Questo articolo è disponibile anche in:
Italienisch
Englisch
Deutsch
Frage
Guten Tag,
ich bin ein katholischer Christ, aber auch ein wenig evangelisch und möchte ein paar Fragen stellen:
1) stimmt die Annahme, einem wird immer vergeben, nur weil er an das ewige Seelenheil glaubt, unabhängig von Werken und Sünden (wie der heilige Paulus oft sagte und wie manche Protestanten behaupten), mit der Botschaft des Evangeliums überein oder ist es eher eine unvollständige Interpretation?
2) ist der Glaube durch die Liebe wirksam?
3) ist es möglich, dass ein Christ mit authentischem Glauben, sich für die Ewigkeit verdammen kann?
4) da die Sünde von Adam und Eva in die Welt eingeführt worden ist, ist es nicht unsere Schuld, sondern ihre Schuld. Wir sind also unschuldig und sollten deshalb nicht bestraft werden.
5) darf ein gläubiger Laie einer Zuhörerschaft das Evangelium bezeugen?
6) reicht es aus, an Gott zu glauben, um von Ihm für irgendeine Sünde vergeben zu werden, oder ist es auch notwendig, diese zu bereuen?
Vielen Dank, Pater Angelo
Gott segne Sie!
Antwort des Priesters
Lieber Besucher,
1. dass der heilige Paulus sagt, der Mensch wird durch Glauben gerecht, unabhängig von Werken, ist wahr.
Eine seiner bekanntesten Aussagen ist: “wissen, dass der Mensch nicht aus Werken des Gesetzes gerecht wird, sondern aus dem Glauben an Jesus Christus; so sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus gelangt, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird kein Fleisch gerecht” (Gal 2,16).
Mit Rechtfertigung meinen wir Gerechtigkeit, das heißt die Heiligkeit oder das göttliche Leben, das Gott den Menschen mitteilt.
In der Heiligen Schrift ist Gerechtigkeit oft gleichbedeutend mit Heiligkeit, mit Gnade. Josef, z.B., wird deswegen “gerecht” genannt.
2. Rechtfertigung beinhaltet gleichzeitig die Vergebung der Sünden und eine innere Erneuerung.
3. Es handelt sich um eine übernatürliche Realität.
Kein Menschenwerk könnte sie je verdienen, wegen der Ungleichheit zwischen dem, was natürlich und dem was übernatürlich ist.
Sie wird den Menschen von Gott umsonst verliehen.
Und gerade deshalb sprechen wir von Gnade, von Wohlwollen, von Entgegenkommen, von Barmherzigkeit.
4. Die Gesetzeswerke bei Paulus sind die guten Werke nach dem mosaischen Gesetz und insbesondere die Einhaltung einiger ritueller Gesetze wie die Beschneidung, die verschiedenen Waschungen, die durchgeführt werden mussten, um Gegenstände berührt zu haben, die wiederum von Heiden berührt worden waren, die die Juden für unrein hielten, und noch andere Reinigungsrituale wegen irgendwelcher körperlicher Ausscheidungen.
Wie auch immer, keines dieser Werke kann, gerade weil es menschlich ist, eine übernatürliche Lebensgemeinschaft mit Gott, eine Vereinigung mit Christus herstellen, sagt der heilige Paulus.
Die Gnade ist ein Geschenk Gottes, das denen gegeben wird, die sich Gott mittels des Glaubens öffnen.
5. Dieser Glaube wiederum wird nicht mit der natürlichen Religiosität identifiziert, für die der Mensch die Existenz Gottes und einige seiner Vollkommenheiten anerkennt.
Es ist vielmehr ein Eingreifen Gottes in das Herz des Menschen (eben die Gnade!), kraft dessen der Mensch sich auf übernatürliche Weise Gott aufschließt und mit Gott vereint wird.
In diesem Sinne ist der Glaube ein Geschenk Gottes und nur Werk Gottes.
Es ist also klar, was Paulus meint, wenn er sagt, dass wir nur durch den Glauben allein (und das heißt durch das Werk Gottes) gerechtfertigt (das heißt mit Gott vereint) sind, und auch wenn er sagt “durch Werke des Gesetzes wird kein Fleisch gerecht” (Gal 2,16).
6. Dieser Glaube beschränkt sich nicht darauf zu sagen, dass Gott existiert, sondern bringt durch die guten Werken Früchte.
Deshalb sagt der heilige Paulus: “Denn in Christus Jesus vermag weder die Beschneidung noch die Unbeschnittenheit etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirkt” (Gal 5,6).
Und daher sagt er auch “wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts” (1 Kor 13,2).
Der heilige Jakobus wiederum wird sagen: “Willst du also einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?” (Jak 2,20).
“Denn wie der Körper ohne den Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot” (Jak 2,26).
7. Du hast also keinen Grund, ein bisschen protestantisch zu sein.
Wenn der Glaube echt ist, wirkt er durch Nächstenliebe.
Wenn er nicht durch Nächstenliebe wirkt, ist er nicht authentisch und er reicht nicht aus, um sich selbst zu retten.
Jesus hat gesagt: “Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut” (Mt 7,21).
8. Zu den anderen Fragen: “da die Sünde von Adam und Eva in die Welt eingeführt worden ist, ist es nicht unsere Schuld, sondern ihre Schuld. Wir sind also unschuldig und sollten deshalb nicht bestraft werden”.
Ja, in Bezug auf Adams Sünde, die sogenannte Erbsünde, sind wir nicht schuldig. Es hat er die Sünde begangen und für diese Sünde werden wir nicht bestraft.
Wir sind jedoch der Sünden schuldig, die wir selbst begehen.
9. Damit uns die begangenen Sünden vergeben werden, ist es notwendig, sie zu bereuen.
Ohne Reue gibt es keine Vergebung.
Nicht nur das, sondern es ist auch notwendig, sie zu beichten, weil das Beichten das gewöhnliche Mittel ist, um Vergebung zu erlangen, wie es der Herr festgelegt hat: “Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten” (Joh 20,23).
10. Abschließend fragst du mich, ob ein gläubiger Laie einer Zuhörerschaft das Evangelium bezeugen darf.
Warum sollte er nicht?
Jesus hat gesagt: “So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.” (Mt 5,16).
Ich wünsche dir also den Glauben, einen ganz starken Glauben, der sich durch die Liebe wirksam erweist, versichere dir mein Gebet und segne dich.
Pater Angelo