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Frage
Lieber Pater Angelo,
1) eine Freundin von mir, die nicht gläubig ist und die ich seit vielen Jahren kenne, hat seit Kurzem einen Freund.
Früher war sie mit der vorehelichen Keuschheit einverstanden, aber jetzt, wo sie keinen Glauben mehr hat, sagt sie: Wenn ich an das Sakrament der Ehe nicht glaube, warum sollte ich dann mit dem Sex bis zur Ehe warten?
Ich habe versucht, mit ihr zu sprechen, es hat aber nichts gebracht. Was würden Sie mir empfehlen?
2) Ich hätte dann noch eine andere Frage, zum Thema Nächstenliebe. Wieder einmal haben sich die Antworten, die Sie anderen gegeben haben, als sehr nützlich erwiesen: was mir klar wurde, ist, dass unter Nächstenliebe nicht einfach Armen Almosen geben oder ähnliches zu verstehen ist, sondern dass sie das Sinnbild der Liebe Gottes darstellt, die uns Menschen geschenkt wurde. Ich verstehe jedoch nicht, was das auf praktischer Ebene bedeutet und was genau mit “Akten der Nächstenliebe“ gemeint ist.
Außerdem höre ich manchmal sagen, dass Nächstenliebe, Gottes eigene Liebe ist und derer, denen Gott selbst diese Gabe gegeben hat. Dann heißt es aber auch, dass Gott der gesamten Menschheit diese Liebe geschenkt haben soll. Aber wenn sie uns allen geschenkt wurde, kann man nicht behaupten, dass sie nur denen gehört, denen er sie gegeben hat, denn dies würde bedeuten, dass nur einige sie als Gabe erhalten haben. Deshalb glaube ich, dass man damit eher sagen will, dass Gott alle Menschen mit Liebe erfüllt hat, aber nicht jeder diese Gabe zu schätzen weiß. Ich würde gerne wissen, ob ich mit dieser Annahme richtig liege und gegebenenfalls von Ihnen eine Klärung bekommen.
Ich danke Ihnen schon jetzt für die Hilfe…und für alles, was Sie für uns alle tun.
Frohes Neues Jahr, lieber Pater Angelo, und ich bitte Sie, wenn mӧglich, um Ihr Gebet, für mich und diese Freundin von mir.
Eine Umarmung
Antwort des Priesters
Liebe Besucherin,
1. was deine Freundin betrifft: es stimmt, dass für Ungläubige die Ehe kein Sakrament ist, aber die voreheliche Keuschheit wird nicht vom Wesen des Sakraments verlangt, sondern von der Reinheit der Liebe und der Gesten, die man tut.
Geschützter Geschlechtsverkehr ist etwas ganz Falsches, nicht weil er dem Sakrament widerspricht, sondern weil er nicht die Ganzheit der Gabe vermittelt.
So wie es vielen ergangen ist, die Gottes Wegen nicht vertrauen wollten, wird auch diese Freundin von dir eines Tages weinen.
Aber in diesem Moment, auch wegen der erotischen Beziehung, die den Verstand vernebelt und blendet, kann deine Freundin die gegenteiligen Beweggründe nicht verstehen.
2. Also was tun?
Reden ist natürlich sinnlos.
Man muss beten und auch etwas anderes tun, das was Jesus in Mk 9,29 sagte, als Er sagte, dass diese Art von Dämonen nur durch Gebet und Fasten ausgetrieben werden.
Ich denke, dass der Herr dir durch diese Freundin die Vielzahl junger Menschen vor Augen stellen wollte, die bewusst von Gott verbotene Wege wählen, weil sie sie daran hindern, in der Liebe zu reifen, und vor allem, weil sie sich dadurch immer mehr von Ihm abwenden.
Dies ist ein Grund, die Motivation dieser Fastenzeit zu intensivieren, zu der du aufgerufen bist, nicht nur für deine geistliche Erneuerung, sondern auch für die geistliche Erneuerung der Kirche und vor allem der jungen Menschen.
3. Gewiss, Nächstenliebe ist Gottes eigene Art der Liebe und die Art der Liebe derer, die diese Gabe vom Herrn empfangen haben.
Der heilige Paulus sagt es deutlich, wenn er schreibt: “Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.” (Rm 5,5).
4. Wenn es allerdings stimmt, dass Gott Seine Art der Liebe auf alle Menschen ausgießen will, so gießt Er sie jedoch nur auf diejenigen aus, die bereit sind, sie zu empfangen.
Es stimmt also nicht, dass Er in der Tat diese Gabe allen verliehen hat.
5. Zu deiner anderen Frage: aus Nächstenliebe zu handeln bedeutet konkret vier Dinge:
Da Gott jeden Menschen mit bevorzugter Liebe liebt, führt uns die Nächstenliebe dazu, jeden so zu lieben, wie Gott ihn liebt, selbst unsere Feinde sollten wir auf diese Weise lieben.
Außerdem geht es darum, unabhängig von äußeren Kriterien oder der Anziehungskraft, die der andere hervorrufen mag, zu lieben. Man liebt ihn, weil man es einfach tun will. Es ist ein Akt der freien Wahl.
Drittens ist Nächstenliebe eine Liebe, die sich nicht damit begnügt, im Herzen zu sein, sondern die sich mit passenden Worten und Gesten auszudrücken pflegt.
Da es sich schließlich um eine göttliche Liebe handelt, die vom Himmel kommt (Röm 5,5), hinterlässt sie ein freudiges Gefühl, fast wie eine Vorfreude auf die Seligkeit.
Gern versichere ich dir und deiner Freundin mein Gebet.
Ich wünsche dir eine fruchtbare und heilige Fastenzeit.
Ich segne dich.
Pater Angelo