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Guten Tag Padre,


Ich bedanke mich bei Ihnen für die Zeit, die Sie uns in Ihrer Kolumne widmen. Mir wurden die folgenden Fragen gestellt. Fragen, die ich aufgrund meiner religiöser Unwissenheit, nicht beantworten kann. 

Und vielleicht sind sie „tendenziös“. 

Ich schreibe tendenziös, weil ich nicht weiß, wie ich die Absicht einschätzen soll, mit der sie mir gestellt worden sind.

Vielleicht will man durch diese Fragen meinen Glauben verwirren.
Wenn jemand in der Unwissenheit lebt, was ein gewisses Argument unseres Glaubens  anbelangt, ist es dann richtig nach der Wahrheit zu suchen, obwohl der Verdacht besteht, sich nicht daran halten zu können?

Es geht jetzt nicht darum, jemanden zu unterweisen, sondern eher zu wissen, ob derjenige, der sich in der Unwissenheit befindet, sich selbst das Wissen aneignen soll, selbst wenn er befürchtet, sich dem nicht anpassen zu können.

Wie sollte man sich in so einem Fall verhalten?

Ich schließe Sie herzlichst und mit Dankbarkeit in meine Gebete ein.

Matteo


Lieber Matteo,


1. Hier kurzgefasst die Antwort:
Im ersten Fall, wenn man weiß, dass der Gesprächspartner nicht dazu fähig sein wird, die moralische Maßregel zu befolgen, sollte man ihn stufenweise belehren. 

Ihm nicht sofort den gesamten Inhalt der Maßregel bekannt zu geben, ist ihm gegenüber ein Akt der Nächstenliebe. 

Denn wenn sicher steht, dass er an dem Fehler festhalten wird, würde sich seine Situation verschlechtern, da sich sein Verhalten aufgrund des erreichten Bewusstseins verschärfen würde.

2. Man belasse ihn also materiell im Irrtum und dennoch mit dem Willen, ihm nach und nach die ganze Wahrheit zu offenbaren.

Die Sorge, ihm die ganze Wahrheit zu sagen, ist ein Akt der Nächstenliebe,  denn moralisches Übel ist nicht einfach Verletzung eines uns außenstehenden Gesetzes, bei dem, wenn wir durchkommen, das umso besser ist, als würde man trotz eines fehlerhaften Verhaltens keine Geldstrafe erhalten.

Das moralische Gesetz ist in uns, es steht in unserer Natur geschrieben.

Ihn im Irrtum zu lassen bedeutet also, es zuzulassen, dass er sich selbst immer mehr schädigt. Dies kann offensichtlich nicht als Wohltätigkeit angesehen werden.

3. Stufenweise bedeutet, ihm immer die Wahrheit zu sagen.  Indem man ihm jedoch die Wahrheit sagt, werden ihm auch alle Hilfsmittel angeboten, nach die er sich richten kann.

Vor allem die Gnade, die uns durch die Sakramente gewährt wird. 

4. Der Katechismus der katholischen Kirche erinnert: “Wenn hingegen die Unkenntnis unüberwindlich oder der Betreffende für das Fehlurteil nicht verantwortlich ist, kann ihm seine böse Tat nicht zur Last gelegt werden. Trotzdem bleibt sie etwas Böses, ein Mangel, eine Unordnung. Aus diesem Grund müssen wir uns bemühenIrrtümer des Gewissens zu beheben.” (CCC1793).

5. Im zweiten Fall handelt es sich hingegen um einen Menschen, der Angst hat vor der Wahrheit. weil er sich dessen bewusst ist, sich nicht daran halten zu können. Daher bevorzugt er es, in der Ignoranz zu bleiben. Diese Ignoranz wird in der Theologie affektiert genannt, weil sie gewollt ist. 

Diese Art von Unwissenheit ist schuldig und sündig.  

6. Darüber hinaus kann man nie sagen, dass Gottes Gesetz unmöglich zu beachten und der Stärke des Menschen überlegen ist, vor allem wenn man sich von der Gnade helfen lässt.  Das zu behaupten wäre gotteslästerlich.

6. Affektiert wird die Ignoranz definiert, die von einer präzisen Entscheidung ausgeht, und zwar die Kenntnis der moralischen Maßregeln abzulehnen um „mit mehr Freiheit sündigen zu können“ (Theologische Summe, I-II, 76, 3).

Diese Unwissenheit wird immer als schuldig erkannt und entschuldigt nie.

Der heilige Thomas sagt, “diese Unwissenheit ist direkt und essentiell freiwillig, weil man wissentlich etwas nicht kennenlernen will, damit man freier sündigen kann. (Theologische Summe, I-II, 76, 3). Diese Ignoranz übersteigert die Freiwilligkeit und die Sünde, weil die Intensität des sündigen Willens ihn dazu antreibt, die Beschädigung der Ignoranz zu erleiden und frei zu sündigen.” (Ib., I-II, 76,4).

Ich danke dir für dein Gebet und erwidere es gerne. Ich wünsche dir alles Beste und segne dich.
Padre Angelo