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Frage
Guten Abend, ehrwürdiger Padre
Ich hatte schon vor einiger Zeit Ihren Dienst in Anspruch genommen.
Nun möchte ich aber, dass Sie mir abermals folgende Fragen beantworten:
Früher, in Zeiten des Alten Testaments, war Gott inmitten seines Volkes und dessen Ereignisse “zuhause”. Seine Gegenwart war spürbar. Es gab Mirakel, Wunderwerke, direkte Handlungen und Strafen. Man konnte sogar Seine Stimme hören.
Heute hingegen ist es nicht mehr so. Seine “Gegenwart” hat jetzt eher die Mutter Gottes übernommen, durch ihre wahren oder mutmaßlichen Erscheinungen.
Auch die Handlung des Heiligen Geistes ist inmitten der Wechselfälle des Lebens nur schwer erkennbar.
In den Angelegenheiten Seines heutigen Volkes gibt es also nicht mehr ein konkretes, ersichtliches Leben in enger Verbindung mit Gott, ist es nicht so?
Ist es nicht deswegen, dass die Leute immer weniger an Gott glauben?
Ich bedanke mich bei Ihnen und verbleibe mit freundlichen Grüßen.
Angelo
Antwort des Priesters
Lieber Angelo
1. Ja, Gott erschien im Alten Testament ab und zu in der sogenannten Theophanie oder durch wunderbare Interventionen, die du schon erwähnt hast.
Nach seiner direkten Erscheinung durch Jesus Christus im Neuen Testament, ist jetzt seine Gegenwart unter uns weniger grandios und erschreckend, aber dafür beständiger und stärker als früher.
2. Ich könnte sagen, dass seine Gegenwart unter uns die Erweiterung seiner Menschwerdung ist, durch die Er sanftmütig und von Herzen demütig mitten unter uns gekommen ist.
Wenn man Ihn vor dem Tabernakel verehrt begreift man, dass niemand demütiger und sanftmütiger ist als Er.
Indem er sich auf diese Weise vorgestellt hat, will er jedem von uns stillschweigend sagen: “Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.” (Mt 11, 28-29).
3. Wie viele Wunderwerke verwirklicht der Herr durch die Eucharistie.
Normalerweise vollbringt er das auf stiller Weise.
Ich denke an drei Gnaden, die der heiligen Therese vom Kinde Jesu durch die Messe gewährt wurden.
Die erste betraf sie selbst. Sie war so schwer an einer Krankheit erkrankt, dass diese sie wahrscheinlich zum Tode geführt hätte.
So schreibt sie: “Eines Tages sah ich Papa in Maries Zimmer treten, in dem ich lag: mit einem tieftraurigen Ausdruck gab er ihr mehrere Goldstücke und bat sie, nach Paris zu schreiben, damit man in Unserer lieben Frau vom Siege Messen lese für die Heilung seines armen Töchterchens ”.
Genau am 13. Mai 1884, dem Tag, an dem die Feiern der Novenenmessen beendet waren, sah Therese die Muttergottes, die ihr zulächelte und durch Ihr Lächeln fühlte sie sich augenblicklich geheilt.
Sie schreibt: “Plötzlich erschien mir die Muttergottes schön, so schön, dass ich nie Schöneres gesehen hatte. Ihr Antlitz atmete unaussprechliche Güte und Zärtlichkeit; was mir aber bis ins Innerste der Seele drang, das war das “bezaubernde Lächeln der seligsten Jungfrau ”.
Da zerstoben alle meine Leiden und dicke Tränen entquollen meinen Augen und rollten lautlos über meine Wangen; aber es waren Tränen ungetrübter Freude…
Oh! dachte ich, die Seligste Jungfrau hat mir zugelächelt, was bin ich glücklich… aber nie will ich es jemandem erzählen, denn sonst würde mein Glück verschwinden”. (Die Geschichte einer Seele)
4. Die zweite Gnade: Die Bekehrung eines, zum Tode verurteilten, Verbrechers Namens Enrico Pranzini, 31, aus Alexandria. Er hatte bei einem Diebstahl zwei Frauen und ein Mädchen erstochen. Das Vorkommnis ereignete sich am 17. März 1887. Sein Prozess endete am 13. Juli desselben Jahres mit dem Todesurteil. Am darauffolgenden 31. August wurde er dann durch die Guillotine hingerichtet.
So erzählt sie selbst was sie durch die Eucharistie bewirkte:
“Ich hörte damals von einem großen Verbrecher, der wegen seiner schrecklichen Taten zum Tode verurteilt worden war. Alles ließ vermuten, dass er unbußfertig sterben würde. Ich wollte ihn um jeden Preis daran hindern, der ewigen Verdammnis anheimzufallen. Um es dahin zu bringen, wandte ich alle erdenklichen Mittel an; wohl wissend, dass ich aus mir selber nichts vermochte, bot ich dem Lieben Gott alle unendlichen Verdienste Unseres Herrn an und die Schätze der Heiligen Kirche, schließlich bat ich Céline, eine Messe nach meiner Meinung lesen zu lassen. Ich hätte gewünscht, dass alle Menschen sich mit mir vereinten, um die Gnade für den Schuldigen zu erflehen. Im Grunde meines Herzens fühlte ich mit Gewissheit, dass unser Verlangen erfüllt werden sollte. Sie war sich dessen gewiss! Um mir jedoch Mut zu machen, im Gebet für die Sünder fortzufahren, sagte ich dem lieben Gott, ich sei ganz sicher, dass er dem unglücklichen Pranzini verzeihen werde, dass ich dies sogar glauben würde, wenn dieser nicht beichtete und kein Zeichen der Reue gäbe, so großes Vertrauen hatte ich in die unendliche Barmherzigkeit Jesu. Das ist Therese, dieses unendliche Vertrauen in die unendliche Barmherzigkeit Jesu. Aber ich bäte ihn doch um «ein Zeichen» der Reue, einfach zu meinem Trost… Mein Gebet wurde wörtlich erhört! Trotz des Verbotes, das Papa für uns erlassen hatte, irgendeine Zeitung zu lesen, glaubte ich nicht ungehorsam zu sein, wenn ich die Stellen las, die von Pranzini handelten. Am Tage nach seiner Hinrichtung fällt mir die Zeitung «La Croix» in die Hand. Ich öffne sie hastig, und was sehe ich?… Ach! meine Tränen verrieten meine Bewegung, und ich musste mich verstecken… Pranzini hatte nicht gebeichtet, er hatte das Schafott bestiegen und wollte eben seinen Kopf in das grausige Loch, stecken, als er plötzlich, einer jähen Eingebung folgend, sich umwendet, das Kruzifix ergreift, das ihm der Priester hinhielt, und dreimal die heiligen Wunden küsst! … Dann ging seine Seele hin, das erbarmende Urteil Dessen zu empfangen, der verkündet, im Himmel werde mehr Freude sein über einen einzigen Sünder, der Buße tut, als über 99 Gerechte, die der Buße nicht bedürfen…” (Geschichte einer Seele, 135)
Therese vergaß Pranzini nicht und später ließ sie, immer wenn sie Gelegenheit hatte, am Karmel eine Messe für ihn zelebrieren, den sie „meinen ersten Sohn“” nannte.
5. Nun zur dritten Gnade: der Eintritt in den Karmel der vierten Schwester Céline.
Eine Klosterschwester, die einen großen Einfluss hatte, war strikt dagegen.
Aber eines Tages, als die Schwierigkeiten unüberwindlich schienen, schrieb Therese: „Ich sagte bei der Danksagung zu Jesus: Du weißt, mein Gott, wie gern ich wissen möchte, ob Papa geradewegs in den Himmel eingegangen ist; ich bitte dich nicht, zu mir zu sprechen, aber gib mir ein Zeichen. Wenn meine Schwester A.d.J. dem Eintritt Célines zustimmt oder doch keine Einwände erhebt, so soll mir das die Antwort sein, dass Papa geradewegs zu dir gegangen ist“.
Sie wissen, geliebte Mutter, dass diese Schwester fand, wir drei seien schon zu viel, und deswegen nicht noch eine weitere zulassen wollte, aber Gott,der das Herz der Geschöpfe in seiner Hand hält und es neigt, wie er will, änderte die Gesinnung der Schwester; sie war die erste Person, der ich nach der Dankbarkeit begegnete: sie rief mich freundlich und sagte mir, ich solle zu Ihnen hinaufgehen und sprach zu mir von Céline mit Tränen in den Augen…
Oh, für wievieles habe ich doch Jesus zu danken, der alle meine Wünsche überreich zu erfüllen wusste…!” (Geschichte einer Seele, 182).
6. Vielleicht konntest du selbst die Erfahrung machen, wie stark die Handlung Jesu in der Eucharistie und heiligen Messe ist.
Er ist immer da, im Tabernakel, danach verlangend, immer größere Wunderwerke zu vollbringen.
Es wäre genug, wenn wir unseren guten Willen zeigen und ihm dadurch die Tür unseres Herzens öffnen würden.
Ich wünsche dir alles Gute, versichere dir mein Gebet und segne dich.
Padre Angelo