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Frage

Lieber Pater Angelo,

zweite Frage:

Pater Livio von Radio Maria hat zu einer Zuhörerin gesagt: „Ihr, die ihr außerhalb der Gnade Gottes lebt … usw.“  Könnten Sie mir erklären, was damit gemeint ist?

Ich fand diese Aussage sehr „heftig“. Bedeutet das, dass wir alle verloren sind, wenn wir nicht im Zustand der Gnade sind? Liest Gott denn nicht in unseren Herzen?

Sicherlich kennt er die Verhältnisse von jedem von uns, das Leben, das wir führen, was wir leiden und gelitten haben und all die anderen Dinge, die niemand jemals wissen wird, also frage ich mich, was wir in unserem Zustand tun können, um die Gnade Gottes wiederzuerlangen? (abgesehen von der Trennung).

Von diesen Theologen wurde uns gesagt, dass es viele Wege gibt, die zu Gott führen, nicht nur über den Hauptweg. Sie trösteten uns durch den klassischen Schulterklopfer, der uns irgendwie ermutigte.

Wie ich den Gesprächen mit Priestern entnehmen kann, herrscht in der Kirche  viel Verwirrung, weil jeder eine andere Meinung hat. Sollte es nicht für jeden eine klare Linie geben? Warum gibt es diese Kluft unter den Geweihten?

Lieber Pater, wir Geschiedenen müssen diese schwere Last jeden Tag auf unseren Schultern tragen, wir fühlen uns ständig schuldig, wir wünschten nur, dass ihr „normalen“ Menschen es verstehen könntet. Stattdessen scheint man uns auf eine Art „Parkplatz“ abgestellt zu haben, wo keiner weiß, welches Schicksal uns erwartet“.  Zeigt uns doch ein für alle Mal den gesegneten Weg, der uns zu CHRISTUS führt, lasst uns ein Leben leben, in dem wir uns nicht ausgeschlossen fühlen… Gebt uns das Lächeln zurück, das wir verloren haben.

Eine feste Umarmung

Alessandro


Antwort des Priesters

Lieber Alessandro,

1. es ist wahr, nur Gott liest in den Tiefen unserer Herzen.

Wir kennen mit Sicherheit viele Situationen, die nicht dem Willen Gottes entsprechen, weil sie im objektiven Sinne Seine Gebote missachten.

Aber die subjektive Verantwortung eines jeden kennt nur Gott.

2. Was die Worte von Pater Livio betrifft: diese muss man kontextualisieren. Er meinte sicherlich: „Ihr, die ihr im objektiven Sinne außerhalb der Gnade Gottes lebt…”.

Pater Livio liest, wenn er spricht, keinen vorbereiteten Text vor. Er begeistert sich für die Themen und aus diesem Grund hört man ihm gerne zu. Es kann jedoch manchmal vorkommen, dass ein Wort weggelassen wird, das vielleicht seinen Gedankengang besser erklärt hätte.

Ich bin mir sicher, dass Pater Livio nicht über jemanden urteilen wollte. Er wollte schlichtweg über diejenigen sprechen, die ohne die Gnade Gottes leben.

3. Nun leben die Geschiedenen und Wiederverheirateten oder die dabei sind, wieder zu heiraten, objektiv in einer Situation, die von der Lehre Christi abweicht: “Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Und wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch.” (Mk 10,11-12).

Das Mindeste, was gesagt werden kann, ist, dass die Situation des Ehebruchs nicht dem Willen des Herrn entspricht.

4. Die Kirche geht sehr taktvoll mit diesen Menschen um, weil sie weiß, welche Prüfungen und welche Leiden sie durchgemacht haben. Das Scheitern der eigenen Ehe macht niemandem Spaß. Es ist wie ein Versagen.

5. Nichtsdestotrotz kann die Kirche es nicht gutheißen, wenn Geschiedene eine neue Beziehung eingehen oder sogar standesamtlich wieder heiraten und sich im Grunde genommen als Ehepartner betrachten.

Die Kirche erinnert die Getrennten und Geschiedenen an den Bund, den sie an ihrem Hochzeitstag vor Gott geschlossen haben: „Ich verspreche dir die Treue in guten und schlechten Tagen, will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens”.

Und gedenke auch die Worte Christi: “Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.” (Mk 10,9).

6. Du stellst mir die Frage, was zwei geschiedene und wiederverheiratete Menschen tun können, um objektiv die Gnade Gottes wiederzuerlangen.

Du fügst aber gleich hinzu: „Abgesehen von einer Trennung der neuen Partner”.

Dabei ist es an sich genau das, was getan werden sollte.

Nur unter dieser Bedingung hören die beiden auf, in einem Zustand zu leben, der der Lehre des Herrn objektiv widerspricht.

7. Kann die neue Beziehung aus schwerwiegenden Gründen nicht abgebrochen werden, bleibt die einzige Lösung, sich wie zwei befreundete Personen zu verhalten, nicht wie Ehepartner, d.h. also die äußeren Anzeichen eines Ehebruchs auszuschließen. Diese Zeichen sind eben der Geschlechtsverkehr.

Nur unter dieser Bedingung kehren die beiden in eine Situation zurück, die nicht im offenen Widerspruch zur Lehre des Herrn steht.

Unter dieser Voraussetzung dürfen sie die Sakramente der Kirche empfangen, mit der Vorsicht und Behutsamkeit, nicht in der Pfarrgemeinde die heilige Kommunion zu empfangen, wo sie als zusammenlebendes oder geschiedenes Paar bekannt sind.

8. Wenn die Kirche von anderen Wegen spricht, um gerettet zu werden und in der Gnade zu sein, impliziert das die Wege, die allein Gott kennt, weil nur Er die Geheimnisse der Herzen vollkommen kennt.

Deshalb sagt sie denen, die in offenem Gegensatz zur Lehre des Herrn leben und die nicht umkehren oder die ehelichen Beziehungen abbrechen wollen: Betet weiter, nehmt weiterhin am Heiligen Messopfer teil (allerdings unter Verzicht auf die Heilige Kommunion), tut Werke der brüderlichen Nächstenliebe, Almosen und Buße, überlasst euch der Barmherzigkeit des Herrn, bittet Ihn um Vergebung eurer Sünden, lebt in Demut und wer weiß, ob ihr nicht eines Tages vielleicht einen objektiven Stand der Gnade erreicht, einen Lebensstil, der nicht im offenen Konflikt zu der Lehre des Herrn steht.

9. Johannes Paul II. schreibt: „Die Kirche glaubt mit festem Vertrauen, dass auch diejenigen, die sich vom Gebot des Herrn abgewandt haben und noch in diesem Zustand leben, von Gott die Gnade der Bekehrung und des Heils erlangen können, wenn sie im Gebet, in der Buße und Nächstenliebe beharrlich sind“ (Familiaris consortio 84).

Wie du vielleicht bemerkt hast, sagt der Papst nicht, dass sie durch Beharrlichkeit im Gebet, in der Buße und in der Nächstenliebe, auf andere Weise in der Gnade leben, sondern dass sie dadurch „von Gott die Gnade der Bekehrung und des Heils erlangen können”.

Ihre Situation ist und bleibt im Gegensatz zu der Lehre des Herrn.

10. Zum Schluss möchtest du wissen: “Zeigt uns doch ein für alle Mal den gesegneten Weg, der uns zu CHRISTUS führt, lasst uns ein Leben leben, in dem wir uns nicht ausgeschlossen fühlen… Gebt uns das Lächeln zurück, das wir verloren haben.”.

 Die Kirche leidet mit euch mit, für diesen Zustand.

Sie kann jedoch das verlorene Lächeln nicht vollständig wiederherstellen, solange die irreguläre Situation bestehen bleibt.

Die Kirche sagt euch: auch ihr bleibt weiterhin Gottes geliebte Kinder. Aber es gibt keinen anderen gewöhnlichen Weg, der dem gewöhnlichen Weg parallel ist.

Es verbleibt der Weg der Beharrlichkeit im Gebet, in der Buße und Nächstenliebe. (Familiaris consortio 84).

Ich danke dir, dass du uns an deinem Leid und deinem Wunsch, in größtmöglicher Intensität mit dem Herrn vereint zu sein, hast teilhaben lassen.

Auch das ist ein schönes Zeugnis.

Ich grüße dich herzlich, gedenke deiner im Gebet und segne dich.

Pater Angelo