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Frage

Lieber P. Angelo, 

ich habe seit Kurzem Ihre Seite entdeckt.

Hier meine Frage:

Der Beichtstuhl ist immer leer … die Priester sind nie da … nicht einmal an den Ostertagen…

Warum das? Es sind zu wenige und diese sind immer zu sehr beschäftigt.

Und so schieben wir die Begegnung mit Jesus immer weiter hinaus… das Sünden- und Schuldgefühl wird immer mehr abgeschwächt und gemildert.

Vergessenheit und Eile lassen die Zeit verstreichen, so dass die Jahre in einem Augenblick so viele werden … so viele, dass im Nu ein ganzes Leben vorbei ist.

Was ist Sünde eigentlich? Dieser Begriff wird in den Predigten nicht mehr erwähnt….

Ich hätte gern Ihre Meinung und Ihren Rat dazu, Pater Angelo.

Ein aufrichtiges Dankeschön.

Antonio – Frieden und Gutes


Antwort des Priesters

Lieber Antonio,

1. der Beichtstuhl mag zwar leer sein, aber normalerweise befindet sich neben dem Beichtstuhl eine kleine Glocke. Diese ist dazu da, um den Priester zu rufen und sich beichten zu lassen.

Sicherlich darf nicht erwartet werden, dass der Priester immer im Beichtstuhl sitzt und auf die Beichtenden wartet.

Es reicht aus, dass dieser in irgendeiner Kirche seiner Pfarrei anwesend ist, damit jemand, der beichten möchte, weiß, dass immer ein Priester zur Verfügung steht.

2. Du schreibst, dass der Priester auch zu Ostern nicht im Beichtstuhl auffindbar ist.

Wenn du mit Ostern den Tag der Auferstehung Jesu meinst, kann ich dir zustimmen. Einem Priester, der, oft sogar in unterschiedlichen Kirchen, mehrere Messen zu feiern hat, fehlt die Zeit, sich an Feiertagen in den Beichtstuhl zu setzen.

Darüber hinaus muss man bedenken, dass der Priester auch kurz vor der Messe etwas Zeit braucht für ein Gebet und um sich zu sammeln, sowie die Predigt noch einmal, zumindest gedanklich, durchzugehen (auch wenn sie bereits vorbereitet ist).

Fest steht, es ist nicht gut, eine Eucharistiefeier zu beginnen, nachdem man bis kurz vorher gesprochen oder gar gebeichtet hat.

3. Das Problem muss an den Wurzeln behoben werden.

Es ist erforderlich, dass einerseits die Priester sich zur Verfügung stellen und andererseits die Gläubigen – außer in besonderen Notfällen – die Bereitschaft des Priesters befolgen.

In diesem Zusammenhang wollte Johannes Paul II. in dem Dokument Misericordia Dei an die Bestimmungen des Kodex des kanonischen Rechts erinnern: ”Jeder, dem von Amts wegen die Seelsorge aufgetragen ist, ist zur Vorsorge dafür verpflichtet, daß die Beichten der ihm anvertrauten Gläubigen gehört werden, die in vernünftiger Weise darum bitten; des weiteren, daß ihnen an festgesetzten Tagen und Stunden, die ihnen genehm sind, Gelegenheit geboten wird, zu einer persönlichen Beichte zu kommen”(Cod. 986,1).

Es müssen daher, im gegenseitigen Einvernehmen zwischen Priester und Gläubigen, „Tage und Stunden“ festgelegt werden.

Geschieht dies nicht, erleidet das geistliche Wohl der Gläubigen schweren Schaden.

4. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass der Beichtdienst zu den wesentlichen Pflichten des Priesters gehört.

Zusammen mit dem Sakrament der Eucharistie gehört dieses zu den Sakramenten, die ihn am meisten engagiert sehen müssen.

Diesbezüglich möchte ich eine Seite aus dem autobiografischen Buch von Johannes Paul II. über den Dienst des Priesters „Gabe und Geheimnis“ zitieren, das zum 50. Jahrestag seiner Priesterweihe geschrieben wurde. Er erinnert sich, dass er 1947, als er in Rom studierte, in den Sommerferien nach Belgien gefahren war.

“​​Auf dem Rückweg von Belgien nach Rom hatte ich das Glück, in Ars anzuhalten. Es war Ende Oktober 1947, der Christkönigssonntag, und mit großer Rührung besuchte ich die alte Kirche, in der der heilige Johannes M. Vianney die Beichten abnahm, Katechismus lehrte und seine Predigten hielt. Es war ein unvergessliches Erlebnis für mich. Schon seit meiner Seminarzeit war ich von der Figur des Pfarrers von Ars beeindruckt, besonders beim Lesen der Biographie von Msgr. Trochu. Der heilige Johannes M. Vianney überrascht vor allem, weil sich in ihm die Kraft der Gnade offenbart, die im Mangel der menschlichen Mittel wirkt. Besonders sein heldenhafter Dienst im Beichtstuhl hat mich tief berührt. Dieser bescheidene Priester, der mehr als zehn Stunden am Tag Beichten abnahm, wenig aß und nur wenige Stunden der Ruhe widmete, hatte es geschafft, in einer schwierigen historischen Zeit eine Art geistliche Revolution in Frankreich und nicht nur in Frankreich auszulösen. Tausende von Menschen strömten nach Ars und knieten vor seinem Beichtstuhl nieder. Vor dem Hintergrund der Säkularisierung und des Antiklerikalismus des 19. Jahrhunderts ist seine Aussage ein wahrhaft revolutionäres Ereignis.

Aus der Begegnung mit seiner Figur schöpfte ich die Überzeugung, dass der Priester einen wesentlichen Teil seiner Sendung durch den Beichtstuhl verwirklicht, indem er sich freiwillig „zum Gefangenen des Beichtstuhls macht”. Mehrmals beim Beichten in Niegowié, meiner ersten Pfarrei, und dann in Krakau, kehrten meine Gedanken zu diesem unvergesslichen Erlebnis zurück. Ich habe immer versucht, die Verbindung zum Beichtstuhl aufrechtzuerhalten, sowohl während meiner wissenschaftlichen Tätigkeit in Krakau, wo ich vor allem in der Basilika Mariä Himmelfahrt Beichten abnahm, als auch jetzt in Rom, wo ich jedes Jahr -wenn auch fast nur symbolisch- am Karfreitag im Petersdom in den Beichtstuhl zurückkehre” (pp. 64-65).

5. Du schreibst, es bestehe die Gefahr, ohne die Sakramente zu bleiben und vor dem lieben Gott zu treten, ohne vom Blut Christi gewaschen worden zu sein, das im Sakrament der Versöhnung reichlich herabfließt.

Das ist sehr wahr.

Aus diesem Grund ist das Sakrament, von dem wir sprechen, eine der Prioritäten im Dienst eines jeden Priesters.

6. Aber es gibt noch ein weiteres Problem: Der Sinn für Sünde ist verloren gegangen. Du selbst stellst dir die Frage: Was ist Sünde?

Und bemerkst, dass sie in den Predigten nicht erwähnt wird.

Auch das ist wahr. In den Predigten wird sie nicht oder nur nebenbei erwähnt. 

Aber es ist auch wahr, dass die Homilie eine Homilie sein muss, das heißt eine Anwendung des Wortes, das der Herr durch die verkündeten Lesungen an uns richtet, auf unser Leben.

Und diese Lesungen bieten nicht immer die Gelegenheit, über die Sünde zu sprechen, es sei denn in sehr lapidarer Weise.

7. Tatsache ist, dass es in unseren Gemeinschaften an Katechese mangelt.

Ich spreche nicht vom Katechismus, der Kindern und Jugendlichen erteilt wird, sondern von einer Katechese, die sich an Erwachsene richten sollte.

Papst Johannes Paul II. äußerte sich in seinem Dokument „Catechesi tradendae“, das während des ersten Jahres seines Pontifikats veröffentlicht wurde, wie folgt: “Die Kirche ist gegen Ende dieses 20. Jahrhunderts durch Gott und die Ereignisse, die ebenfalls Gottes Anruf enthalten, dazu aufgefordert, der katechetischen Arbeit neues Vertrauen entgegenzubringen; denn es geht hierbei um eine vorrangige Aufgabe ihrer Sendung. Sie ist aufgerufen, ihre besten Möglichkeiten an Menschen und Energien, ohne Arbeit und Mühen oder auch materielle Kosten zu scheuen, in den Dienst der Katechese zu stellen, um sie besser zu organisieren und qualifiziertes Personal dafür heranzubilden. Mehr als auf bloß menschliches Planen kommt es hier auf die Glaubenshaltung an; der Glaube aber bezieht sich immer auf die Treue Gottes, der mit seiner Antwort nie zögern wird” (CT 15).

Leider kann man nicht behaupten, dass die Katechese für Jugendliche und Erwachsene – abgesehen von einigen selbständigen Gruppen und Bewegungen- heutzutage als eine vorrangige Aufgabe unserer Gemeinschaften angesehen wird.

Dabei sollte genau hier angesetzt werden.

Lasst uns pausenlos beten, damit dies geschieht.

Es ist ein Appell, den Gott auch an dich richtet.

Ich danke dir, dass du auf diesen Aspekt aufmerksam gemacht hast.

Ich schließe dich in mein Gebet ein und segne dich.

Pater Angelo