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Frage
Lieber Pater Angelo,
zuerst mӧchte ich mich für die Hӓufigkeit meiner Fragen entschuldigen. Wenn ich Zweifel habe, sind Sie immer die erste Person, die mir wegen Ihrer Orthodoxie und ihrem Wissen einfӓllt. Manchmal halte ich mich jedoch zurück, um bei der Anzahl der Fragen nicht zu übertreiben.
Wie dem auch sei, mӧchte ich Sie diesmal fragen, ob der Alte Bund immer noch gilt?
Wurde er nicht durch den Neuen und Ewigen Bund ersetzt?
Ich glaube, dass in einem Dokument des zweiten vatikanischen Konzils, ”Nostra Aetate”, geschrieben steht, dass die Juden dank des alten Bundes das Heil erlangen kӧnnen.
Wir wissen aber auch, dass nur diejenigen gerettet werden, die in Gnade sterben. Um aber in Gnade zu bleiben, muss man Gottes Willen folgen, dass heißt, an Jesus Christus glauben und die Sakramente empfangen.
Außerdem gebraucht Gott auch außergewöhnliche Wege, für diejenigen, die aus unbesiegbarer Unwissenheit Jesus’ Botschaft nicht erhalten haben, die aber in ihrem Leben dem Naturgesetz gefolgt sind.
Die Juden anerkennen Jesus nicht als Gott, jedoch nicht aus Ignoranz, sondern im Gegenteil, aus eigener Wahl! Denn obwohl sie Ihn kennengelernt haben, lehnen sie Ihn ab.
Frage
Mein Lieber,
1. Natürlich hat der Neue Bund den Alten ersetzt.
Gottes Offenbarung und Erlösungsplan, die im Alten Testament eingeführt worden sind, wurden jedoch nicht aufgehoben.
Ohne das Alte Testament könnte man nämlich vom Neuen nur ganz wenig verstehen.
Deshalb wurde das Alte Testament nicht durch das Neue Testament abgeschafft, sondern es wurde vollendet.
2. Bezüglich der Grundgesetze des Alten Testamentes, weist der Heilige Thomas daraufhin, dass es drei Arten davon gab.
Gott gab Moralgebote (Dekalog). Diese wurden von Jesus nicht abgeschafft, ganz im Gegenteil, Jesus macht sie zur Voraussetzung, um gerettet werden zu kӧnnen. Dem Jüngling, der Ihn fragte: “Meister, was muss ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben erlange” antwortete Jesus: “Halte die Gebote”.
Gott gab auch zeremonielle oder religiӧse Vorschriften wie z.B. das Feiern einiger Feste und Riten, die befolgt werden mussten.
Nun gut, diese Riten wurden durch den Jesuskult ersetzt.
Ihre Bedeutung bleibt aber unverändert, denn sie waren Gottes Ankündigung und Zeichen.
Schließlich gab es soziale Gebote, die typisch für eine theokratische, direkt von Gott regierte Gesellschaft sind. Da Jesus Christus der zivilen Autoritӓt ihre richtige Autonomie anerkannt hat, hat er gesagt “so gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!” und ersetzte die sozialen Gebote mit dem Gebot der Bruderliebe.
3. Aus diesem Grund geht es bei dem Neuen Bund besonders um religiӧse Gebote.
In diesem Sinne hat der Neue mit dem Blut Christi versiegelte Bund den alten Kult aufgelӧst und den Alten Bund ersetzt.
Aber Alter Bund ist kein Synonym für Altes Testament.
Die progressive Offenbarung Gottes bleibt intakt und so bleibt auch sein Heilsplan für die Menschen.
Dass das wahr ist, beweist auch die dogmatische Konstitution des Zweiten Vatikankonzils Dei Verbum, aus dem man lesen kann: “Die angekündigte Heilsӧkonomie, die die heiligen Autoren erklӓrten, findet man als wahres Wort Gottes in den Büchern des Alten Testaments; infolgedessen bewahren diese von Gott inspirierten Texte ewigen Wert : «Denn alles, was vormals geschrieben worden ist, das ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch die Standhaftigkeit und des Trostes der Schriften die Hoffnung haben » (Röm 15,4)” (DV 14).
4. “Gottes Geschichtsplan im Alten Bund zielte vor allem darauf, das Kommen Christi, des Erlösers des Alls, und das Kommen des messianischen Reiches vorzubereiten, prophetisch anzukündigen und in verschiedenen Vorbildern anzuzeigen” (DV 15), setzt das Konzil fort.
Ohne diese Vorbilder würden wir, wie gesagt, vom Neuen Testament ganz wenig verstehen. Man denke nur z.B an das Osterlamm, dank dessen Blutes das Volk Israel vom Würgengel verschont blieb. In Bezug auf dieses Blut konnte der Hl. Gregor der Große Folgendes sagen: wenn das Blut eines Tieres, Ankündigung des Blutes des Herrn, das Volk Israel aus einer Plage verschont hat, aus wie vielen Übeln bleiben wir vielmehr verschont, wenn wir vom Blut des Wahren Lammes Jesus Christus trinken?
Darum sagte er zum Schluss, dass dank des Gottesdienstbesuches der Mensch von vielen Übeln befreit wird.
5. Das Konzil führt weiter fort: “Ein lebendiger Sinn für Gott drückt sich in ihnen aus. Hohe Lehren über Gott, heilbringende menschliche Lebensweisheit, wunderbare Gebetsschätze sind in ihnen aufbewahrt. Schließlich ist das Geheimnis unseres Heiles in ihnen verborgen. Deshalb sollen diese Bücher von denen, die an Christus glauben, voll Ehrfurcht angenommen werden.” (DV 15).
6. Zum Schluss: “Gott also, der die Bücher beider Bünde inspiriert hat und ihr Urheber ist, wollte in Weisheit, dass der Neue im Alten verborgen und der Alte im Neuen erschlossen sei.
Denn wenn auch Christus in seinem Blut einen Neuen Bund gestiftet hat, erhalten und offenbaren die Bücher des Alten Bundes, die als Ganzes in die Verkündigung des Evangeliums aufgenommen wurden, erst im Neuen Bund ihren vollen Sinn, wie sie diesen wiederum beleuchten und deuten.” (DV 16).
7. Was das Heil der Juden betrifft, müssen wir bedenken, dass im Brief an die Juden nicht ausdrücklich auf die Notwendigkeit der Christuserkenntnis hingewiesen wird.
Aber es wird gesagt: “Ohne Glauben ist es unmӧglich, ihm wohl zu gefallen; denn wer sich Gott nahen will, muss glauben, dass Er ist, und denen, die Ihn suchen, ein Belohner wird” (Hebr 11,6).
In der Erkenntnis der Existenz Gottes ist die Erkenntnis des Geheimnisses der Heiligsten Dreifaltigkeit implizit. Und in der Erkenntnis der Belohnung, die Er denen gibt, die Ihn suchen, ist die Erkenntnis des Erlösungsplans Gottes in Jesus Christus implizit enthalten.
8. Du gerӓtst aber in ein Missverstӓndnis, wenn du schreibst “Jesus als Gott wird von den Juden nicht aus Ignoranz, sondern aus eigener Wahl abgelehnt!”
Natürlich haben sie von Jesus sprechen gehӧrt. Wenn sie aber bei innerlich guter Absicht denken, dass Er nicht Gott ist, folgen sie eigentlich ihrem Gewissen, obwohl sie sich irren.
Und wenn sie sich gerecht verhalten und ihre Sünden bereuen steht ihnen der Weg zum Heil offen. Das erfolgt dank der Gnade, die durch diese unbekannten, ausserordentlichen und nur Ihm bekannten Wege verliehen wird.
In der Hoffnung, deine Zweifel geklӓrt zu haben, versichere ich dir meine Gebete und segne dich.
Pater Angelo