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Lieber Padre Angelo,
mein Name ist Anna und ich wollte Sie fragen, ob die Heilige Messe auch für die Lebenden bestellt werden kann, nicht nur für die Verstorbenen.
Ich habe in meiner Pfarrei nachgefragt und es wurde mir gesagt, das sei unmöglich! Die Heilige Messfeier ist aber das größte Gebet, das jemand einer anderen Person widmen kann, die etwas Besonderem bedarf.
Danke für die Aufmerksamkeit, einen schönen Nachmittag.
Liebe Anna,
1. du hast vollkommen Recht und ich kann nicht verstehen, wieso man deine Frage negativ beantwortet hat.
Wer dir das gesagt hat, war wahrscheinlich kein Priester, da Priester solche Dinge wissen.
Oder ihr habt euch missverstanden, in dem Sinne, dass es bei Verstorbenen möglich ist, ihren Namen zu erwähnen,während das bei Lebenden nicht vorgesehen ist, außer es handelt sich um eine Hochzeitsfeier.
2. Es ist wichtig, sowohl für die Lebenden und ihren Bedürfnissen (insbesondere für die Bekehrung) als auch für die Verstorbenen zu zelebrieren.
Der Geschichte einer Seele von der Heiligen Therese vom Kinde Jesus entnehme ich zwei wertvolle Zeugnisse über die Wirkungskraft des Zelebrierens der Heiligen Messe für die Lebenden.
3. Das erste betrifft die Heilige selbst, die als Kind von einer unerklärlichen Krankheit befallen worden ist – einer Krankheit, die sie ins Grab führte.
Sie selbst wird sagen, dass der Ursprung dieses Leidens vom Teufel herrührte.
Aber sehen wir mal, was sie geschrieben hat:
„Eines Tages kam Papa in Marias Zimmer, in dem ich lag: Er überreichte Maria mit einem tieftraurigen Blick mehrere Goldstücke und fragte sie, nach Paris zu schreiben, um dort im Heiligtum Unserer Lieben Frau vom Siege eine Messe halten zu lassen, damit sie seine kleine arme Tochter wieder auf die Beine bringen könnte. Oh, wie tief war ich von dem Glauben und der Liebe meines Königs gerührt!
Wie gerne hätte ich ausgerufen „ich bin wieder gesund!“. Aber leider hatte ich ihm schon zu viele falsche Freuden bereitet und meine Wünsche vermochten keine Wunder zu bewirken. Und dennoch bedurfte es eines ganz großen Wunders, um mich wieder gesund zu machen.
Ja wirklich, es bedurfte eines Wunders, und dieses Wunder vollbrachte Unsere Liebe Frau vom Siege.
Eines Sonntags während der Novene (es war der letzten Novenen-Tag, am Pfingstsonntag, dem 13. Mai 1803) ging Maria in den Garten hinaus und sie ließ mich mit Leonie allein, die am Fenster saß und las; Schon nach wenigen Minuten begann ich ganz leise „Mama… Mama…“ zu rufen. Gewöhnt an mein Stöhnen, achtete Leonie nicht darauf. Das dauerte lange Zeit, dann rief ich laut und laut und endlich kam Maria sofort herbei, … darunter litt Maria vielleicht noch mehr als ich. Nachdem Maria vergeblich alles Mögliche getan hatte, um sich zu erkennen zu geben, kniete sie an meinem Bette mit Leonie und Celine nieder, wandte sich zur Heiligen Jungfrau und betete mit der ganzen Inbrunst einer Mutter, die um das Leben ihres Kindes ringt: Zu dieser Zeit erhielt sie das, was sie wünschte.“ (Geschichte einer Seele, 93).
4. „Da die arme Therese keine Rettung auf der Erde fand, wandte sie sich an die Himmelskönigin. Mit ganzem Herz betete sie zu ihr, damit sie ihrer erbarmte…
Plötzlich kam mir die Heilige Jungfrau so schön vor, dass ich nie etwas so Schönes gesehen hatte: ihr Antlitz strahlte unaussprechliche Güte und Zärtlichkeit aus. Was mich aber bis ins Innerste meiner Seele rührte, war „ihr entzückendes Lächeln“.
Da verschwanden alle meine Leiden, flossen große Tränen auf die Wangen, aber es waren Tränen aus einer schattenfreien Freude.
Oh, dachte ich, die Heilige Jungfrau hat mir zugelächelt – wie glücklich bin ich! Aber niemandem will ich etwas davon sagen, denn sonst ist es aus mit meinem Glück. Dann senkte ich ohne jede Anstrengung meinen Blick und erkannte meine geliebte Maria. Zärtlich schaute sie mich an, sie schien tief bewegt zu sein, wie sie verstehen könnte, welche außerordentliche Gnade mir eben zuteil geworden war. Oh! Gerade ihr und ihrem so innigen Gebet sollte ich die Gnade des Lächelns der Himmelskönigin verdanken. Als sie meinen Blick fest auf die Heilige Jungfrau gerichtet sah, dachte sie „Therese ist geheilt!“.
Ja, die kleine Blume sollte von neuem aufleben. Der leuchtende Strahl, der sie erwärmt hatte, sollte ihr Tätigkeit nicht unterbrechen: Er tat nicht jäh, sondern allmählich und zärtlich, hob sie wieder hoch und kräftigte sie in einem solchen Maße, dass sie fünf Jahre später auf dem heiligen Berge des Carmels erblühte“ (Geschichte einer Seele, 94).
5. Der letzte Beweis betrifft die Bekehrung eines großen Verbrechers.
Es handelt sich um den 31-jährigen Enrico Pranzini aus Alessandria. Er hatte zwei Frauen und ein junges Mädchen niedergemetzelt. Das geschah am 17. März 1887.
Sein Verfahren endete am 13. Juli 1887 mit dem Todesurteil. Er wurde am darauffolgenden 31. August guillotiniert.
Und hier was unsere Heilige schreibt: „Ich erfuhr von einem großen Verbrecher, der wegen entsetzlicher Mordtaten zum Tode verurteilt worden war und alles deutete darauf hin, dass er in Unbußfertigkeit sterben worden würde. Unter allen Umständen wollte ich es verhindern und dazu benutzte ich alle erdenklichen Mitteln; Da ich mir aber bewusst war, dass ich aus mir selbst nichts zu erreichen vermochte, bot ich dem lieben Gott die unendlichen Verdienste Unseres Herrn und die Schätze der heiligen Kirche an. Ich bat Celine, eine Messe nach meiner Meinung lesen zu lassen, denn ich wagte nicht, selbst darum zu fragen, aus Angst, ich könnte genötigt sein einzugestehen, dass es für Pranzini sei, den großen Verbrecher.
Nicht einmal Celine wollte ich es sagen, sie fragte mich aber so rührend und nachdrücklich, dass ich ihr schließlich mein Geheimnis anvertraute; sie war weit davon entfernt, über mich zu scherzen und sie bat mich, meinen Sünder zu bekehren; dankbar stimmte ich zu, weil ich wünschte, dass alle Lebewesen sich mit mir zusammenschließen würden, um Gnade zugunsten des Täters anzuflehen.
Tief in meinem Herzen fühlte ich die Sicherheit, dass unsere Wünsche erfüllt werden würden; um mich zu ermutigen und für die Sünder weiter zu beten, sagte ich mal zum lieben Gott, dass ich überzeugt war, dass er dem unglücklichen Pranzini verzeihen würde: Auch wenn er nicht beichten und kein Zeichen der Reue geben sollte, würde ich es dennoch glauben, so groß ist mein Vertrauen auf Gottes unendliche Barmherzigkeit – trotzdem bat ich ihn nur zu meinem Troste um ein Zeichen seiner Reue…
Mein Gebet wurde wörtlich erhört!
Trotz Papa uns nicht gestattete, die Zeitungen zu lesen, ich glaubte aber doch nicht ungehorsam zu sein, wenn ich die Notizen über Pranzini las.
Am Tage nach seiner Hinrichtung, kriegte ich die Zeitung „La Croix“ in die Hände. Unruhig schlug ich sie auf und was sah ich? Oh, meine Tränen verrieten meine Ergriffenheit und ich musste mich verstecken. Pranzini hatte nicht gebeichtet, war auf das Schafott bestiegen und war im Begriff, den Kopf auf das unheimliche Loch zu legen, als ihn unverhofft eine plötzliche Eingebung rührte: Er drehte sich um, ergriff das Kreuz, das ihm der Priester darbot und küsste dreimal die göttlichen Wundmale! Dann ging seine Seele hin, das erbarmende Urteil Dessen zu empfangen, der verkündet, “im Himmel werde mehr Freude sein über einen einzigen Sünder der Buße tut, als über 99 Gerechte, die der Buße nicht bedürfen“ (Geschichte einer Seele, 135).
6. Wie du siehst, haben wir einen unermesslichen Schatz in unseren Händen.
Und das ist der Schatz, den Christus uns hinterlassen hat: seine rettende Gegenwart, die die unendlichen Verdienste seines Opfers, seiner Leidenschaft und seines Todes für uns nutzt.
Mach dir also keine Sorgen.
Wenn du die Möglichkeit hast, lass Heilige Messen für die Lebenden halten, insbesondere zum Wohl der Seelen, für ihre Bekehrung und Rettung.
Das ist einer der größten Akte der Nächstenliebe, den du zu ihren Gunsten durchführen kannst.
Ich wünsche dir alles Beste, schließe dich in mein Gebet ein und segne dich.
Padre Angelo
Übersetzt von Katia Piredda