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Frage
Guten Abend lieber Padre,
ich bin Mario. Ich möchte Ihnen eine Frage über die Auswirkungen der Todsünde und der lässlichen Sünde stellen: kann meine Schuld das Verhalten der anderen mir gegenüber, negativ beeinflussen?
Ich habe einen Priester sagen hӧren, eine Schuld zu tragen sei wie eine Taste drücken, die das Bӧse in die Welt kommen lässt”.
Ist diese Behauptung theologisch korrekt?
Wenn es also korrekt wäre, wie sollten wir dann Menschen beurteilen, die sündigen, weil sie an einer Sucht leiden, und daher nicht in der Lage sind, sich zu beherrschen?
Ich dachte, so wie das Gebet das Verhalten der anderen beeinflusst, auf der gleichen Weise schadet die Sünde unserer Seele durch Strafen, die vom Himmel kommen, wie zum Beispiel eine negative Veränderung im Verhalten der Menschen mir gegenüber, für die ich selbst vielleicht sogar gebetet habe bevor ich sündigte.
Antwort des Priesters
Lieber Mario,
1. Die Behauptung jenes Priesters ist theologisch korrekt.
In der Kirche sind wir ein einziges Leib. Darauf weist auch der Hl. Paulus bei Rӧm 12,5 hin, wenn er schreibt: “so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, einzeln aber sind wir untereinander Glieder”.
Alle erhalten wir nämlich das Leben, das uns stützt (die Gnade) aus dem gleichen Haupt, Jesus Christus.
2. Wir sind nicht einfach im moralischen Sinne ein Leib, so wie man von einem Verein oder einer Gemeinschaft behaupten kӧnnte.
Was uns auf neue Art und Weise und viel stärker als die Vereinigung in Adam vereint, ist die Gnade, und zwar, das in den Menschenherzen verbreitete gӧttliche Leben, das die Menschen dank des Glaubens und der Liebe belebt.
Es ist eine ontologische Vereinigung, auf der Seinsebene, in der übernatürlichen Ordnung der Gnade.
3. So wie in einem organischen Kӧrper die Glieder gegenseitig aufeinander angewiesen sind und das nicht nur, weil sie gegenseitig davon profitieren, sondern auch weil sie vom gleichen Lebensprinzip belebt werden. So ist auch die Kirche.
4. Und weil dieses Leib (die Kirche) nicht nur aus den Getauften besteht, sondern aus all denjenigen, die in der Gnade leben, haben jede von uns, in der Gnade durchgeführte Handlung und jede Sünde, heilsame oder schädliche Auswirkungen auf die gesamte Kirche und Menschheit.
5. Johannes Paulus II. in Reconciliatio et paenitentia hat daran erinnert, dass “aufgrund einer menschlichen Solidarität”, die gleichzeitig geheimnisvoll und unmerklich aber auch real und konkret ist, sich die Sünden von jedem irgendwie auf die anderen auswirken.
Das ist also die andere Seite der Medaille jener Solidarität, die sich auf der Religionsebene in dem tiefen und wunderbaren Geheimnis der Gemeinschaft der Heiligen entwickelt, wodurch wir sagen kӧnnen, dass “jede sich erhebende Seele die ganze Welt erhebt”.
Diesem Gesetz des Aufstiegs entspricht leider das Gesetz des Abstiegs, sodass man von einer Gemeinschaft in der Sünde sprechen kann. Eine, durch die Sünde abfallende Seele, lässt die Kirche und irgendwie die ganze Welt mit abfallen.
Anders gesagt, gibt es keine Sünde, nicht einmal die intimste und geheimste, die nur den einzelnen Sünder betrifft. Jede Sünde wirkt sich mit mehr oder weniger Vehemenz auf die ganze kirchliche Gemeinschaft und auf die ganze Menschheitsfamilie aus (RP 16).
6. Das kann man jedoch nicht ausnahmslos von jedem Menschen behaupten, der “sündigt, weil er an einer Sucht leidet und daher nicht in der Lage ist, sich zu beherrschen”, denn um eine Sünde zu begehen und das Bӧse in sich und gleichzeitig die der Welt einzulassen, muss man die Tür des Willens ӧffnen.
Wenn die bedachte Zustimmung fehlt, wird der Sünde die Tür nicht geӧffnet.
7. Außerdem stimmt es nicht, dass “die Sünde durch Strafen, die vom Himmel kommen, der Seele schadet”.
Strafen erlegen wir uns selbst auf, wenn wir die Türen unseres Lebens dem Bӧsen und seinem Anreger, dem Teufel, ӧffnen.
Im Gegenteil, wenn wir die Inspiration zur Sünde fühlen, tut Gott alles, damit wir uns und indirekt allen anderen Menschen nichts Schlimmes antun.
Er tut wirklich alles, zieht auch den Himmel hinzu, weil Er uns die Hilfe der Engel anbietet.
8. Und nachdem wir gesündigt haben, ändert Er sein Verhalten uns gegenüber nicht, so wie wir unser Verhalten gegenüber Menschen ändern, die uns beleidigt haben obwohl wir ihnen geholfen haben.
Trotz unserer Sünden, liebt Gott uns weiterhin.
Denn er “lässt seine Sonne aufgehen über Bӧse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte” (Mt. 5,45).
Leider sind wir es, die uns Seinem heilsamen Einfluß entziehen, indem wir Ihm die Türen unseren Lebens verschließen und geschlossen halten, obwohl er ständig an die Tür klopft.
9. Über den wesentlichen Unterschied zwischen einer moralischen Kӧrperschaft und dem mystischen Leib der Kirche, zitiere ich gern diese wunderbare Aussage von Pius XII, aus seiner Enzyklika Mystici corporis: “Vergleichen wir sodann den mystischen Leib mit einer sogenannten moralischen Körperschaft, so müssen wir auch da einen keineswegs geringfügigen, sondern höchst bedeutungsvollen und schwerwiegenden Unterschied feststellen. In der moralischen Körperschaft nämlich ist das einigende Prinzip nichts anderes als der gemeinsame Zweck und das gemeinsame Zusammenwirken aller zu demselben Zweck mittels einer gesellschaftlichen Obrigkeit. Im mystischen Leibe dagegen, von dem wir handeln, kommt zu diesem Zusammenwirken noch ein anderes inneres Prinzip, das sowohl dem ganzen Organismus wie den einzelnen Gliedern wirklich und kraftvoll innewohnt und von solcher Erhabenheit ist, daß es in sich betrachtet alle einigenden Bande, die einen physischen oder einen moralischen Leib zusammenhalten, unermeßlich weit überragt. Dieses Prinzip gehört, wie oben gesagt, nicht der natürlichen, sondern der übernatürlichen Ordnung an; ja es ist in sich selber geradezu unendlich und unerschaffen: der Geist Gottes, der, wie der engelgleiche Lehrer Thomas von Aquin sagt, „der Zahl nach ein und derselbe, die ganze Kirche erfüllt und einigt“ (De Veritate, q. 29, a. 4, c).
Ich danke dir für deine Frage, schließe ich dich in mein Gebet ein und segne dich.
Padre Angelo