Questo articolo è disponibile anche in: Italienisch Deutsch

Frage

Lieber padre Angelo,

ich bin ein junger Mann, mit einem schwankenden Glauben voller Wenn und Aber.  

Neulich hat mich der Satz eines Bischofs zutiefst beeindruckt: Gott muss man suchen!

Dieser Satz lässt vermuten, dass keiner am Anfang den Glauben hat….sondern, dass der Glaube das Ergebnis einer Suche ist.   

Aber das Problem ist:  wie und wo Gott suchen?

Sicherlich nicht in der Welt der Wissenschaft, da die meisten Wissenschaftler ja bekanntlich Atheisten sind und die Wissenschaft durch Darwins  Evolutionstheorie, Gott praktisch beiseite geschoben hat.

Damit meine ich, dass das Lesen wissenschaftlicher Texte meinen Glauben sicherlich nicht stärkt!

Könnten Sie mir also einen Rat geben, wie ich diese Suche durchführen kann  oder welche Haltung ein Gottsuchender einnehmen sollte?

Herzliche Grüße


Antwort des Priesters

Lieber Besucher,

1. man muss die unterschiedliche Rolle von Glauben und Vernunft berücksichtigen.  

Dabei ist mit Glaube der christliche Glaube gemeint, der voraussetzt, dass Gott sich offenbart, der Mensch dies erkennt und daran festhält.

Da es sich um eine übernatürliche Offenbarung handelt, zu der der Mensch niemals alleine von sich selbst gelangen könnte, ist eine Überhöhung  des Menschen erforderlich, damit er verstehen und an den Glauben festhalten kann.  

2. Der christliche Glaube ist von daher das Ergebnis einer Anziehungskraft, die Gott auf unseren Geist und Willen ausübt. 

Es ist diese Anziehungskraft, die es uns ermöglicht, an Christus festzuhalten.

Die Heilige Schrift ist sich darüber eindeutig.

Jesus hat gesagt: “Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht” (Joh. 6,44).

Und indem Jesus den Glauben von Petrus lobt, offenbart Er, woher nicht nur der Glaube von Petrus sondern auch unser Glaube kommt: “ Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel” (Mt. 16,17).

3. Weil  “er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.” (1. Tim. 2,4)  und da es ohne Glauben unmӧglich ist,  Gott zu gefallen (Hebr.  11,6) und gerettet zu werden, folgt daraus, dass Gott allen Menschen den Glauben anbietet, und unaufhörlich an die Türen ihres Herzens klopft.

4. Nun, in Bezug auf den Glauben können wir uns in zwei verschiedenen Situationen befinden: in der Situation derjenigen, die ihn bereits empfangen haben oder derjenigen, die ihn noch nicht besitzen. 

5. Wer ihn schon empfangen hat, wird von Gott und den Ansprüchen der Vernunft dazu bewegt, ihn immer besser kennenzulernen und zu stärken.  

Deshalb befreit der Glaube nicht von der Suche nach Gott.  

Zumal Christen unablässig dazu aufgerufen sind, jedem eine Antwort zu geben, der ihre Hoffnung hinterfragt, schon allein daher, damit sie im  Glauben wachsen und reifen, ohne sich von den Forderungen des irdischen Daseins  bedrängen zu lassen. (1. Petr. 3,15)

Der bereits empfangene Glaube verlangt also, weiter gesucht zu werden.

Dies ist gleichbedeutend wie zu sagen, dass der bereits durch die Gnade empfangene Gott darum bittet, mit immer größerer Tiefe und Zustimmung aufgenommen zu werden.

Dies setzt eine gründliche Schulung voraus (zumindest für manche), das Hören der Heiligen Schrift und eine Einstellung  des Lebens,  orientiert am Licht des Evangeliums.

6. Andererseits müssen diejenigen, die noch nicht im Glauben leben, sich auf die Suche nach Gott begeben, um den Sinn ihres Daseins zu verstehen.

Jeder Mensch stellt sich aus sich selbst heraus (und insgeheim sogar durch den Effekt der Gnade) unaufhörlich die Grundfragen seines Lebens: Warum lebe ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich?

Jeder ist also auf der Suche nach Gott.  

Gott wiederum gibt viele Zeichen seiner selbst, seiner Vorsehung und seiner Liebe, wie der heilige Paulus erinnert, wenn er sagt : “Und doch hat er sich nicht unbezeugt gelassen: Er tat Gutes, gab euch vom Himmel her Regen und fruchtbare Zeiten; mit Nahrung und mit Freude erfüllte er euer Herz.” (Apg. 14,17).

Auch wenn er sagt: “Denn es ist ihnen offenbar, was man von Gott erkennen kann; Gott hat es ihnen offenbart.  Seit Erschaffung der Welt wird nämlich seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit. ” (Rӧm 1,19-20).

7. Daher ist auch hier eine Suche nach Gott erforderlich.

Wie aber sollte man am besten nach Ihm suchen?

Es gibt zwei Wege: den geistig-rationalen und den existentiellen-moralischen Weg. 

Der geistig-rationale ist der, womit man Zeichen der Gegenwart Gottes in dieser Welt sucht und aus einigen Wahrheiten andere ableitet. 

Dies war beispielsweise der Weg des Hl. Thomas, als er die fünf Wege verfolgte, die zur Existenz Gottes führen.  

8. Dieser Weg ist aber unzureichend, wenn er nicht auch von einem moralisch guten Leben begleitet wird.

 Die Sünde trübt nämlich die Intelligenz. 

Der Hl. Thomas schreibt: “das sinnliche Ergӧtzen verderbe im hӧchstem Grade die Wertschätzung der Klugheit, und zumal jenes Ergӧtzen, wie es der Wollust eigen ist, das die ganze Seele verzehrt und vom Denken durchaus abwendet. Denn die Vollendung der Klugheit, sowie jeder Tugend in der Vernunft, besteht im Absehen vom spezifisch Sinnlichen  (Summa theologiae, II-II, 53, 6).

Er behauptet auch, “also  jene Fehler, die das rechte Urteil der Vernunft auslӧschen, vorzugsweise der Wollust entspringen” (Ib.)  und “unter den Lastern der Unmäßigkeit ist abscheulich im hӧchsten Grade die Unkeuschheit, sowohl wegen der Unbotmäßigkeit der Zeugungsglieder, als auch weil dadurch die Vernunft ihrer Tätigkeit vollständig verlustig wird” (Summa theologiae, II-II, 151, 4, ad 3).

9. Die Vernunft wird davon so überwältigt, dass dies manchmal zur Verblendung des Geistes führt.   

Hier ist die Begründung: “Die Ergӧtzung aber wendet die Absicht offenbar zu dem, worin man sich ergӧtzt; weshalb schreibt Aristoteles in 10. Eth. 4, dass Ein Jeder wirkt im hӧchsten Grade in dem, was er mit Ergӧtzen thut; was er aber ohne Ergӧtzen thut, darin ist sein Wirken schwach oder findet gar nicht statt.  

Die fleischlichen Sünden nun, nämlich die Gaumenlust und Unkeuschheit, sind unter den Ergӧtzlichkeiten im hӧchstem Grade ergӧtzlich.

Kraft dieser Laster wird die Absicht des Menschen im hӧchsten Grade dem Kӧrperlichen zugewendet, und folgerichtig wird geschwächt die Tätigkeit des Menschen mit Rücksicht auf das geistig erkennbare. 

Und zwar mehr durch die geschlechtlichen Ergӧtzungen als die Gaumenlust, denn dieselben reizen mit mehr Heftigkeit.  

Danach entsteht aus der Wollust die Verblendung des Geistes, die gewissermaßen ganz und gar die Kenntnis des Geistigen ausschließt; und aus der Gaumenlust folgt die Stumpfheit des Sinnes, die den Menschen schwach macht für die Erkenntnis des Geistigen.  

Dagegen bereiten die entgegengesetzten Tugenden, die Keuschheit und Enthaltsamkeit im hӧchsten Grade vor zur Vollendung der geistigen Thätigkeit. Deshalb heißt es  Dan. 1 17 , dass „diesen Knaben“, die da fasteten „gab Gott Weisheit und Wissen in jedem Zweige“ (Ibd. , II-II, 15, 3).

Ich wünsche dir, immer auf der Suche nach Gott zu sein, damit Gott immer tiefer in dich eindringt.

Daher versichere ich dir mein Gebet und segne dich.  

Padre Angelo