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Frage

Lieber P. Angelo,

ich schreibe Ihnen erneut, um Ihnen eine weitere Frage zu stellen, für die ich mir nur schwer eine Lösung vorstellen kann. Mein Vater hat unserer Familie seit Jahren ausdrücklich zu verstehen gegeben, dass er nach seinem Tod eingeäschert werden möchte. Wenn ich mich nicht irre, ist aus katholischer Sicht diese Methode der Bestattung erlaubt. Daher haben meine Mutter, meine Schwester und ich ihm immer versichert, dass wir seinem Wunsch nachkommen würden. In den letzten Tagen habe ich jedoch erfahren, dass die Kirche einerseits die Einäscherung gutheißt, andererseits aber den Gläubigen nicht gestattet, die Asche des Verstorbenen in der Natur zu verstreuen, d. h. sie muss in dem dafür vorgesehenen Bereich des Friedhofs aufbewahrt werden.
Nun möchte mein Vater aber unbedingt, dass seine Asche in der Natur verstreut wird: Er war schon immer von den Bergen begeistert und möchte, dass seine Überreste an den Orten ruhen, die er so sehr geliebt hat. Wir haben ihn darauf hingewiesen, dass die Kirche dies nicht gutheißt, aber er erwidert, dass es für den Herrgott keinen Unterschied macht, ob nun die Asche in einer Urne aufbewahrt oder von einem Berggipfel in die Luft gestreut wird.
Ich bin mir nicht sicher, ob das richtig ist! Oder besser gesagt: Ich persönlich kann mir auch vorstellen, dass Gott meinen Vater für diese Entscheidung nicht verurteilen würde, aber wie kann ich meinen Gedanken vertrauen? Wenn die Kirche sich anders äußert, wird sie ihre guten Gründe haben. Und ich (wie auch meine Mutter) möchte zwar den Willen meines Vaters tun, aber in erster Linie Gottes Willen! Wenn das, was mein Vater wünscht, nicht gut für seine Seele ist, wäre es dann nicht ein Fehler, seinem Wunsch trotzdem nachzukommen?
Vielen Dank für Ihre Mühe und für diesen wertvollen Dienst: Sie können sich nicht vorstellen, wie hilfreich er für uns alle ist, die Ihnen auf dieser Website folgen!
Valentina


Antwort des Priesters

Liebe Valentina,

  1. Die Kirche kümmert sich darum, dass die sterblichen Überreste auf den Friedhof gebracht werden, was wörtlich „Schlafstätte“ bedeutet.
    Dies ist der Ort, den die Menschen aufsuchen, um zu einem Grab zu pilgern und für die Verstorbenen zu beten, um eine Blume zu hinterlassen und einen Moment der Gemeinschaft mit denen zu erleben, die vor uns von dieser Erde gegangen sind.
  2. Frag doch einmal deinen Vater, was passieren würde, wenn sein Verhalten zu einem allgemeinen Verhaltenskriterium würde.
    Es gäbe dann keinen Ort mehr, an dem wir der Gemeinschaft unserer verstorbenen Angehörigen gedenken könnten.
    Was mich betrifft, besuche ich jedes Mal, wenn ich das Grab meiner Eltern besuche, auch den Friedhof. Und dort sehe ich die Gesichter von vielen, die mir als Kind vertraut waren. Sie waren die damaligen Erwachsenen und sind jetzt alle oder fast alle woanders.
    Ich gehe an ihren Gräbern vorbei, an ihren Fotos und bete auch für sie.
    Die Gedanken vor diesen Gräbern vervielfältigen sich und scheinen im Hinblick auf Vieles Früchte zu tragen.
  3. Während ich dort meine Gebete verrichte, sehe ich andere Menschen hereinkommen, die das Wasser für die Blumen wechseln oder neue Blumen bringen, vor den Gräbern innehalten, weinen, einige beten, andere stehen nur still und nachdenklich da.
    Wenn es keine Friedhöfe mehr gäbe, würden auch all diese Momente verschwinden, die die Menschen zum Nachdenken, zum Beten und zu einem Werk der Barmherzigkeit anregen.
  4. B. Pascal bemerkte, dass der Mensch das einzige Tier ist, das sich des Todes bewusst ist, das darüber nachdenkt und seine Toten begraben kann.
    Ich denke, dass nicht nur ihr, sondern auch eure Freunde froh sind, dass es einen Ort gibt, den ihr aufsuchen könnt, um für deinen Vater zu beten, wenn er einmal verstorben ist. Ein Foto, ein Kreuz (das die Angriffe des Teufels hauptsächlich auf die Seele des Verstorbenen abwehrt), eine Blume, eine Kerze, die euch an euren Glauben an die Auferstehung erinnert: all diese Dinge dienen dazu, die Gemeinschaft wiederzubeleben, mit ihm zusammen zu sein, sich ihm anzuempfehlen, für ihn zu beten.
    Andernfalls läuft man Gefahr, dass unsere Verstorbenen in Vergessenheit geraten und unsere Gebete für sie vernachlässigt werden.
  5. Die Sichtweise deines Vaters ist eine individualistische Sicht des Post-mortem. Sie berücksichtigt nicht, dass andere Menschen Zeichen brauchen, die ihnen helfen, auch in einem vertikalen Sinn (mit den Generationen, die vor uns kamen) in Gemeinschaft zu leben.
    Auch heute gibt es noch viele Menschen, die auf die Friedhöfe gehen, um für alle dort Begrabenen zu beten.
    Dein Vater könnte auch von dieser Hilfe nicht profitieren. Er würde keinen Nutzen daraus ziehen.
  6. Dies sind die ersten Überlegungen, die mir in den Sinn kamen, bis diesbezüglich die Informationen des Dokuments der italienischen Kirche vorliegen.
    Ich danke dir für deine Ermutigung, unsere Arbeit fortzusetzen.

Ich versichere dir mein Gebet und segne dich.
Pater Angelo