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Frage

Sehr geehrter Padre Angelo Bellon

Ich schreibe Ihnen, weil ich auf der Seite „Dominikanerfreunde“  auf Ihren Namen gestoßen bin, denn Sie haben einige Fragen zum Thema private Gelübde beantwortet. 

Ich würde gern ein Privatgelübde der persönlichen Stille ablegen, zuerst zeitlich begrenzt (z.B. bis zum Ende der Pandemie) aber später dann dauerhaft. 

Dieses Gelübde hat alle sinnentleerten Argumente als Thema, wie Klatsch und Tratsch, Lästereien und weiteres, was ich lieber für mich behalte. Andere Angelegenheiten des täglichen Lebens, des Arbeits-und Gebetalltags, sowie  normale Respektverhältnisse wären von diesem Gelübde ausgeschlossen.

Andere  sollten also nichts bemerken, ich wäre die Einzige, die es weiß.

Es ist schon lange, dass ich dieses Gelübde ablegen will, aber der Priester hat mir bisher nie die Erlaubnis dazu gegeben.  Jetzt ist also meine Frage: in dieser fürchterlichen Zeit,  wo wir alle wegen des Coronavirus Quarantäne angeordnet bekommen, in der man direkt mit Gott – von Angesicht zu Angesicht -beichten darf, ist es auch mӧglich, Gott direkt das Gelübde abzulegen oder braucht man doch die Anwesenheit eines Priesters?

Tausend Dank

Herzliche Grüße


Antwort des Priesters

Meine Liebe

1. dein Gelübde ist schӧn. 

Es hilft dir, dich selbst zu überwinden und viele kleine Entbehrungen in Handlungen des Lobes  und der Liebe zu Gott zu verwandeln.

2. Dennoch mӧchte ich dir zwei Dinge sagen.

Erstens: du musst dem Beichtvater gehorchen, weil es der Wille Gottes ist.  Der Hl. Thomas von Aquin sagt, dass in oboedientia perficitur omnis religio, was dem Sinn nach übersetzt bedeutet, dass im Gehorsam unsere Anbetung Gottes Vollkommenheit findet.

Unseren Willen zu opfern, um uns dem Willen Gottes anzupassen ist der schӧnste Akt der Liebe, Ihm gegenüber. 

Es ist nicht verwunderlich, was ich dir gerade sage.  Geschieht dasselbe denn nicht auch in der menschlichen Wirklichkeit?  Wenn man einen Menschen intensiv liebt, ist man gern bereit, auf seine eigenen Vorstellungen zu verzichten, um dem geliebten Menschen zu folgen.  

Ist es nicht die schӧnste Geste der Liebe, die die gegenseitige Vereinigung noch stärker belebt?

3. In Bezug auf den Beichtvater, überlege doch mal, wie gekränkt er sich fühlen würde, würde er erfahren, dass du eigenmächtig gehandelt hast, nachdem er dir nein gesagt hat.  

Halte es also für sicher, dass deine Opfer bei Gott besser ankommen werden, wenn du dich Seinem Willen anpasst, durch vorherige Absprache mit deinem Beichtvater. 

4. Zweitens mӧchte ich dir sagen: warum nicht jetzt gleich damit beginnen, das Thema des Gelübdes perfekt in die Praxis umzusetzen, ohne das Gelübde abzulegen, das der Beichtvater dir noch nicht erlaubt hat?

Űbrigens besteht der Großteil des Gelübdes aus Themen, zu denen du schon wegen der Nächstenliebe verpflichtet bist: auf “sinnentleerte Argumente, Klatsch und Tratsch oder Lästereien verzichten”.

5. Normalerweise verhalte auch ich mich mit meinen Gläubigen so: erst wenn  Praktiken, die sie nie mehr aufgeben werden, genügend geübt worden sind, gebe ich ihnen die Erlaubnis,  durch ein Gelübde oder Versprechen das zu bestätigen, was sie schon tun.

Indem  die Handlungen meiner Gläubigen  durch ein Gelübde verstärkt werden, bekommen sie eine neue Vollendung vor Gott: die des Gehorsams, die sie dazu bringt, ihre Handlungen und Praktiken in Lobhandlungen für Gott zu verwandeln.

Die Bedeutung des Gelübdes ist gerade diese: sich ein Gesetz oder einen Gehorsam geben, um unsere Handlungen in Lobhandlungen für Gott umzuwandeln.

 6. Das Gleiche gilt für die Ordensgeistlichen. Sie sind Konsekrierte: durch das Armuts- Keuschheit- und Gehorsamsgelübde verpflichten sie sich dazu, ihr Leben in ebenso viele Lobhandlungen für Gott zu verwandeln, indem sie ständig durch ihre Handlungen zeigen, dass Gott allein ihr einziges Gut ist.   

7. Ich gehe davon aus, dass dein Beichtvater dir das Gelübde vielleicht noch nicht gewährt, weil er findet, dass du noch nicht dafür bereit bist. 

Denn vor allem bei privaten Gelübden (man nennt es privat, wenn sich die Person individuell in ihren Tugendhandlungen  dazu verpflichtet), ist man nicht sofort nach Ablegung des Gelübdes, dazu bereit, das Thema des Gelübdes schon einzuhalten.

 Man muss vorher viel üben, damit bei der Ablegung des Gelübdes, die Tugendhandlung konnaturell geworden ist. 

8. Beginne also sofort, noch heute, den 24. März, Vortag der Mariä Annuntiata.   

Die Hl. Katharina von Siena nannte den 25. März  den Gnadentag.

Und dann fügte sie die Erklärung dafür hinzu:

Ich weiß, Maria, dass keine Gnade dir heute verweigert wird.  

Es ist der Tag des großen Ja-Wortes von Maria, das sie – nach dem Hl. Thomas von Aquin – loco totius Ecclesiae (im Namen der ganzen Kirche) aussprach.

Zu einem so großzügigen Ja darf Gott nicht Nein sagen.

9. Fang also gleich damit an, das Thema deines Gelübdes zu erproben. 

Vereinige, bei der Überwindung der verschiedenen Versuchungen, deine vielen  Ja mit dem großen Ja von Maria .

Mӧge also der morgige Tag so voll von Gnaden sein, wie deine großzügigen und liebevollen Ja.

10. Sobald du deinen Beichtvater treffen wirst, wirst du ihm sagen kӧnnen, dass du zwar kein Gelübde abgelegt hast aber das Argument des Gelübdes immer geübt, und deine Pflicht nie versäumt hast.  Du wirst ihm eine Freude machen. 

Zwinge ihn aber nicht, dir die Erlaubnis zu geben.  

Vergiss nicht, dass in oboedientia perficitur omnis religio.

Denk bitte auch daran, was Gott durch den Propheten Samuel sagte: “Hat der Herr Wohlgefallen an Brandopfern und Schlachtopfern gleichwie am Gehorsam gegen den Herrn?

Siehe, Gehorsam ist besser als Opfer, folgsam sein ist besser als Fett von Widdern” (1. Sam 15,22).

Ich wünsche dir alles Gute, schließe dich in mein Gebet ein und segne dich.  

Padre Angelo