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Frage

Lieber Pater Angelo,

Ich bin gerade beim Lesen und vertiefe die heutige erste Lesung.

das Buch Numeri, Kapitel 20, die Sünde von Mose und Aaron.

Ich versuche, zu begreifen, was Moses Fehler war.

Nach der rabbinischen Tradition soll Mose sogar 13 Sünden begangen haben.

Wie ich herausfand, handelt es sich bei den Sünden um Mangel an Glauben, um Wut (statt mit dem Felsen zu sprechen, schlӓgt er zweimal darauf, Zeile 11); Hochmut (Mose und Aaron würden gerne an Gottes Stelle treten, Zeile 10).

Dennoch finde ich den  Abschnitt ziemlich enigmatisch.  Die Reaktion Gottes (das Verbot ins gelobte Land einzutreten) scheint mir ehrlich gesagt viel zu streng.   Letztendlich folgt Mose doch Gottes Willen und lӧscht den Durst seines Volkes, trotz all den  menschlichen Grenzen (ein unruhiges Volk, kӧrperliche und seelische Müdigkeit in der Wüste).

Ich würde Sie gern um einen Kommentar zu diesem Textabschnitt bitten.

Danke im Voraus für die Antwort. 

Herzliche Grüße, wir bleiben im Gebet vereint.

Francesco


 Antwort des Priesters

Lieber Francesco,

1. Das erzӓhlte Ereignis fand im ersten Monat des vierzigsten Jahres nach dem Auszug aus Ägypten statt.  Das Volk befand sich in der Wüste Sin, am Toten Meer. 

Es wurden gerade ein neuer  Protest und Aufstand gegen Mose und Aaron geführt.

Die Menschen fragten: “Warum habt ihr die Versammlung des Herrn in diese Wüste gebracht, damit wir in ihr sterben, wir und unser Vieh? Und warum habt ihr uns aus Ägypten herausgeführt, um uns an diesen bӧsen Ort zu bringen?” (4. Moses 20,4-5).

2. Mose und Aaron kamen ins Zelt, um Gott anzuflehen und als Antwort wurde ihnen gesagt, sie sollen mit dem Stab auf den Felsen schlagen.

“Dann versammelten Mose und Aaron die Gemeinde vor dem Felsen und Mose sprach zu ihnen: «Hört ihr Meuterer,  kӧnnen wir euch wohl aus diesem Felsen Wasser fließen lassen?».

Dann hob er seine Hand hoch und schlug mit seinem Stab zweimal auf den Felsen. Da kam Wasser heraus, viel Wasser, und die Gemeinde und ihr Vieh konnten trinken.

Der Herr aber sprach zu Mose und Aaron: «Weil ihr mir nicht geglaubt habt, und mich nicht geheiligt habt vor den Israeliten, darum werdet ihr dieses Volk nicht in das Land hineinführen, das ich ihm geben will»” (4. Moses 20,10-12).

3. Nach Meinung einiger Bibelwissenschaftler war es nicht so, dass Mose an Gottes Macht und Seiner Verheißung zweifelte, aber aufgrund der stӓndigen Undankbarkeit, Aufstӓnde und Abweichungen von seiten des Volkes hatte er sich vielleicht überzeugt, dass Gottes Verheißung  von einem Bekehrungszeichen abhing. 

Wӓhrend der langen Auswanderung durch die Wüste Sinai hatte das Volk nämlich die Beschneidung vernachlӓssigt, die dann unter Josuas Führung wieder eingeführt wurde.  In seinem Buch liest man: “Und das ist der Grund, warum Josua sie beschnitten hat: Das ganze Volk, das aus Ägypten gezogen war, die Männer, alle Kriegsleute, waren unterwegs in der Wüste gestorben, als sie aus Ägypten zogen.

Denn das ganze Volk, das auszog, war beschnitten gewesen; aber das ganze Volk, das unterwegs in der Wüste geboren war, als sie aus Ägypten zogen, das war nicht beschnitten” (Jos 5,4-5).

4. Darüber hinaus versӓumte das Volk, Gott Schlachtopfer darzubringen, sodass Er sich spӓter bei Amos beschwerte: “Habt ihr vom Hause Israel mir in der Wüste die vierzig Jahre lang Schlachtopfer und Speisopfer geopfert?” (Am 5,25).

Das Volk verfiel sogar in Götterverehrung:  “Ihr trugt den Sakkut, euren König, und Kewan, den Stern eures Gottes, eure Bilder, welche ihr euch selbst gemacht habt” (Am 5,26).

Der Heilige Stephanus erinnert in seiner großen Rede an all das und sagt: “Habt ihr vom Hause Israel mir in der Wüste die Vierzig Jahre lang etwas Schlachtopfer und Speisopfer geopfert?

Ihr habt das Zelt des Moloch und das Sternbild eures Gottes Remphan umhergetragen, die Bilder, die ihr gemacht habt, um sie anzubeten!” (Apg 7,42-43).

5. Und das geschah, obwohl Gott sein Volk tӓglich neu mit Manna versorgte: “Und gedenke alles  des Weges, durch den dich der Herr, dein Gott, geleitet hat diese vierzig Jahre in der Wüste, auf dass er dich demütigte und versuchte, dass kund würde, was in deinem Herzen wäre, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht.

Er demütigte dich und ließ dich hungern und speiste dich dann mit Manna, das du und deine Vӓter nie gekannt hattet, um dir kundzutun, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von allem, was aus dem Mund des Herrn geht” (5. Moses 8,2-3).

6. Warum wurde Mose und Aaron verboten, ins gelobte Land einzuziehen?

Weil sie zweifelten.

Dieser Grund ist auch dem heiligen Text zu entnehmen: “Weil ihr nicht an mich geglaubt habt (…) darum sollt ihr diese Gemeinde nicht in das Land bringen, das ich ihnen bestimmt habe”.

Andere Gründe, z.B. die von dir angedeuteten, finde ich nicht. 

7.  Es ist nicht auszuschließen, dass Gott seine beiden großen Diener noch zusätzlich reinigen wollte.  Sie hatten die Sünden des Volkes auf sich genommen (man darf nicht vergessen, dass Mose sich Gott für das Volk aufopfern wollte!).

Oder vielleicht wollte Gott, der Herr, dass diese Menschen durch das Leid, des gelobten Landes beraubt zu werden,  auf ihrer Weise Vorboten des Messias wurden, der durch seinen Leidensweg und Tod für uns die Verdienste erworben hat, ins wahre Gelobte Land, das Himmelreich, einzuziehen.

Ich wünsche dir alles Beste, bete Gott für dich und segne dich.

Pater Angelo