Questo articolo è disponibile anche in: Italienisch Deutsch Portugiesisch

Frage

Lieber Pater Angelo,

danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, meine letzte Mail zu beantworten.

Ich nutze diesmal die Gelegenheit, um Ihnen eine Frage zu stellen, die Sie aber in Ruhe nach den Ferien beantworten können.

Die Frage gehört wahrscheinlich für einen katholischen Gläubigen zu den Grundkenntnissen, worauf ich aber leider noch keine eindeutige Antwort gefunden habe.

Die Frage lautet: Wenn Jesus am Kreuz gestorben ist, um unsere Sünden zu sühnen, wozu bedarf es dann unserer Werke? In Übereinstimmung mit dem zu handeln, was wir im christlichen Leben für richtig und notwendig halten, ist gut und richtig; aber warum sollten unsere Werke uns das Heil garantieren, wenn uns dieses doch schon vom Herrn durch sein Kreuzesopfer geschenkt worden ist?

Verstehen Sie mich nicht falsch, meine Absicht ist es nicht, falsche lutherische Überzeugungen zu unterstützen, aber diesen Zweifel konnte ich bisher noch nicht lösen.

Ich danke Ihnen nochmals für Ihre Zeit und erneuere meine Ostergrüße.

Matteo


Antwort des Priesters

Lieber Matteo, 

1. Christus hat mit Seinem Leiden unsere Erlösung bewirkt, die nicht nur in der Beseitigung der Sünden besteht, was schon eine große Sache ist, sondern auch in der Heiligung der Seele.

Dieses doppelte Handeln Christi im biblischen Jargon entspricht der Rechtfertigung, von der Paulus spricht.

2. Die Beseitigung der Sünde allein verbindet noch nicht auf übernatürliche Weise mit Gott , sondern belässt das Geschöpf in seinem Geschöpfzustand.

Denn nur durch die Liebe werden wir mit Gott vereint.

Der Hl. Johannes schreibt: “Gott ist Liebe (Nächstenliebe), und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm” (1 Joh 4,16).

Daher sagt der Hl. Paulus: “Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete,  hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte  und alle Geheimnisse wüsste  und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte,  hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts” (1 Kor 13,1-2).

3. Der Glaube bewirkt, wie jedes Wissen, eine ausschließlich kognitive oder absichtliche Vereinigung, wie es die Philosophen nennen.

Die Nächstenliebe hingegen, gerade weil sie Liebe ist, wünscht und bewirkt die Vereinigung mit der geliebten Wirklichkeit.

Allein durch die übernatürliche Liebe, das heißt durch die Nächstenliebe, lebt Gott persönlich in uns und wir in Gott.

Nur durch Nächstenliebe schließen wir uns wirklich Christus an und bringen Seine Erlösung, die alle Sünde beseitigt und alle Heiligung vermittelt, in unser Leben.

Fest steht, dass die Erlösung durch Christus uns von jeglicher Schuld befreit hat, denn Er hat für all unsere Sünden gebüßt.

Aber damit uns die Erlösung Christi wirksam erreichen kann, ist es notwendig, uns Ihm durch den Glauben und die Liebe zu öffnen.

4. Ein Beispiel kann uns helfen zu verstehen, wie Christus für all unsere Sünden gesühnt und uns Erlösung gebracht hat.

Angenommen, wir wären in einem Haus eingesperrt und am Verhungern. Jemand, der um unseren Zustand weiß, legt uns alles, was das Herz begehrt in den Garten, aber solange wir im Haus verschlossen bleiben, ohne uns von diesen Speisen zu bedienen, sterben wir an Hunger und die uns geleistete Hilfe ist völlig  nutzlos. 

Auf ähnliche Weise, wenn wir uns die Verdienste der Erlösung nicht aneignen, „wird das Kreuz Christi um seine Kraft gebracht“ (1 Kor 1,17). Mit anderen Worten ist es, als würden wir die Früchte der Erlösung, des für uns wertvollsten Gutes, verweigern.

Deshalb sagte Jesus: “ Ich gehe fort und ihr werdet mich suchen und ihr werdet in eurer Sünde sterben” (Joh 8,21) und “Ich habe euch gesagt: Ihr werdet in euren Sünden sterben; denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, werdet ihr in euren Sünden sterben” (Joh 8,24).

Christus starb auch für die Menschen, an die er diese Worte richtete.

Wenn sich diese Menschen die Wohltaten seiner Erlösung nicht aneignen wollten, starben sie in ihren Sünden. Was so viel bedeutet wie, dass sie trotz der Erlösung Christi in die Hölle kamen.

5. Wie ich zu Beginn meiner Antwort schrieb, hat uns die Erlösung Christi nicht nur von der Sklaverei der Sünde und des Teufels befreit, sondern sie hat uns auch mit Gott versöhnt: “Da wir mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes” (Röm 5,10).

Diese Versöhnung und Lebensgemeinschaft wird durch den Glauben und die Liebe zustande gebracht.

Der Glaube allein genügt nicht, denn wenn er durch die Todsünde von der Liebe getrennt wird, verbindet er nicht wirklich mit Gott.

Wie der Hl. Thomas bemerkt, bewahren „die Verdammten“ den Glauben, haben aber keine Nächstenliebe und da „ein ähnlicher Kontakt mit dem Leiden Christi fehlt, erlangt sie seine Wirkung nicht” (Summe der Theologie, III, 49, 3, ad 1).

6. Jesus unterscheidet zwischen unwirksamem Glauben und wirksamem Glauben. Und er sagt, dass es einen Glauben gibt, der nicht retten kann: “Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut” (Mt 7,21).

Und weiter: “Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: «Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten … haben Dämonen ausgetrieben und haben wir nicht in deinem Namen viele Machttaten gewirkt?” Dann werde ich ihnen antworten: «Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Gesetzlosen!»” (Mt 7,22-23).

7. Wenn die Apostel sagen, dass der Glaube für sich allein tot ist, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat (Jak 2,17) oder “der Glaube wirkt durch die Liebe” (Gal 5,6) wollen sie dadurch nur an die Worte des Herrn erinnern.

Und wenn der Hl. Paulus sagt, dass das Heil von dem Glauben kommt und nicht von den Werken, meint er damit die Werke des Gesetzes des Alten Testaments, wie die Beschneidung, die Reinigungsriten, die Feier von Festen …

Was im Übrigen auch für uns heute gilt, denn allein die bloße äußerliche Befolgung der Gebote der Kirche reicht zum Heil nicht aus. Es bedarf der Gnade, die die Beseitigung der Sünde und das Freisein von Anhänglichkeit an Sünde mit sich bringt.

8. Schließlich rettet uns Christus nicht nur durch das Geschenk der Gnade, sondern indem Er sie auch in Gang setzt.

Er setzt die Gnade in Gang, indem er zum Gebet anregt, zur Teilnahme an den Sakramenten, zur Beachtung des Gesetzes Gottes, zur Verrichtung guter Werke, damit wir in unserem Fleisch das vollenden, was an den Leiden Christi noch fehlt an seinem Leib, der die Kirche ist (vgl. Kol 1,24).

So eignen wir uns immer mehr die Erlösung Christi an, indem wir den alten Menschen ablegen und im neuen wachsen.

In der Hoffnung, dass du dir immer mehr die Erlösung Christi aneignest, segne ich dich und versichere dir gern mein Gebet.

Pater Angelo