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Frage

Guten Tag Pater, 

heute schreibe ich Ihnen, damit Sie mir helfen, meine Zweifel über die Hölle auszuräumen.

Jeder hat sich von klein auf eine Vorstellung von der Hölle gemacht, die aus Feuer und Dämonen besteht, welche den Verdammten unendliche Qualen zufügen. Sogar in der Bibel wird mehrfach das Höllenfeuer erwähnt.

Allerdings habe ich auch gelesen, dass es in Wirklichkeit keine wirklichen Flammen gibt, in denen die Verdammten gepeinigt werden, sondern der eigentliche Schmerz darin bestehe, unendlich weit von Gott entfernt zu sein, und dass dies einen unvorstellbaren Schmerz aber auch Verzweiflung hervorruft, aufgrund der Gewissheit, dass dieser Zustand für alle Ewigkeit sein wird.

Als ich mich genauer informierte, wurde ich noch mehr davon überzeugt, denn es heißt, dass Jesus in der Bibel vom Feuer als etwas Symbolisches spricht.

Also frage ich Sie nun: gibt es in der Hölle wahrhaftig Flammen und Dämonen, die uns quälen? Oder ist es die Gottesentfernung  und Unmöglichkeit, Ihn zu sehen, was unvorstellbare Qualen verursacht?

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.


Antwort des Priesters

Lieber Besucher,

1.  zunächst möchte ich zitieren, was der Katechismus der Katholischen Kirche über die Hölle aussagt:

“Wir können nicht mit Gott vereint werden, wenn wir uns nicht freiwillig dazu entscheiden, ihn zu lieben. Wir können aber Gott nicht lieben, wenn wir uns gegen ihn, gegen unseren Nächsten oder gegen uns selbst schwer versündigen: „Wer nicht liebt, bleibt im Tod. Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Mörder, und ihr wißt: Kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm bleibt“ (1 Joh 3,14-15).

Unser Herr macht uns darauf aufmerksam, daß wir von ihm getrennt werden, wenn wir es unterlassen, uns der schweren Nöte der Armen und Geringen, die seine Brüder und Schwestern sind, anzunehmen [Vgl. Mt 25,31-46].

In Todsünde sterben, ohne diese bereut zu haben und ohne die barmherzige Liebe Gottes anzunehmen, bedeutet, durch eigenen freien Entschluß für immer von ihm getrennt zu bleiben.

Diesen Zustand der endgültigen Selbstausschließung aus der Gemeinschaft mit Gott und den Seligen nennt man “Hölle” (CCC1033).

2. “Jesus spricht öfters von der „Gehenna“ des „unauslöschlichen Feuers“, das für jene bestimmt ist, die bis zum Ende ihres Lebens sich weigern, zu glauben und sich zu bekehren, und wohin zugleich Seele und Leib ins Verderben geraten können [Vgl. Mt 10,28].

Jesus kündigt in ernsten Worten an, daß er „seine Engel aussenden“ wird, die „alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und … in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt“ (Mt 13,41-42), und daß er das Verdammungsurteil sprechen wird: „Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer!“ (Mt 25,41)” (CCC 1034).

3. “Die Lehre der Kirche sagt, dass es eine Hölle gibt und dass sie ewig dauert. Die Seelen derer, die im Stand der Todsünde sterben, kommen sogleich nach dem Tod in die Unterwelt, wo sie die Qualen der Hölle erleiden, „das ewige Feuer“ [Vgl. DS 76].

Die schlimmste Pein der Hölle besteht in der ewigen Trennung von Gott, in dem allein der Mensch das Leben und das Glück finden kann, für die er erschaffen worden ist und nach denen er sich sehnt” ( CCC 1035).

4. Wie man bemerken kann, ist zwar von einer Hauptstrafe die Rede, aber es wird nichts von unterschiedlichen Strafen gesagt.

Die traditionelle Theologie unterscheidet stattdessen zwischen Strafen der Empfindung und Strafen des Verlustes.

Einige ziehen diese Unterscheidung aus den Worten Jesu im Gleichnis des Jüngsten Gerichts.

Er wird zu den Verdammten sagen: “Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer!”

Weg von mir: entspricht der Strafe des Verlustes. Die größte Qual besteht darin, von Gott, der Quelle alles Guten, getrennt zu sein.

Augustinus kommentiert: die Entbehrung Gottes verursacht einen so großen Schmerz, wie die Größe Gottes selbst.

Diese Trennung wurde von den Verdammten selbst verursacht, weil sie sich vom Herrn fernhalten wollten.

5. Im ewigen Feuer bezeichnet es die Qual der Empfindung, das heißt einen Schmerz, der von den Sinnen des Körpers wahrgenommen wird.

Ferner ist zu bemerken, dass der Herr dem Satz „in das ewige Feuer“, noch „das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist“ hinzufügt.

6. Für uns ist es schwierig zu sagen, welcher Natur dieses Feuer ist, denn in die Hölle kommt man, gleich nach dem Tod mit der Seele, die geistig ist, während der Körper am Ende der Welt wieder auferstehen wird.

Der Domenikaner Y.M.J. Congar sagt, dass es sich grundsätzlich um einen Zustand handelt, „weil unter allen Elementen, das Feuer den intensivsten Schmerz erzeugt” (La mia parrocchia vasto mondo, p. 113).

Daher ist die Qual, abgesehen von der Natur des Feuers, unvorstellbar und ewig.

7. Der Katechismus für Erwachsene der Italienischen Bischofskonferenz „Die Wahrheit wird euch frei machen“ hilft, die Realität der Hölle besser zu verstehen.

Dort steht: “Die Qualen der Hölle sind ewig.

“Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer… Und diese werden weggehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber zum ewigen Leben” (Mt 25,41.46). “Wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt” (Mk 9,48)”. “Der Rauch von ihrer Peinigung steigt auf in alle Ewigkeit und alle, die das Tier und sein Standbild anbeten und die seinen Namen als Kennzeichen annehmen, werden bei Tag und Nacht keine Ruhe haben” (Offb 14,11).

Die Ewigkeit der Hölle jagt Schrecken ein.

Man hat versucht, dies in Frage zu stellen, aber die biblischen Texte lassen keine Zweifel zu und die beständige Lehre der Kirche ist ebenso eindeutig.

Aber worin genau besteht diese Strafe? Die Bibel schildert dies vorwiegend durch Bilder: Gehenna des Feuers, Feuerofen, Feuersee, Dunkelheit, Wurm, der ewig nagt, Weinen und Zähneknirschen, zweiter Tod.

Der schreckliche Ernst dieser Sprache muss interpretiert, darf aber nicht unterschätzt werden.

Die Kirche glaubt, dass die ewige Strafe des Sünders darin besteht, dass er für immer der Anschauung Gottes entzogen wird, und dass diese Strafe sein ganzes Wesen betrifft.

Die Verdammten werden nicht nach und nach vom Feuer verbrannt. Die obigen biblischen Texte, die auf ewiges Leiden hinweisen, und andere, die die Auferstehung der Bösen bekräftigen, schließen dies aus. Auch der vom V. Laterankonzil definierte Glaube an das persönliche Überleben des Todes, schließt es aus.

Schließlich wird nicht einmal der Teufel vernichtet, sondern “Tag und Nacht werden sie gequält, in alle Ewigkeit” (Offb 20,10) zusammen mit seinen Engeln. Wenn die Heilige Schrift von Verdammnis, Verderben, Vernichtung, Korruption, zweitem Tod spricht, bezieht sie sich auf ein Versagen der Person, ein völlig falsches Leben.

Die Strafe ist vielmehr als Ausschluss von der Gemeinschaft mit Gott und Christus zu verstehen: “Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan!!” (Lk 13,27). “Sie werden mit ewigem Verderben bestraft. Sie sind fern vom Angesicht des Herrn und seiner Macht und Herrlichkeit” (2 Thess 1,9).

Der Ausschluss wird jedoch nicht passiv erlitten: Der Sünder, so wie die rebellischen Engel, lehnt aus ganzer Kraft Gottes Liebe ab: “Jeder Sünder entzündet selbst die Flamme seines eigenen Feuers. Nicht, dass er sich inmitten eines Feuers befinde, das von anderen entzündet wurde und vor ihm existiert hat. Die Nahrung und die Materie dieses Feuers sind unsere Sünden” (Origene, I principi, 2,10,4).

Die Hölle ist die endgültig gewordene und in allen ihren Folgen manifestierte Sünde, die völlige Unfähigkeit zur Liebe, der reine Egoismus. Die Strafe ist ewig, weil die Sünde ewig ist.

Der Verdammte leidet, aber er beharrt auf seinem Stolz und will keine Vergebung. Seine Qual ist Zorn und Verzweiflung, „Zähneknirschen“ (Lk 13,28), eine erschütternde Zerrissenheit zwischen dem Streben nach dem unendlich Guten und seinem Widerstand.

Die abgelehnte Liebe Gottes wird zu einem Feuer, das verschlingt und verzehrt. Der Blick Jesu brennt wie eine Flamme. Gott liebt den Sünder, aber ganz offensichtlich kann Er sich seiner nicht erfreuen: seine Verurteilung ist eine fürchterliche Last.

Wer Gott ablehnt, lehnt auch alle anderen Menschen und die gesamte Schöpfung ab. Je schöner das Werk Gottes ist, desto unerträglicher empfindet es der Sünder: der Fisch erstickt darin, obwohl die Luft klar und hell ist.

Während es im irdischen Leben möglich war, auf Gott zu verzichten und sich stattdessen an den Geschöpfen zu erfreuen, findet man in der Hölle nirgendwo Erleichterung und Zuflucht, “Es ist, wie wenn jemand einem Löwen entflieht  und ihn dann ein Bär überfällt; kommt er nach Hause  und stützt sich mit der Hand auf die Mauer,  dann beißt ihn eine Schlange” (Am 5,19).

Die Hölle ist also das Leid, ohne die geringste Liebe, in der totalen endgültigen Ablehnung Gottes und der Welt zu sein, ganz im Widerspruch zur ursprünglichen Berufung. Die Verdammten sind gescheiterte, in ihrer ganzen Persönlichkeit verstörte Menschen” (nn. 1219-1223).

Zugegeben, hätte der Katechismus der Italienischen Bischofskonferenz die Realität der Hölle nicht besser schildern können.

Mit dem Wunsch, ewig zur Rechten Gottes zu sitzen, Sinnbild der Macht und göttlichen Herrschaft, die uns zuteil werden wird, segne ich dich und gedenke deiner im Gebet.

Padre Angelo