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Frage
Guten Morgen Pater Angelo,
Ich würde Sie gerne Verschiedenes über mein spirituelles Leben fragen.
An einem dieser Juli Tagen hat mich mein Vater mit Maria’s Gabe, dem Skapulier, vertraut gemacht. Aufgrund der mit dieser Glaubenspraxis verbundenen Verheißungen und vor allem wegen meiner großen Marienverehrung möchte ich mir gerne das Skapulier besorgen und damit anfangen, das kleine Offizium der Seligen Jungfrau Maria zu beten. Diesbezüglich hӓtte ich also ein paar Fragen:
1) Wie betet man eigentlich das Offizium? Wenn ich das Stundengebet bete, beginne ich mit den Laudes, dann bete ich eine der drei Kleinen Horen. Während des Tages mache ich dann mit der Lesung weiter und beende mit den Abendgebeten, der Vesper und der Komplet, vor dem Schlafengehen. Ist das in Ordnung? Oder sollte ich alle drei Kleinen Horen beten?
2) Des weiteren frage ich mich: ob das mit dem Skapulier und Marienoffizium verbundene Samstagsprivileg wegfällt, sollte ich es einmal aus verschiedenen Gründen nicht schaffen, alle Horen zu beten. Ist es eine Sünde, wenn ich es nicht schaffe, jeden Tag das Offizium zu beten? Natürlich würde ich mir viel Mühe geben, denn es ist mein größter Wunsch, nicht nur durch den Gottesdienstbesuch und das Rosenkranzgebet sondern auch durch eine stӓndige Heiligung meines Lebens, mit Gott verbunden zu bleiben.
3) Kӧnnten Sie mir bitte eine gute Ausgabe des Kleinen Offiziums der Seligen Jungfrau Maria empfehlen?
4) Dann habe ich auch gelesen, dass man das Skapulier in einem Karmelitenkonvent überreicht bekommt, wo man dann in eine der ihren Bruderschaften eingetragen wird. Falls ich in eine dieser Bruderschaften eingeschrieben werden sollte, wäre mir dann der Eintritt in eine dominikanische Laiengemeinschaft verwehrt? In der letzten Zeit fühle ich ein großes Verlangen, im Charisma des Heiligen Dominikus dem Herrn zu dienen. Ich kann mich in der dominikanischen Spiritualität, in der Beziehung zu Gott, in der Marienverehrung, im Studium des Wortes Gottes und des Magisteriums, in der Liebe zur Wahrheit und in der besonderen Art von Nächstenliebe, nach der sich der Orden richtet, wiederfinden (die Teilnahme am Kreuzesleiden , die Buße, die meditativen und persӧnlichen Gebetsmomente, die Predigt und der Eifer für das Seelenheil). Aus diesem Grund bitte ich Sie, für mein Anliegen zu beten, dass Gott mir die Einsicht schenken möge, seinen Willen zu erkennen.
5) Ich habe mir vorgenommen, an einem der nӓchsten Tage ein Dominikanerkloster aufzusuchen, um mich über die verschiedenen, mit dem Dritten Orden verbundenen Praktiken, zu erkundigen: wӓre es Ihnen zu viel verlangt, mich im Voraus schon ein wenig darüber aufzuklären ?
Es tut mir leid, dass das Schreiben etwas länger geworden ist, und entschuldigen Sie auch die vielen Anfragen. Ich vertraue auf Ihre Geduld. Tausend Dank für den Dienst, den Sie auf dieser Homepage leisten. Ich bete immer für Sie.
Andrea
Antwort des Priesters
Lieber Andrea,
1. Das Offizium der Seligen Jungfrau Maria enthӓlt nicht nur die drei Kleinen Horen (die heutzutage mittlere Horen genannt werden), sondern vier.
Es gibt nӓmlich die erste, dritte, sechste, und neunte.
Pier Giorgio Frassati betete jeden Tag das ganze Offizium der Seligen Jungfrau.
Du kannst es in der von dir beschriebenen Folge beten.
Die Vesper könntest du von der Komplet trennen. Die Vesper betest du also vor dem Abendessen, und die Komplet vor dem Schlafengehen.
Weil es aber keine Verpflichtung ist, kannst du dir die beliebteren Teile auswӓhlen und nach der Folge beten, die du dir vorgenommen hast.
Antiphonen, Hymnen, Lesungen (außer Komplet und die Lieder Benedictus und Magnificat) folgen nicht dem Tagesrythmus, so wie bei der Stundenliturgie.
2. Was die Hindernisse betrifft, insbesondere in Bezug auf das Samstagsprivileg, gilt der Grundsatz ad impossibilia nemo tenetur (Zu Unmöglichem kann keiner verpflichtet werden).
In einem seiner Briefe betont der Heilige Johannes, dass “Gott grӧßer als unser Herz ist” (1 Joh 3,20).
Gott ist kein herzloser Steuereinnehmer.
Er ist ein sehr sanfter Vater, der uns immer entgegenkommt.
Die Nichtbefolgung von Regelungen oder besonderer Statuten, die nichts mit dem allgemeinen Kirchenrecht zu tun haben, stellen für die Mitglieder zwar eine Verpflichtung dar, sind jedoch keine Sünde.
Das gilt auch für diejenigen, die die Verpflichtungen des Samstagsprivilegs vernachlӓssigt haben. Schlimmstenfalls kannst du das Privileg nicht genießen, aber keinesfalls begehst du dabei Sünde.
3. Ich weiß eigentlich nicht, ob es eine aktualisierte Übersetzung des Offiziums der Heiligen Maria gibt.
Einst hatten die Dominikaner der rӧmischen Provinz (Rom – Florenz) eine zweisprachige Herausgabe (Latein-Italienisch) des Dominikaneroffiziums der Seligen Jungfrau Maria verӧffentlicht.
Da du in Mittelitalien wohnst, kӧnntest du mal nachschauen, ob es zufӓlligerweise in Santa Maria Novella (Florenz) oder in anderen Dominikanerklӧstern noch welche gibt.
4. Das Skapulier der Jungfrau Maria vom Berge Karmel wird überall vergeben, nicht nur bei den Karmeliten.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Arten: dem Skapulier der Laienkarmeliten, das nur den Laien und ihren Bruderschaften übergeben wird, und das Skapulier der Jungfrau Maria vom Berge Karmel. Dieses Letztere kann jeder tragen, auch ohne ein Laienkarmeliter zu sein. Jeder kann es kaufen und es sich von einem Priester segnen lassen.
Das Tragen des Skapuliers der Jungfrau Maria vom Berge Karmel verwehrt dir nicht die Gelegenheit, Laiendominikaner, Franziskaner oder was auch immer, zu werden.
Es ist so etwas wie die Zugehӧrigkeit an die Rosenkranzbruderschaft oder an die Engelmilitia. Wenn man diesen Vereinen beitritt, wird man Teil der dominikanischen Familie, man gehӧrt aber dem Dominikanerorden nicht an. Man wird kein Dominikaner.
Dagegen darf ein Laienkarmeliter nicht gleichzeitig Dominikaner oder Franziskaner sein, weil Laie sein bedeutet, einem bestimmten Orden anzugehӧren.
5. Ich würde mich wirklich freuen, wenn du Laiendominikaner werden würdest. So wirst du nicht nur der dominikanischen Familie sondern auch als Laie dem Dominikanerorden angehӧren. Ich zitiere die Worte, die Pier Giorgio an einen seiner Freunde schrieb: “Es freut mich sehr, dass du an der großen Dominikanerfamilie teilhaben möchtest, wo, um Dante zu zitieren “wohl gedeiht, wer nicht vom Wege wich ». Man hat ganz wenige Verpflichtungen, sonst wäre klar, dass ich keinem Orden angehӧren kӧnnte, wo das Gegenteil der Fall ist. Als der Heilige den Dritten Orden gründete, wollte er eine Art Militia, um die Häretiker zu bekӓmpfen; damals gab es sehr strenge Regeln – es wurde sozusagen die alte Regel des Ersten Ordens befolgt -, aber jetzt sind sie geӓndert worden und es gibt keine Spur mehr von strengen Regeln. Es wird empfohlen, jeden Tag das dominikanische Offizium der Heiligen Muttergottes oder den Rosenkranz zu beten; jedoch begeht man keine schwere Sünde, wenn man es absichtlich an einen oder mehreren Tagen unterlässt. Ich hoffe, dass du die Einkleidung in der wundeschӧnen Basilika von Turin haben wirst, auf diese Weise werde ich dir nah sein, um dich brüderlich zu umarmen: denn du bist schon in der Bruderschaft des Blutes unseren Herrn Jesus Christus mit mir vereint und wirst dann auf eine doppelte Weise mit mir in unserem gemeinsamen Heiligen Vater Dominikus vereint sein.”
6. In einem der dir nächsten Klӧster kannst du um die Regel des Dritten Ordens bitten, die sich heutzutage Regel der Laiendominikaner nennt. Pier Giorgio Frassati bat um Eine, betrachtete sie ein Jahr lang und entschied dann, Laiendominikaner zu werden.
Ich wünsche dir das Beste für deine Zukunft, bete Gott für dich und segne dich.
Pater Angelo