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Frage

Lieber Pater Angelo,

ich bin ein 29-jähriger Junge und schreibe Ihnen, weil ich ein Problem habe: Ich bin homosexuell. Schon als Teenager bin ich zu dieser Erkenntnis gekommen. Damals fing ich an, mich für Jungen zu interessieren, und ehrlich gesagt, ging ich anfangs ganz locker damit um, ich hatte keinerlei Gewissensbisse, dachte sogar, dass ich in der Zukunft einen Jungen finden würde, der mir gefällt, und mit dem ich zusammenleben würde. Später fing ich dann an, mir homosexuelle Bilder und Videos im Internet anzuschauen, mit Männern zu chatten und sie sogar persönlich zu treffen, um mit ihnen Sex zu haben.
All diese Dinge habe ich bereits gebeichtet.
Nach dem letzten Treffen mit einem Mann versprach ich der Heiligen Dreifaltigkeit, dass ich nie wieder mit einem Mann Sex haben wollte, und habe das auch in die Praxis umgesetzt. Mein Problem ist, dass ich befürchte, dieses Versprechen nicht halten zu können. Wenn ich einen hübschen Jungen sehe, denke ich sofort: „Mann, wie gut der aussieht“, und fange an, über ihn zu fantasieren und ihn zu begehren. Unreine Gedanken gegenüber Männern kann ich nicht unterdrücken. Es gibt Tage, an denen ich die starke Versuchung verspüre, mir einen Partner zu suchen.
Dann habe ich der Muttergottes, dem heiligen Josef und Jesus versprochen, dass ich mir nie wieder homosexuelle und erotische Websites und Videos angesehen hätte, aber ich konnte den Versuchungen nicht widerstehen und weiß nicht, wie ich davon loskommen kann.
Abgesehen davon, dass ich wieder in Sünde verfallen bin und wieder völlig am Anfang stehe, fühle ich mich auch für das nicht eingehaltene Versprechen schuldig. Und das zu wissen, peinigt mich.
Ganz zu schweigen von der schrecklichen Angst, in die Hölle zu kommen. Vor einiger Zeit hatte ich beängstigende Gedanken und Träume, ich sah mich selbst in der Hölle umherwandeln, ich redete mir sogar ein, dass ich dort enden wollte, vielleicht, weil ich mich selbst falsch fühle.
Manchmal habe ich Angst vor Gott, Angst davor, Ihm nicht zu gefallen und nicht der zu sein, der ich nach Seinem Willen sein sollte.
Ich weiß, dass es nicht gut ist, aber wenn ich Jungen in meinem Alter sehe, empfinde ich auch ein bisschen Neid auf sie. Ich finde sie fast perfekt: gutaussehend, angesehen, respektiert, haben Erfolg bei Mädchen, sind unbeschwert. Mein Leben hingegen ist nicht unbeschwert. Ich habe immer Probleme, auch wenn ich sie mir nicht anmerken lasse. Ich habe Angst vor dem Urteil anderer und vor allem habe ich panische Angst, dass meine Familie meine Homosexuelität entdecken könnte. Das wäre für mich unerträglich, die Blicke meiner Eltern, wenn sie wüssten, dass ich so bin. Das Problem ist, dass es mir die Röte ins Gesicht treibt, wenn ich einen Jungen sehe, weil ich ihn immer hübscher und selbstsicherer finde, als ich es bin. Ich vergleiche mich mit jedem und denke immer: „Wenn ich nur so wäre wie er.“ Es gibt Tage, an denen ich mich wie ein Monster fühle und sogar so weit gehe, mich selbst zu beleidigen und zu verachten.
Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich tun soll, ich komme aus der Homosexualität nicht heraus, ich bete jeden Tag zu Gott, er möge mich von diesem Zustand befreien. Es ist für mich zu einer Qual geworden.
Ich bitte Sie, mir weiterzuhelfen. Und wenn möglich, in der Heiligen Messe an mich zu denken.
Entschuldigen Sie die etwas lang geratene E-Mail.
Ich danke Ihnen schon jetzt für Ihre Antwort.
G.L.


Antwort des Priesters

Lieber G.L.,

  1. Ich werde versuchen, dir so zu helfen, wie es einem Priester gegeben ist, wenn eine homosexuelle Person unter diesem Zustand leidet und davon befreit werden möchte.
    Ich bin innerlich davon überzeugt, dass die Hilfe, die ein Priester anbieten kann, sehr wertvoll ist und gleichzeitig erhebliche psychologische Auswirkungen hat.
    Ich danke dir vor allem dafür, dass du über deine innere Welt und auch über einige Aspekte deines äußeren Lebens gesprochen hast.
  2. Du schreibst: „Ich weiß, dass es nicht gut ist, aber wenn ich Jungen in meinem Alter sehe, empfinde ich auch ein bisschen Neid auf sie. Ich finde sie fast perfekt: gutaussehend, angesehen, respektiert, haben Erfolg bei Mädchen“.
    Ich könnte hier ansetzen und sagen, dass das wahre Glück nicht darin besteht, gutaussehend, angesehen, respektiert, unbeschwert zu sein und Erfolg bei Mädchen zu haben.
    Zunächst einmal kommt es mir gar nicht so vor, als hätten all diese Jungen so viele Mädchen und seien „fast perfekt, gutaussehend, angesehen, respektiert, unbeschwert“.
    Dir scheinen sie so zu sein.
    Auf mich machen sie einen anderen Eindruck: sie erscheinen mir oft alles andere als gutaussehend, geschweige denn als unbeschwert.
    Vielleicht liegt es daran, dass ich in den Menschen nach einer anderen Schönheit suche und sofort bemerke, ob diese Schönheit vorhanden ist oder nicht. Es ist die Schönheit, die sich aus einem strahlenden, friedlichen Blick ergibt, der eine gewisse Innerlichkeit und Reinheit der Seele widerspiegelt.
    Vielleicht sind einige dieser Menschen vom Äußeren her nicht gerade eine Schönheit, aber anstelle der äußeren Schönheit haben sie eine innere Schönheit, die durchscheint und fasziniert.
    Vielleicht ist das der Grund, aber wie schon gesagt, finde ich diese Schönheit nicht so weit verbreitet.
    Leider muss ich gestehen, dass ich diese innere Schönheit manchmal nicht einmal bei solchen bemerke, die aufgrund ihres angenommenen Lebenszustands, hell wie die Sonne strahlen sollten.
  3. Der erste Hinweis, den ich dir gebe, lautet daher: Such dir das Wesentliche in deinem Leben, nicht das Vergängliche.
    Suche das, was ewig währt, und das, was der Grund für die wahre Größe eines Menschen ist: die Heiligkeit.
    Kümmere dich nicht um die menschlichen Urteile und um das, was von außen glänzt: Es kann, um einen Ausdruck der heiligen Teresa von Avila zu gebrauchen, „una grandisima mentira“, eine gewaltige Lüge sein.
    Was zählt, ist das, was vor Gott wahr ist.
  4. Ich komme nun zum zweiten Hinweis: versuche, das innere Leben, die Vereinigung mit Gott durch Gebet und Kontemplation zu pflegen.
    Die Kontemplation besteht darin, die Gegenwart des Herrn zu spüren (dafür ist der Gnadenstand unbedingt erforderlich) und den Herrn „uns laben zu lassen vom Reichtum seines Hauses und unseren Durst zu stillen am Strom seiner Wonnen“ (Ps 36,9).
    Nur diese innere Fülle kann uns retten.
    Die titanische Anstrengung gegen bestimmte Neigungen kann so gewaltig sein, dass man aufgibt und sich der Verzweiflung hingibt.
  5. Ein ausgezeichnetes Mittel zur Kontemplation ist das Rosenkranzgebet, das nicht ein einfaches Aneinanderreihen von Ave Maria ist, sondern in der Vergegenwärtigung der im Geheimnis erwähnten Szene, im Spüren und Sehen, dass der Herr, während wir das Vaterunser und die Ave Maria beten, in unserem Leben das im Evangelium beschriebene Ereignis wiederholt. Und er wiederholt es in all seinen Einzelheiten.
    Du wirst erkennen, dass alle Worte des Evangeliums und der Heiligen Schrift von unschätzbarem Wert sind, denn sie vermitteln dir das geheimnisvolle Wirken des Herrn und seiner Gnade.
    Bei dieser Gelegenheit kannst du dich auch mit den Problemen, die dich bedrücken, direkt an Gott wenden und ihn bitten, dich zu befreien. Und er wird dich erlösen, wenn du es ihm erlaubst.
  6. Zu dem Zeitpunkt wirst du dich als der glücklichste und reichste unter all den anderen jungen Menschen fühlen, die du früher beneidet hast.
    Ohne dir dessen bewusst zu sein, wirst du von einem Minderwertigkeitskomplex befreit sein.
    Gleichzeitig wird die Furcht vor Gott von dir weichen, weil seine rettende und heiligende Gegenwart die Realität sein wird, die du in jedem Augenblick mehr als alles andere zu besitzen wünschst.
    Du wirst auch, ohne es zu merken, von der Angst vor der Hölle befreit sein. Und statt von dir selbst an einem Ort der Qual zu träumen, wirst du schon jetzt in diesem Leben die Freundschaft Gottes, die Gesellschaft der Engel und Heiligen genießen.
    Und auch die Angst, deine Eltern könnten von deiner Homosexualität erfahren, wird verschwinden, denn du wirst auf keiner Weise mehr dazugehören, du wirst dir nicht einmal mehr Gedanken über das Thema machen.
  7. Alle Ängste werden schwinden.
    Besser noch: eine wird bleiben, wenn überhaupt von Angst die Rede sein kann: die, dass dich etwas daran hindert, diese Freude und den inneren Trost zu genießen. Mit anderen Worten, es bleibt die Angst vor der Sünde, die du von nun an als das einzige wirkliche Übel betrachten wirst.
    Und genau aus diesem Grund, um diesen großen Reichtum und diese innere Erfahrung nicht zu verlieren oder zu behindern, wirst du jedes Hindernis mit aller Kraft bekämpfen. Du wirst es beseitigen wollen. Du wirst sogar alle Anlässe beseitigen wollen, die dich dazu führen könnten.
  8. Ich werde nicht weiter darauf eingehen, aber ich vertraue darauf, dir zumindest in großen Zügen die Grundzüge geschildert zu haben, die dein Leben leiten und dich aus falschen Komplexen und den daraus folgenden Ängsten herausholen sollten.
  9. Ich werde mich bemühen, im Gebet und besonders in der Feier der Heiligen Messe deiner zu gedenken, damit der Herr dich innerlich verwandelt, bei dir Wohnung nimmt und dich glücklich macht.

Ich wünsche dir alles Gute und segne dich.
Pater Angelo