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Frage
Lieber Pater Angelo,
gehe ich recht in der Annahme, dass, wenn es in meinem Leben sehr schlimme Episoden gibt, dies eine göttliche Strafe ist, weil ich durch das Sündigen Gottes Gesetz gebrochen habe?
Wenn es nicht so ist, könnten Sie mir erklären, was mit göttlicher Vergeltung gemeint ist?
Vielen Dank und beste Grüße
Claudio Maria
Antwort des Priesters
Lieber Claudio Maria,
1. kritische und schmerzhafte Situationen sind nicht unbedingt auf sündhaftes Verhalten zurückzuführen.
Hiob wurde durch viele Prüfungen gereinigt, und doch war er ein gerechter und unschuldiger Mensch.
Jesus sagte, wenn einer hinter mir hergehen will, nehme er täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach (vgl. Lk 9,23).
Er hat auch gesagt, jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt (vgl. Joh 15,2).
2. Die alten Israeliten dachten wie alle Semiten, dass Unglück das Ergebnis begangener Sünden sei. Alle, auch sekundäre Ereignisse, schrieben sie der göttlichen Belohnung oder Bestrafung zu. Für sie galt die Vergeltung auf dieser Erde als Beweis göttlicher Gerechtigkeit.
Aber Jesus wollte diesen Irrtum energisch korrigieren, als er sagte: “Meint ihr, dass diese Galiläer größere Sünder waren als alle anderen Galiläer, weil das mit ihnen geschehen ist? Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle genauso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt. Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms am Schiloach erschlagen wurden – meint ihr, dass sie größere Schuld auf sich geladen hatten als alle anderen Einwohner von Jerusalem? Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle ebenso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt” (Lk 13,3-5).
Als sie ihm einen Blindgeborenen brachten und ihn fragten, ob der Grund für die Blindheit eine Sünde dieses Mannes oder seiner Eltern sei, antwortete er in ähnlicher Weise: “Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden” (Joh 9,3).
3. Die göttliche Vergeltung wird am Ende unseres Lebens mit dem Ergebnis des besonderen Gerichts vollzogen.
In diesem Sinne spricht Paulus davon, wenn er sagt: “Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, aber nicht nur mir, sondern allen, die sein Erscheinen ersehnen” (2 Tm 4,8).
Und: “Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat” (2 Kor 5,10).
4. Nichtsdestotrotz kann der Herr bereits im gegenwärtigen Leben diejenigen, die sich heilig verhalten, mit vielen Gnaden belohnen, um sie zum Fortschritt zu ermutigen.
Während Er sich denjenigen, die Seine Gnade freiwillig verweigert haben, entzieht. Das bedeutet, dass sie das Risiko laufen, sich in die Hände ihres Gegners zu begeben.
Die heilige Schrift bestätigt in diesem Sinne, “wer sündigt, verfehlt sich gegen sich selbst” (Sir 19,4) und “die Sünde und Unrecht begehen, sind Feinde ihres eigenen Lebens” (Tb 12,10).
Und ebenfalls in diesem Sinne, sagte Jesus zu dem Gelähmten: “Sieh, du bist gesund geworden; sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt!” (Joh 5,14).
Und der heilige Paulus: “Ebenso gaben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in Begierde zueinander; Männer treiben mit Männern Unzucht und erhalten den ihnen gebührenden Lohn für ihre Verirrung” (Röm 1,27).
5. Sowohl im ersten als auch im zweiten Fall ist die Vergeltung im gegenwärtigen Leben jedoch nicht definitiv.
Wie der Stehende darauf achten muss, nicht zu fallen (vgl. 1 Kor 10,12), so fehlt dem Sünder nie der Gnadenimpuls, der ihn zur Bekehrung drängt.
Ich wünsche dir alles Gute für das jetzige und besonders für das zukünftige Leben, segne dich und gedenke deiner im Gebet.
Pater Angelo