich genossen und jetzt bin ich hungrig und durstig nach dir. Du hast mich berührt und jetzt brenne ich vor Verlangen, deinen Frieden zu erreichen“.
4. Du schreibst: “Ich habe eine Hoffnung und einen Frieden gefunden, wie nie zuvor, manchmal bin ich während der Messe oder wenn ich liturgische Lieder höre, zutiefst gerührt. Ich bin jedes Mal gerührt, wenn ich an die Barmherzigkeit denke, die der Herr mir gegenüber hatte, und ich bin es jetzt, während ich schreibe. So etwas hätte ich nie gedacht”.
Siehst du, früher, als Atheist, dachtest du, alles zu wissen. Aber du warst wie ein Blinder vor einem wunderbaren Schauspiel, und konntest nichts sehen!
So geht es noch deinen Angehörigen.
Sie glauben zu wissen, zu sehen, aber in Wirklichkeit sind sie blind.
Dich, der du endlich die reale Welt betreten hast, halten sie für verrückt.
5. Ihr Zustand wird von der Heiligen Schrift gut dargestellt.
Und zwar wo Jesus sagt “Du behauptest: Ich bin reich und wohlhabend und nichts fehlt mir. Du weißt aber nicht, dass gerade du elend und erbärmlich bist, arm, blind und nackt.” (Offb 3,17).
Diejenigen, die nicht glauben, sind:
unglücklich, weil ohne Gott und ohne Hoffnung auf dieser Welt (Ef 2,12).
erbärmlich, weil sie nicht den wahren Reichtum besitzen, den der Gnade, durch die wir, wie in einem Tempel, Gott in uns bewahren.
arm, weil ihnen die Werkzeuge (Tugenden und Sakramente) fehlen, die es ihnen ermöglichen, den verborgenen Schatz zu besitzen und ihn nach Belieben zu genießen
blind, weil sie sich all dieser Realitäten nicht bewusst sind.
nackt, weil ihnen jeglicher übernatürlicher Verdienst vor Gott fehlt, so dass sie nur die Schande ihrer Blöße aufdecken (Offb 3,18).
6. Was deine Angehörigen brauchen?
Was du für sie tun kannst?
Jesus sagt es im selben Text der Offenbarung: “Darum rate ich dir: … kaufe Salbe, um deine Augen zu salben, damit du sehen kannst! ” (Offb 3,18).
Sie brauchen die Augentropfen, um wieder sehen zu können.
Die Augentropfen hier sind ein Bild jener Salbung des Heiligen Geistes, der alles lehrt, wie der heilige Johannes schreibt (1 Joh 2,27).
7. Nur der Heilige Geist kann diese Salbung vollziehen.
Es ist eine Salbung, die in der Person stattfindet, und nur der Heilige Geist, nur Gott selbst, kann in eine Person eindringen.
8. Es ist also nichts zu machen? Können wir nur darauf warten, dass der Herr zum Herzen spricht?
Nein, es gibt viel zu tun. Wir können viel tun.
Es ist wie bei denen, die den Garten bewässern, um Früchte zu produzieren.
Natürlich sind es nicht diejenigen, die den Garten bewässern, die die Früchte wachsen und reifen lassen.
Es ist die Pflanze, die es wegen ihrer vitalen Dynamik von innen tut.
Aber ohne Regenwasser, ohne Bewässerung, kann die Pflanze nichts von innen produzieren.
9. Dann kehren die Worte, die Unser Herr zur hl. Katharina über den hl. Dominikus und die Arbeit seiner Söhne gesagt hat, zurück: “Und an welchem Tisch läßt er seine Söhne mit dem Licht der Wissenschaft speisen? Am Tisch des Kreuzes. Auf dem Kreuz ist die Tafel des heiligen Verlangens bereitet, an der man sich mit Meiner Ehre und dem Heil der Seelen ernährt. Er will nicht, daß seine Kinder auf etwas anderes bedacht seien, als mit dem Licht der Wissenschaft an diesem Tische zu weilen, zum Ruhm und Lobpreis Meines Namens und zum Heil der Seelen.” (Dialog der göttlichen Vorsehung, n. 158).
10. Deshalb ist zunächst das notwendig, was der Ewige Vater „Licht der Wissenschaft“ bezeichnet. Das heißt, es bedarf angemessener Worte, überzeugender Argumentation, Solidität und Tiefe der Lehre.
Aber es bedarf auch „des Tisches des Kreuzes“, wo „die Tafel des heiligen Verlangens bereitet wird”.
Nun ist das Gebet laut des Hl. Thomas’ ein gewisses Verlangen (Summe der Theologie, II-II, 83,1, ad 1).
Hier ist also das Zweitnotwendige: das Gebet, besser gesagt, das intensive Gebet.
Und neben dem Gebet ist die eigene Aufopferung notwendig, das Selbstopfer und das der Taten in Einheit mit dem geistlichen Opfer Jesu.
11. Diese drei Dinge sind unabdingbar: Predigt (Wissenschaft), Gebet, Hingabe seiner selbst und seines Handelns.
Sie zählen zu der unverzichtbaren Arbeit des Bauern, damit der innere Meister seinen Teil dazu beitragen kann.
So heiß und stark die Sonne auch sein mag, um die Früchte reifen zu lassen, wird aber das Feld nicht bewässert, werden die Pflanzen keine Früchte tragen.
12. Dies ist die Arbeit, die du als guter Bauer tun kannst, damit der Heilige Geist einen geeigneten Boden hat, um seine Salbung auszuführen und die Herzen zu berühren.
13. Die heilige Therese vom Kinde Jesu, die als Klausurschwester nicht predigen konnte, sagte: “Ach, Gebet und Opfer sind meine ganze Kraft, das sind die unbesiegbaren Waffen, die mir Jesus gegeben hat. Sie berühren die Seelen viel mehr als Reden, ganz oft habe ich diese Erfahrung gemacht” (Geschichte einer Seele, 315).
Für dich hingegen, da du nicht in Klausur lebst, reichen zwei Dinge allein nicht aus: Gebet und Opfer.
Es sind drei notwendig.
Das sind die drei Dinge, die die Dominikaner dir beibringen: Wissenschaft (argumentierte Lehre), Gebet und Opfer.
Vielleicht hat der Herr dich gerade deshalb auf unsere Webseite geführt.
Ich danke dir noch einmal für das, was du uns geschrieben hast, erinnere deiner im Gebet und segne dich.
Pater Angelo