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Frage
Guten Tag, Pater Angelo, ich wollte Ihnen eine Frage stellen: Der Ruf, den Gott an Abraham richtete, ist außergewöhnlich. Aber wie versteht man im Normalfall, ob der Weg, den ein Mensch eingeschlagen hat, genau der ist, den Gott für ihn will?
Danke.
Antwort des Priesters
Lieber Besucher,
1. was du schreibst, ist wahr. Abraham hatte eine wahrhaft außergewöhnliche Berufung.
Wahrscheinlich handelte es sich um eine göttliche Einsprechung.
Jedenfalls hatte Abraham keine Zweifel an der Berufung und dem Inhalt des Befehls des Herrn.
Aber wie können wir den Ruf für uns erkennen?
2. Die Frage, die du mir gestellt hast, kann in zweierlei Hinsicht verstanden werden: als Aufruf zum Glauben und als Aufruf zu einer bestimmten Berufung.
3. Der Ruf zum Glauben kommt von einer inneren Inspiration, an der man festhält, weil man es für richtig hält.
Ich denke beispielsweise an den seligen Pier Giorgio Frassati, der nicht in eine Familie mit tiefem Glauben hineingeboren war, ganz im Gegenteil.
Sein Vater ging nie in die Kirche.
Die Mutter besuchte zwar schon den Gottesdienst, aber laut ihrer Tochter Luciana, war ihr Glaube so oberflächlich, dass sie einen dadurch fast vom Glauben abbrachte.
Doch Pier Giorgio hatte schon als Kind viel gebetet. Seine Mutter war beeindruckt. Manchmal sah sie ihn sogar nachts beten. Sie war sich sicher, dass er weder von ihr noch von ihrem Mann keinerlei Input bekommen hatte.
Eines Tages lernte sie einen gewissen Don Tito kennen, und bat ihn, Piergiorgio zu fragen, wer ihn veranlasst hätte, so viel zu beten.
Bei der ersten Gelegenheit stellte Don Tito dem Kind also die Frage: Stimmt es, dass du viel betest? Wer hat dir denn gesagt, dass du so viel beten sollst?“.
Darauf gab Pier Giorgio keine Antwort.
Aber Don Tito hakte weiter nach und fragte: „Ich weiß, dass es so ist. Deine Mutter hat es mir erzählt. Du betest tagsüber und du betest auch nachts. Wer hat dir denn gesagt, dass du so viel beten sollst?“.
Daraufhin antwortete Pier Giorgio: „Niemand… Aber ich fühle, dass es so richtig ist“.
4. So ist es also, wie Gott ruft, und wie auch wir auf die Gabe des Glaubens reagieren sollten : Gott ruft durch eine innere Inspiration, die uns verstehen lässt, dass dies die Wahrheit ist und dass man es so machen muss.
Gleichzeitig vermittelt Gott einen inneren Impuls, das als richtig wahrgenommene, in die Tat umzusetzen. Das ist der Impuls der Gnade.
Das war der Grund, weshalb Pier Giorgio Frassati so viel betete und gläubig war: weil er großzügig auf die Gnade reagiert hatte.
Mit einem Wort, das christliche Leben besteht darin, der Gnade Gottes zu entsprechen.
5. Aber kommen wir nun zu dem anderen Aufruf, der dir wahrscheinlich mehr am Herzen liegt.
Auch hier ruft Gott im Allgemeinen nicht durch außergewöhnliche Ereignisse, wie er es bei Abraham oder dem heiligen Paulus getan hat.
Gott ruft wiederum, indem Er inspiriert, indem Er einem Ziel einen gewissen Glanz verleiht, das uns vorher bedeutungslos erschien.
Indem Er ihm einen gewissen Glanz verleiht, veranschaulicht Er seine Schönheit, lässt uns dafür eine gewisse Anziehungskraft verspüren.
Es kann auch durchaus vorkommen, dass jemand, der diesen Ruf hört, zunächst eine Art Abscheu empfindet. Und sagt: „Nein, das ist nicht der richtige Weg für mich. Nein, diesen Weg möchte nicht gehen“.
Doch dann kehrt der Gedanke zurück und mit dem Gedanken auch ein heimlicher Rückruf.
So beginnt man nicht nur die Schönheit des Rufes zu erahnen, sondern auch die Dringlichkeit, denn es geht darum, anderen diese Faszination mitzuteilen, die man von Gott empfangen hat.
6. Gleichzeitig scheint Gott immer in die gleiche Richtung zu weisen, was immer man auch wichtiges tut oder fühlt.
Ein bisschen wie bei der heiligen Therese vom Kinde Jesus in Bezug auf die Demut. Jedes Mal, wenn sie das Evangelium aufschlug, spürte sie sofort, dass der Herr sie in diese Richtung führte: immer zur Demut.
Folgen wir dem Ruf nicht, ist es wie bei dem heiligen Paulus, als der Herr ihm sagte: „ Es wird dir schwerfallen, gegen den Stachel auszuschlagen” (At 26,14).
7. Etwas ähnliches passiert, wenn man sich verliebt: Der Gedanke führt immer in die gleiche Richtung. Und es ist ein angenehmer Gedanke.
Der Ruf zum Priestertum oder zum geweihten Leben manifestiert sich genau so: als hätte man sich verliebt.
Man fühlt sich vom Herrn erobert.
Handelt es sich um eine wahre Berufung, bemerkt man bei den Berufenen immer sofort eine innere Wandlung: durch den Wunsch, dem Herrn zu folgen, im Leben der Gnade, durch die Beseitigung schwerer Sünden, wenn es welche gab, den Wunsch, Seinem Wort zuzuhören und sich von ihm zu nähren, Ihm in den Sakramenten und in der kirchlichen Gemeinschaft zu begegnen, Ihn allen mitzuteilen, die Zufriedenheit, alles unnütze loszulassen, um sich weiterhin von Christus erobern zu lassen.
Ich wünsche mir, dass das, was ich geschrieben habe, die Beschreibung dessen ist, was innerlich in dir vorgeht.
Dafür begleite ich dich mit meinem Gebet und segne dich.
Pater Angelo