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Frage

Lieber Pater Angelo,

ich schreibe Ihnen zu einem Thema, das wahrscheinlich schon ausführlich behandelt worden ist, an dem ich jedoch immer noch Zweifel habe.

Nach Jahren gottlosen Lebens habe ich mich, dank der Muttergottes und der schrecklichen Angst vor der Hölle, bekehrt.

Was muss nun wirklich getan werden, um nicht in der Hölle zu landen?

Ich gehe jeden Sonntag in die Messe, bete morgens und abends (versuche auch, dem Herrn für die kleinen, aber schönen Dinge zu danken, die wir oft als selbstverständlich betrachten, wie die Liebe unserer Angehörigen), abends bete ich den heiligen Rosenkranz, meditiere über die Mysterien und lese die Bibel (ich habe mit dem Neuen Testament angefangen, wie vom Priester empfohlen), samstags gehe ich zur Beichte und nehme am Rosenkranzgebet der Pfarrgemeinde teil.

Mir macht es Freude, weil ich es für richtig halte und nicht aus Pflichtgefühl heraus tue.

Ich weiß, dass der heilige Rosenkranz eine mächtige Waffe gegen die Hölle ist.

Ist das genug? Muss sonst noch etwas getan werden?

Meine Zweifel betreffen vor allem die Nächstenliebe.

Ich unterstütze finanziell eine gemeinnützige Organisation für arme Leute, aber reicht das aus?

Oft merke ich, dass ich den Einstellungen anderer gegenüber intolerant bin, sie ärgern mich, sie führen dazu, dass ich eine eher geringe Meinung von ihnen habe, es fällt mir schwer die andere Wange hinzuhalten.

Obwohl ich daran arbeite, muss ich zugeben, dass dies heutzutage eine fast unmögliche Mission ist, zu viele Umstände spielen eine Rolle.

Könnte ich dadurch in die Hölle kommen, wenn ich mich nicht ändere?

Haben Sie ein paar gute Ratschläge zur Verbesserung meiner Beziehung zu Gott?

Ganz herzlichen Dank für die Antwort, die Sie mir geben werden.


Antwort des Priesters

Liebe Leserin,

1. die wesentliche Voraussetzung für die Selbsterrettung und damit für das nicht in die Hölle kommen besteht darin, in der Gnade Gottes zu leben.

Die Gnade wiederum ist ein Zustand der Freundschaft mit Gott, die Seine persönliche Gegenwart ins Herz bringt.

2. Jesus hat gesagt: “Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen” (Gv 14,23).

Wir sehen uns der Gnade beraubt, wenn wir dem Willen Gottes widersprechen, so wie es bei einer Todsünde der Fall ist.

3. Jesus hat gesagt: “Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt” (Joh 14,21).

Ebenso heißt es in der Heiligen Schrift: “Wer sagt: Ich habe ihn erkannt!, aber seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner und in dem ist die Wahrheit nicht” (1 Gv 2,4). 

4. Alle Gepflogenheiten, die du machst, sind gut und sehr nützlich, um die Gnade wiederzubeleben und zu steigern.

Wenn ich dir einen Rat geben kann: mach damit weiter.

Denke  daran, was die Heiligen Väter gesagt haben, nämlich dass im geistlichen Leben mit keinen Fortschritt machen, ein Rückschritt zu verstehen ist (non progredi, regredi est).

Und sie gaben folgenden Grund an: Wir sind wie ein Boot, das vom Strom getrieben, dazu aufgerufen wird, rückwärts zu fahren, denn anhalten wäre dasselbe, wie sich von der Strömung in die Tiefe ziehen zu lassen.

5. Es überrascht mich nicht, dass dich zu Beginn deines christlichen Lebens noch ganz die Angst vor der Hölle beherrscht.

Für viele war es die Angst, in die Hölle zu kommen, der Ausgangspunkt ihrer Bekehrung.

Das war es zum Beispiel für die heilige Teresa von Avila, die in ihrer Autobiographie schreibt: “Eines Tages, während ich im Gebet war, fand ich mich plötzlich mit Leib und Seele an einen Ort versetzt, der mir die Hölle zu sein schien. Ich begriff, dass ich nach dem Willen des Herren den Ort sehen sollte, der mir von den Dämonen im Jenseits bereitet war und den ich mit meinen Sünden verdient hatte. Das Ganze währte nur kürzeste Zeit. Doch wenn ich noch viele Jahre lebte, unmöglich würde ich es vergessen” (Ib., XXXII, 1).

Als ich eines Tages beim inneren Beten war, fand ich mich plötzlich ganz so, als sei ich, ohne zu wissen wie, in die Hölle versetzt, wie mir vorkam. Ich begriff, daß der Herr mich den Ort sehen lassen wollte, den mir die bösen Geister dort schon bereitet hatten und den ich wegen meiner Sünden verdient hatte. Das dauerte nur ganz kurze Zeit, aber auch wenn ich noch viele Jahre zu leben hätte, scheint es mir unmöglich, es zu vergessen.

Die Heilige fährt dann fort: “Ich war so entsetzt und bin es auch jetzt noch, während ich es aufschreibe, obwohl es schon fast sechs Jahre her ist, und es kommt mir dabei vor, als würde in diesem Moment vor lauter Angst die natürliche Körperwärme ausfallen. Und so kann ich mich an kein einziges Mal erinnern, daß ich nicht meine, wenn ich Leiden oder Schmerzen habe, daß alles, was einem hier auf Erden zu schaffen machen kann, nicht der Rede wert sei; daher kommt mir ein Stück weit vor, daß wir uns ohne Grund beklagen.

Und so sage ich von neuem, daß dies eine der größten Gnaden war, die mir der Herr gewährt hat, weil sie mir sehr geholfen hat, um die Angst vor den Bedrängnissen und Widersprüchen dieses Lebens zu verlieren, aber auch um Kraft zu bekommen, um sie auf mich zu nehmen und dem Herrn zu danken, daß er mich, so wie mir jetzt scheint, von so schrecklichen, ewigen Qualen befreit hat.

Seitdem kommt mir, wie ich gerade sage, alles leicht vor im Vergleich mit einem einzigen Augenblick, an dem ich ertragen müßte, was ich in einem Augenblick dort erlitt. Ich bin bestürzt, daß ich die Höllenqualen nicht fürchtete und nicht für das hielt, was sie sind, wo ich doch oft und oft Bücher gelesen hatte, in denen sie in etwa dargestellt werden. Wo war ich da nur? Wie konnte mir etwas Erholung verschaffen, was mich auf den Weg gebracht hätte, um an einen so schlimmen Ort zu gehen? Sei für immer gepriesen, mein Gott! Wie deutlich hat sich gezeigt, daß du mich viel lieber hattest als ich mich selbst! Wie oft, Herr, hast du mich aus einem so dunklen Kerker befreit, und wie kehrte ich immer wieder gegen deinen Willen dahin zurück!“ (Ib., XXXII, 4-5).

6. Da sich viele in dieser Zeit an Luther erinnern, ist es sinnvoll, darauf hinzuweisen, was die heilige Teresa seinerzeit geschrieben hat: “Aufgrund dieser Vision erwarb ich mir auch das unsägliche Leid, das mirdie vielen Seelen verursachen, die verdammt werden (insbesondere diese Lutheraner, denn sie waren durch die Taufe schon Mitglieder der Kirche)  sowie die gewaltigen Antriebe, um Seelen von Nutzen zu sein, denn ich glaube sicher, daß ich liebend gern tausend Tode auf mich nehmen würde, um eine inzige aus so extremen Qualen zu befreien.

Ich denke mir, daß uns doch offensichtlich schon unsere Natur zum Mitleiden anregen würde, wenn wir jemanden, den wir gern haben, hier eine Not oder ein Leid, insbesondere wenn sie groß sind, durchmachen sähen, und wenn es groß ist, dann bedrängt es uns. Und nun eine Seele ohne Ende in der allerschlimmsten Not zu sehen, wer könnte das ertragen? Es gibt kein Herz, das so etwas ohne großen Schmerz aushält. Wenn uns das also schon hier zu so großem Mitleid bewegt, obwohl wir wissen, daß es schließlich mit dem Leben aufhört und ein Ende hat, so weiß ich nicht, wie wir bei jenem anderen, das kein Ende hat, ruhig bleiben können, wo wir doch sehen, wie viele Seelen der Böse tagtäglich mit sich reißt. (Das Buch meines Lebens, XXXII, 6)

7. Ich bin jedoch überzeugt, dass der Herr dich im geistlichen Leben wachsen lässt.

Dann wird es nicht mehr die Angst vor der Hölle sein, die dich drängt, immer höher zu steigen, sondern die Liebe zum Herrn.

Wenn du spürst, dass Gott in dir ist und du in Gott, dann wirst du auch die Worte Jesu gut verstehen: “Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen. 

Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen.” (Joh 10,27-30).

Auf diese Weise mit dem Herrn vereint, wird deine Angst vor dem Gegner oder gar vor der Hölle schwinden.

Ich danke dir für deinen Beitrag, versichere dir mein Gebet und segne dich.

Pater Angelo