Questo articolo è disponibile anche in: Italienisch Deutsch

Frage

Lieber Pater Angelo,

ich bin Protestantin, und habe immer in der Kirche gedient. Leider war ich noch nie eine vorbildliche Person, und in diesem Moment ist es, als rebelliere ich gegen Gott, obwohl ich mir Seiner Macht sehr wohl bewusst bin. Einerseits ist es so, als hätte ich Angst vor Ihm, weil mir viele schlimme Dinge widerfahren sind und ich Ihn immer frage: „warum?  Warum?“, habe ich mich manchmal gefragt, obwohl ich irgendwie fühle, dass Er in mir verwurzelt ist, dass die Dinge vielleicht nur zufällig passiert sind. Viele Christgläubige glauben nicht an den Zufall. Eine spezielle Frage habe ich nicht, ich bitte nur um Ihr Gebet, damit Gott mir vergeben kann, denn vielleicht hatte ich nie Gemeinschaft mit Ihm, weil ich mich immer von den Schwächen des Lebens mitreißen ließ. Kann Gott einer rebellierenden Tochter jemals vergeben?

Vielen Dank, dass Sie meine E-Mail gelesen haben. 

Adriana


Antwort des Priesters

Liebe Adriana, 

1. ich entschuldige mich zunächst, dass ich erst jetzt dazu gekommen bin, dir zu antworten. Deine Mail vom 6. September 2020 befand sich leider unter vielen anderen.

Es ist gut nachvollziehbar, dass man sich bei so vielen negativen Ereignissen die Frage stellt, wie dies passieren kann.

Wir stellen sie zu Recht dem Herrn, da wir wissen, seiner Regierung entgeht nichts, geschweige denn die Hinterhalte, die uns unser gemeinsamer Gegner stellt.

Es ist nicht leicht, eine Antwort zu finden.

Aber wenn wir davon ausgehen, dass der Herr uns mit einer unendlich größeren Liebe folgt als die aller Eltern dieser Welt gemeinsam, können wir sicher gehen, dass Er uns immer etwas Gutes zu sagen hat.

2. Ich antworte dir heute, dem 14. April, Tag an dem der Orden des heiligen Dominikus das Gedenken an den seligen Pietro Gonzalez feiert.

Er entstammte einer hochadeligen Familie, sein Onkel ernannte ihn zum Domherren und Dekan der Kathedrale. Die Übernahme war für das Weihnachtsfest angesetzt. Nach damaligem Brauch mussten die Neugewählten, schön gekleidet, durch die Straßen und Plätze der Stadt gehen. Aber plötzlich fiel er durch das Aufbäumen des Pferdes und unter dem brüllenden und hemmungslosen Gelächter der Leute, kläglich vom Sattel.

Unter den Anwesenden war eine Stimme zu vernehmen: „Du magst zwar gut im Umgang mit Büchern sein, aber von Pferden versteht du nichts“.

Das demütigte ihn so sehr, dass er zur Besinnung kam, und beschloss, sein Leben völlig zu ändern, indem er  seinen Besitz an die Armen verteilte und in das Dominikanerkloster eintrat. Dort widmete er sich dem Studium der Heiligen Schrift und später dann der Predigt und der Beichte.

Sein Dienst wurde von erstaunlichen Wundern begleitet. 180 davon wurden katalogisiert. Er ist der Schutzpatron der Seefahrer, weil er einen Großteil seines Dienstes unter ihnen verrichtete.

Er ist besser als San Telmo bekannt. Seine Gegenwart und Fürsprache haben viele Seeleute von schrecklichen Stürmen befreit.

Ich habe dir das Zeugnis eines Menschen gebracht, der in einem bedeutungslosen Unglück die Liebe Gottes gespürt hat, der ihn dann zu einem anderen Leben berief, voller guter Früchte für sich selbst und für viele andere.

3. Ich wollte dich an dieses Ereignis erinnern, damit du dich selbst wiederbelebst. Auch du kannst die Stimme Gottes hören, die dich aufruft, dein Leben zu ändern.

A priori sind wir sicher, dass in allem ein Plan des Guten steckt, auch wenn wir ihn im Moment nicht erkennen.

In den tragischsten Fällen können wir sehen, dass alles immer schlimmer wird und haben den Eindruck, als habe Gott sich komplett von uns abgewandt.

Unser christlicher Glaube erinnert uns jedoch daran, dass der Herr uns überall vorausgeht.

Der Engel der Auferstehung sagte zu den Frauen, die zum Grab gegangen waren, sie sollen den Jüngern die Auferstehung Jesu verkünden und ihnen sagen, dass sie nach Galiläa hinaufgehen sollten, wo der Herr ihnen vorausgegangen wäre.

In der Heiligen Schrift wird Galiläa auch das Galiläa der Heiden genannt. Dies weist darauf hin, dass der Herr uns vorausgeht, wohin auch immer wir gehen und egal in welcher Situation wir uns befinden.

Jesus ist auferstanden, lebt ewig und geht uns überall voraus, um unser Reisebegleiter zu sein. Auf diesem Weg vermittelt Er uns die Bedeutung der Ereignisse und heiligt uns.

4. Du fragst mich, was du tun kannst, um Gottes Vergebung zu fühlen.

In Anbetracht deines protestantischen Glaubens, rate ich dir, mit den Bußpsalmen zu beten oder das im Evangelium erwähnte Gebet des Zöllners zu wiederholen: “Gott, sei mir Sünder gnädig!” (Lc 18,13)

Gleichzeitig kannst du wohltätige Werke vollbringen, denn wie uns die Heilige Schrift lehrt “deckt die Liebe viele Sünden zu” (1 Pt 4,8).

5. Zusätzlich würde ich empfehlen, vom Sakrament der Versöhnung Gebrauch zu machen, dies sei gesagt auch für unsere Besucher, die zum Großteil Katholiken sind.

Hier fühlen die Gläubigen, dass Gott ihnen vergibt, weil Er durch den Priester, dem die Macht der Sündenvergebung verliehen worden ist, zu ihnen spricht  (cfr. Joh 20,22,-23).

Dies ist Tatsache, denn der Katechismus der Katholischen Kirche schreibt: “Bei denen, die das Bußsakrament reuevoll und fromm empfangen, können Friede und Heiterkeit des Gewissens, verbunden mit starker Tröstung des Geistes“ folgen. (CCC 1468).

6. “Friede und Heiterkeit des Gewissens”, sie gehören zu den wertvollsten Gütern, die ein Mensch genießen kann.

Sich mit Gott im Reinen zu fühlen, das ist es, was zählt!

Du verspürst dieses Bedürfnis sehr stark.

Ich glaube, dass jeder Mensch, sobald er zur Besinnung kommt, dieses Bedürfnis verspürt.

Ich versichere dir gerne mein Gebet, entschuldige mich nochmals für die Verzögerung und segne dich.

Pater Angelo