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Frage
Guten Tag,
ich besuche oft diese Webseite, und finde es eine großartige Idee, auf diese Weise Zweifel zu klären, die viele Gläubige oder Neubekehrte beschäftigen.
Meine Frage betrifft das Thema Rettung und Seelenheil, und zwar möchte ich Sie folgendes fragen: Wonach werden wir am Tag des besonderen Gerichts beurteilt?
Ich glaube, dass ein Großteil des Bösen, das wir als begrenzte und unvollkommene Wesen anrichten, auch von unserer Unwissenheit, Oberflächlichkeit und Hilflosigkeit herrührt. Deshalb frage ich mich, ob dies am Tag des persönlichen Gerichts berücksichtigt wird.
Außerdem möchte ich wissen, aus welchem Grund man hauptsächlich in die Hölle kommt.
In einer Zeugenaussage, die ich auf Facebook gefunden habe ( Annettes „Brief aus der Hölle“) sagt die Verdammte, dass Gott selbst nach dem Tod noch Zeit gewährt, um sich zu bekehren. Ist das wahr?
Kann das bloße Desinteresse an der Religion und in gewissem Sinne an Gott, ein triftiger Grund sein, um die Hölle zu verdienen, ohne wer weiß welche bösen Taten begangen zu haben?
Heutzutage kommt es nämlich oft vor, dass die Leute aus Gewohnheit fluchen, sich nicht die geringsten Gedanken machen über die Religion, nicht beten, nicht in die Kirche gehen, sich also nicht verhalten, wie Christus es uns gelehrt hat. Andererseits tun diese Menschen aber dem Nächsten oder der Gesellschaft nichts zuleide (sie begehen keinen Diebstahl, gehen ihrer Arbeit nach, zahlen regelmäßig die Steuern usw.) Welches Urteil steht diesen Menschen dann bevor?
Braucht es wirklich böse Taten, um in die Hölle zu kommen, oder reicht es aus, sich Gott und dem Nächsten gegenüber gleichgültig zu verhalten? (…)
Entschuldigen Sie bitte die Länge meiner Mail, aber zusammenfassend lautet meine Frage: Auf welcher Grundlage werden wir am Tag des besonderen Gerichts beurteilt?
Ich warte hoffnungsvoll auf ihre Antwort zu dieser Frage, die ich von mir heraus nicht im Stande bin zu beantworten.
Vielen Dank im Voraus. Ich hoffe, Gott möge diesem Blog viel Erfolg verleihen!
Herzliche Grüße,
Serena
Antwort des Priesters
Liebe Serena,
1. die Antwort auf deine Frage hat uns der Herr im Gleichnis von den Hochzeitsgästen gegeben, von dem uns in Kapitel 22 des Matthäusevangeliums berichtet wird.
Jesus beginnt mit den Worten: “Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete.” (Mt 22,2).
Die Gemeinschaft mit Gott wird mit einer Hochzeitsfeier für den Königssohn dargestellt, als liebevollstes und schönstes Ereignis im öffentlichen und gesellschaftlichen Leben. Ein Geschehnis, bei dem es an nichts fehlt.
Es ist eine große Ehre, zu diesem Fest eingeladen zu werden.
Aber manche lehnen es ab, andere verachten es, wiederum andere wollen nicht einmal davon hören. Sie wollen ihre Zeit für etwas anderes nutzen.
Es versteht sich von allein, dass sie sich auf diese Weise von allein vom Fest ausschließen.
2. In dem Gleichnis lesen wir, dass der König dann seine Diener aussandte, um all diejenigen zur Hochzeit einzuladen, die sie auf den Straßen und Plätzen treffen konnten. Und so wurde es getan.
Während des Essens ging der König umher, um sich mit den Gästen zu unterhalten, er fand aber einen ohne Hochzeitskleid vor. Da sagte er zu ihm: ”Freund, wie bist du hier ohne Hochzeitsgewand hereingekommen? Der aber blieb stumm” (Mt 22,12).
Man könnte einwenden: Wie konnte sich dieser denn ein Hochzeitsgewand besorgen, wenn er direkt von der Straße her kommt?
Das mag schon sein… Aber auch die anderen kamen von der Straße und doch hatten sie von der, vom König vorbereiteten, Garderobe Gebrauch gemacht, um das Hochzeitsgewand anzuziehen.
Diesbezüglich sei daran erinnert, dass es in der Antike, im Osten, der König war, der die Kleider für die Gäste bereit stellte. Seine Garderobe war mit den prächtigsten Kleidern bestückt, die eines königlichen Hauses würdig waren.
3. Das Hochzeitsgewand steht in der Heiligen Schrift für die Gnade, dem Zustand der Vereinigung und Freundschaft mit Gott, die uns von Gott selbst geschenkt wird und die unsere Seele mit göttlichem Glanz umhüllt.
Dieser göttliche Glanz bringt die persönliche Gegenwart Gottes in unsere Herzen.
Und wie uns die heilige Teresa von Avila erinnert, wenn dieser göttliche König zu uns kommt, kommt er nie allein, sondern wird von seiner königlichen Prozession begleitet, die in uns und für uns betet.
Mit anderen Worten, Gott bringt in unsere Herzen die Gemeinschaft mit allen Bewohnern des Paradieses.
Aus diesem Grund spüren diejenigen, die in der Gnade Gottes leben, eine Präsenz, die sie irgendwie im gegenwärtigen Leben zufriedenstellt.
4. Dieses hochzeitliche Gewand tragen zu dürfen und in göttlicher Pracht gekleidet zu sein, ehrt uns und bewegt uns dazu, Gott dankbar dafür zu sein, dass er uns zu seiner Familie, seinen Freunden und Vertrauten gemacht hat.
Aufgrund dieses Gewandes, das uns des Himmels würdig macht, werden wir gerichtet, denn nichts Unreines wird in das neue Jerusalem einziehen.
Daraus lässt sich also die Antwort auf deine Frage erschließen: Wer dieses Kleid trägt, ist in Sicherheit. Wem es fehlt, der wird jedoch vom Hochzeitsmahl ausgeschlossen.
So endet das Gleichnis in Bezug auf den Mann, dem es fehlte: “Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Denn viele sind gerufen, wenige aber auserwählt” (Mt 22,13-14).
5. Dieses Hochzeitskleid empfangen wir gewöhnlich im Sakrament der Taufe.
Als Zeichen dafür wird bei der Tauffeier nach der Waschung dem Neugetauften ein weißes Gewand übergezogen mit den Worten: “Trag es makellos für das ewige Leben”.
In dem Moment, wo dieses Hochzeitskleid verschmutzt oder beschädigt wird, ist es möglich, sich durch die sakramentale Beichte, von den heiligen Vätern “zweite Taufe” genannt, ein Neues zu holen.
6. Das Kriterium für die Beurteilung wird daher nicht einfach Gutmütigkeit oder Ehrlichkeit sein.
Es kann durchaus ehrliche und gutmütige Menschen geben, denen es aber an Gnade fehlt, weil sie zum Beispiel absichtlich die Feiertage nicht geheiligt, manchmal gelästert haben oder in Sünden der Unreinheit verfallen sind, ohne es zu bereuen.
7. Darüber hinaus wird sich das Urteil nicht nur auf das äußere Verhalten konzentrieren, sondern auch auf die innere Reinheit der Menschen. Sonst wäre es wie bei den Pharisäern, bei denen der Herr gesagt hat: “Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr seid wie getünchte Gräber, die von außen schön aussehen, innen aber voll sind von Knochen der Toten und aller Unreinheit” (Mt 23,27).
So verstehen wir nun die Worte des Herrn, wenn er sagt, dass „viele berufen, aber wenige auserwählt sind“.
8. Du erwähnst die Unwissenheit.
Unwissenheit entschuldigt, das stimmt. Aber nicht immer!
Manchmal handelt es sich um schuldhafte Unwissenheit, weil wir zu seiner Zeit nicht lernen wollten, was uns beigebracht worden ist, oder weil wir freiwillig einen Weg eingeschlagen haben, der uns nach und nach vom Glauben abkommen ließ.
In diesem Fall ist Unwissenheit schuldhaft und entschuldigt nicht!
9. Du verweist auch auf jene, die nicht die Gnade bekommen haben, Jesus Christus kennenzulernen.
Gerade in Bezug auf diese Leute treffen die Worte zu, dass das Hochzeitsgewand normalerweise bei der Taufe übergezogen wird.
Aber der Herr gibt es uns auch außerhalb der Taufe, auf außergewöhnlichen Wegen, die nur Ihm allein bekannt sind, besonders wenn ein Mensch sowohl im sozialen Leben als auch im inneren und persönlichen Leben aufrichtig lebt.
Das entscheidende Kriterium bleibt also die Gnade, oder vielmehr der Stand der Gnade.
Und den kennt offensichtlich nur Gott.
10. Abschließend muss gesagt werden, dass Gott keinerlei Freude daran hat, Menschen in der Hölle enden zu sehen.
Ganz im Gegenteil! Er leitet immer alles bestmögliche in die Wege, damit die Menschen zur Besinnung kommen, durch innere Erleuchtungen und besondere Gnaden, die, bis zum letzten Augenblick unseres Lebens, jeden von uns erreichen.
Aber von dem Moment an, in dem sich die Seele vom Körper trennt, wird ihre Situation irreversibel.
Im Katechismus der Katholischen Kirche steht geschrieben: “Jeder Mensch empfängt im Moment des Todes in seiner unsterblichen Seele die ewige Vergeltung. Dies geschieht in einem besonderen Gericht, das sein Leben auf Christus bezieht – entweder durch eine Läuterung hindurch oder indem er unmittelbar in die himmlische Seligkeit eintritt oder indem er sich selbst sogleich für immer verdammt” (KKK 1022).
Von daher, was die Privatoffenbarungen betrifft, sind diese nur dann anzuerkennen, wenn sie nicht im Widerspruch zu der Lehre der Kirche stehen.
Ansonsten lass es sein.
Ich segne dich, wünsche dir alles Gute und verspreche dir mein Gebet.
Pater Angelo