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Frage

Lieber Pater Angelo,

ich habe eine Frage bezüglich des Berufslebens und bitte Sie um einige Klarstellungen dazu. 

Ist es für einen Katholiken angebracht, am Arbeitsplatz Anerkennung anzustreben oder widerspricht dies der Lehre des Evangeliums?

Oft wird gesagt, dass jeder von uns seine Lebenslage mit Demut akzeptieren soll. Wenn aber die Menschen im Laufe der Jahrhunderte nicht danach gestrebt hätten, ihre Situation und auch ihren Wohlstand zu verbessern, hätte die heutige Gesellschaft nicht das gegenwärtige Wohlstandsniveau erreicht.  

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie dieses Thema in Ihrer Kolumne ansprechen könnten.

Vielen Dank für den Dienst, den Sie leisten. 

Mӧge Gott Sie segnen.  

Devid


Antwort des Priesters

Lieber Devid,

1. ich gehe davon aus, dass du mit deiner Frage nicht nur darauf abzielst, zu wissen, ob es zulässig ist, am Arbeitsplatz Anerkennung anzustreben, sondern ob es für einen Christen zulässig ist, höhere Positionen in der Arbeit und in der Gesellschaft anzustreben.

Meines Erachtens lautet die Antwort: es ist nicht nur zulässig, sondern sogar eine Pflicht.

Wir müssen dies nicht nur zum eigenen Nutzen und für unsere Familie tun, sondern auch, Kraft des Auftrags Christi, um überall in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt den Geist der evangelischen Seligpreisungen zu überbringen.

Ansonsten würden wir in unserer Aufgabe scheitern, mit den Talenten zu handeln, die der Herr uns für das Gemeinwohl gegeben hat.

Außerdem wäre es, als würde man die Lampe des Glaubens, die der Herr uns geschenkt hat, um sie anzumachen und damit allen im Haus Licht zu spenden, unter dem Scheffel verstecken.

2. Ich möchte in Erinnerung bringen, was das Zweite Vatikanische Konzil im letzten Punkt des Gaudium et spes sagt: Die Christen können, eingedenk des Wortes des Herrn: „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt“ (Joh. 13,35), nichts sehnlicher wünschen, als den Menschen unserer Zeit immer großherziger und wirksamer zu dienen. Dem Evangelium gewissenhaft folgend und aus seinen Kräften lebend, verbunden mit allen, die die Gerechtigkeit lieben und pflegen, haben sie das große Werk, das sie hier auf Erden zu erfüllen haben, begonnen, über das sie ihm, der am Jüngsten Tag alle richten wird, Rechenschaft geben müssen” (GS 93).

Daher müssen Christen laut Kirche den Menschen ihrer Zeit mit äußerster Großzügigkeit und Wirksamkeit dienen, und sie können dies nur tun, indem sie auf die bestmögliche Weise mit den Talenten handeln, die der Herr ihnen genau zu diesem Zweck gegeben hat.  

Das bedeutet, dass sie sich die richtigen Fähigkeiten aneignen und die richtigen Opfer bringen müssen, um sie erwerben zu können, um dieses „Ministerium“ ausüben zu können, denn es ist ein Dienst, den der Herr zu erfüllen verlangt.

Andernfalls werden sie am Tag des Gerichts dafür Rechenschaft ablegen müssen, da sie das Talent erhalten, aber im Untergrund versteckt haben.

3. Es ist wahr, dass der Dämon des Hochmuts immer vor der Tür kauert und sich leicht einschleicht, auch wenn man gute Werke vollbringt.

Aber das darf die Menschen nicht, wie man früher sagte, kleinmütig machen, also abweisend und kleinlich.

4. Die Kirche hat Großmut, also Geistesgröße, immer als eine der schönsten Tugenden gepriesen.

Es ist eine Tugend, die uns folgendem Gebot Gottes sehr nahe bringt: “Seid also vollkommen, so wie euer himmlischer Vater vollkommen ist” (Mt 5,48).

Schon der heidnische Philosoph Aristoteles, der im 4. Jahrhundert v. Chr. lebte, hielt den Großmut für den herrlichsten aller Tugenden und sagte, dass „alle Hingabe derer, die ein großes Herz haben, dem gemeinsamen und göttlichen Wohl dient” (Nikomachische Ethik, IV, 10).

5. Es handelt sich also nicht um einen rein auf den persönlichen Erfolg gerichteten Willen, denn dies wäre reiner Ehrgeiz, sich anderen überlegen zu fühlen.   

Großmütige hingegen sind weder neidisch noch arrogant, sie lassen niemandem ihre moralische, intellektuelle oder soziale Überlegenheit spüren. Sie sprechen nicht in einem harten oder verächtlichen Ton.   

6. Die Heiligen sind das schönste Zeugnis derer, die sich mit dem, was sie hatten, nicht zufrieden stellten, sondern sich bemühten, weit Größeres zu vollbringen.

Sie führten diese Werke mit größter Liebe und gleichzeitig mit größter Demut aus, wobei sie sich dessen bewusst waren, dass alles Tun nur durch die Gnade Gottes ermöglicht wurde, für die sie als gute Verwalter eines Tages hätten Rechenschaft ablegen müssen, sodass sie am Ende den evangelischen Ausdruck benutzten: “Wir sind unnütze Knechte. Wir haben nur unsere Schuldigkeit getan” (Lk.  17,10).

Ich wünsche dir, dass auch du so leben kannst, und die von Gott erhaltenen Talente auf die beste Weise und mit höchster Wirksamkeit einsetzen kannst. 

Mit diesem Wunsch schließe ich dich in mein Gebet ein und segne dich.  

Pater Angelo