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Frage

Hochwürdiger Pater Angelo,

ich, ein 18-jähriger Junge, befinde mich zurzeit in einer spirituellen Krise. Es ist nicht einfach für mich zu erklären, was ich fühle: zunächst sind da diese ständigen Zweifel, die mich während des persönlichen und gemeinschaftlichen Gebets befallen, schreckliche Zweifel, die meine Seele aufwühlen und mich beunruhigen.

Für eine gewisse Zeit meines Lebens bin ich von protestantischen oder geovistischen Positionen beeinflusst worden. Besonders beunruhigt haben mich beispielsweise die Ideen derer, die zwischen der römisch-katholischen Kirche und der im Buch der Offenbarung des Johannes  beschriebenen Hure Babylon Ähnlichkeiten vorbringen.

Die Kirche wird mit ihr gleichgesetzt, weil sie von diesen Kirchen mit Götzendienst (wegen der Verehrung der Heiligen, Bilder und Reliquien) und Ehebruch (für sie verriet sie die wahren Lehren Christi), sowie Prostitution in Verbindung gebracht wird, mit der die Könige und Bewohner der Erde verkehrten, wobei man nicht vergessen darf, dass der Heilige Stuhl seine eigenen Botschafter in allen Staaten der Welt hat und gute Beziehungen zu den Mächtigen der Erde unterhält. Ich schäme mich, Pater, dieser Gedanken, die mich beunruhigt haben und die meinen Glauben an den Herrn und mein Vertrauen in die Fürsprache der Heiligen Jungfrau Maria schwächen, wobei ich sie für ihre Demut und ihren Mut als treue Zeugin der Liebe Gottes, so sehr bewundere. Während ich den Rosenkranz bete, denke ich manchmal, dass ich dem Herrn etwas nicht Wohlgefälliges tue, als würde ich Ihn verraten, oder wenn ich in der Kirche vor einer Statue stehen bleibe, fühle ich mich zutiefst beunruhigt und denke, dass aus protestantischer Sicht Statuen ein Idol darstellen, hinter denen sich Dämonen verbergen. Der katholische Standpunkt diesbezüglich ist mir völlig klar, aber ich zweifle weiterhin grundlos an meinem katholischen Glauben. Im Gebet bitte ich den Herrn oft, diese schwache Flamme, die in meinem Herzen brennt, zu entzünden, mich durch Seine, aus den Sakramenten der Beichte und der Eucharistie schöpfende Gnade, zu verwandeln. Ich bete oft den Rosenkranz und bitte Maria, vom Herrn einen starken und unerschütterlichen Glauben zu erlangen, aber ich sehe, wie schwach ich noch bin.

Ich bitte Sie, Pater, für mich zu beten, damit der Herr mir neue Augen schenken möge, die Augen eines starken Glaubens, in denen ich Antworten auf meine Fragen finden kann, Liebe in einer Welt des Hasses, wie der unseren. Helfen Sie mir bitte. Ich werde für Sie zur Muttergottes beten, dass sie Sie in Ihrem Dienst unterstützt. Danke für alles.


Antwort des Priesters

Lieber Besucher, 

1. leider entspricht das Denken der Protestanten der ersten Stunde und heute vieler Evangelikaler gegenüber der katholischen Kirche dem, was du mir schreibst, nämlich dem großen Babylon, in dem Götzendienst und Unsittlichkeit betrieben wurden.

Es gibt keinen Heiligen (seie es Johannes XXIII., Johannes Paul II., Don Bosco, Pater Pio, Mutter Teresa von Kalkutta, Theresia vom Kinde Gesù ….), den  sie nicht für eine Manifestation des Teufels halten.

2. Ich sagte „Protestanten der ersten Stunde“, weil sich Gott sei Dank einiges geändert hat und viele Protestanten heute die katholische Kirche respektieren, sie weder als Prostituierte noch als Babylon oder irgendetwas anderes betrachten…

Diese Mentalität besteht jedoch bei fast allen Evangelikalen. Viele von ihnen haben mir geschrieben und genau das berichtet, was du schreibst.

3. Aber kommen wir zu dir und deinen Zweifeln, die das Gebet des Heiligen Rosenkranzes in dir aufkommen lässt: Wie kann man behaupten, dass dieses Gebet in die Irre führt, wenn es uns mit den Ereignissen aus dem Leben Jesu in Verbindung bringt und uns hilft, sie vom besten Standpunkt aus, nämlich dem der Augen und dem Herzen der Muttergottes, zu betrachten (d.h. sie uns eigen zu machen)?

Ich frage mich oft, warum sie es nicht auch tun sollten!

Kardinal Newman war, bevor er Katholisch wurde, Protestant und genau genommen Anglikaner. Er sagte, dass die einzige katholische Andacht, die er vor seinem Übergang zur katholischen Kirche verrichten konnte, der Rosenkranz war.

Oft stelle ich mir die Frage, warum uns die Protestanten nicht um dieses Gebet beneiden sollten, warum sie es sich nicht zu eigen machen sollten? 

Ich wiederhole: Was gibt es Schöneres, als die Ereignisse Jesu zu betrachten und sich, vom besten Standpunkt aus, d.h. dem der Augen und dem Herzen der Muttergottes, zu eigen zu machen!

4. Ich weiß nicht, wie man dieses Gebet als etwas Schlechtes betrachten kann, wenn die Gebete selber doch evangelischen Ursprungs sind. Der Pater kam aus dem Munde Christi. Es ist das Gebet, das Er uns gelehrt hat.

Das Ave Maria kam, was den ersten Teil betrifft, aus dem Munde Gabriels, der Maria und Elisabeth in einem Moment begrüßt, in dem sie mit dem Heiligen Geist erfüllt ist, so wie es im Evangelium beschrieben wird.

Himmel (Gabriel) und Erde, erfüllt vom Heiligen Geist (Elizabeth) begrüßten und segneten die Muttergottes. Dies wird durch das Evangelium bezeugt. Warum sollten wir es also nicht auch so tun? 

Wir sind keine Evangelikalen, wenn wir dies nicht auch tun.

Wir mögen den Namen Evangelikaler tragen, aber wenn wir uns anders verhalten, sind wir es nicht wirklich.

Im zweiten Teil wird Maria mit den Worten der Kirche begrüßt: „Heilige Maria, Mutter Gottes“. Auch Martin Luther erkannte Maria als die Mutter Gottes an, sofern die Göttlichkeit Jesu Christi geleugnet wurde.

Das Ehre sei dem Vater ist apostolischen Ursprungs, also ein Gebet der ersten Stunde, das Ausdrücke aus den letzten Versen des Matthäusevangeliums und der Offenbarung entlehnt.

Aber nichts zu machen. Für sie sind Lourdes und Fatima Manifestationen des Teufels. Sogar die von der Wissenschaft bestätigten Wunder sind Werk des Teufels. Und wir wissen sehr gut, wie vorsichtig die katholische Kirche Wunder auf ihre Authentizität überprüft.

Fest steht, dass sie, würden sie die Echtheit der Erscheinungen anerkennen, keine Protestanten oder Evangelikale mehr wären. 

Wie du siehst, lauert in ihnen ein unüberwindbares Vorurteil, das sie verarmen lässt.

5. Der Gedanke, der dich beim Beten des Rosenkranzes überfällt (etwas zu tun, was dem Herrn nicht wohlgefällt), kommt gewiss nicht von Gott.

Er kann gar nicht von Gott kommen.

Denn der Rosenkranz führt zu Gott und zu den Ereignissen Christi, betrachtet  mit den Augen und dem Herzen Mariens, und deshalb auf die beste Art und Weise.

Wenn dieser Gedanke also nicht von Gott kommt, von wo kann er dann herkommen, wenn nicht von demjenigen, zwischen dem und der Muttergottes Gott vollkommene Feindschaft gesetzt hat?

6. Du schreibst, dass du sie für ihre Demut und ihren Mut als treue Zeugin der Liebe Gottes sehr bewunderst. 

Beschränke dich aber nicht nur darauf. Vertraue dich ganz ihr an, so wie ein Kind sich seiner Mutter anvertraut. Denn dies ist der Wille, den der Herr am Kreuz manifestierte, als Er sagte: „Sohn, siehe, deine Mutter“ und „Frau, siehe, dein Sohn“.

Versuche zu lernen, deine Anliegen der Fürsprache und Hilfe der Muttergottes anzuvertrauen.

Du wirst sehen, wie alles besser wird.

7. Wenn Katholiken trotz dem vielen Gerede der Evangelikalen und Geovisten ihre Marienverehrung  nicht aufgeben, dann deshalb, weil sie wissen, wie wertvoll sie ist. Sie haben tausendmal davon Erfahrung gemacht.

Warum sollten sie der den Rücken kehren, der sie sich im Vertrauen auf das Gebot Christi zugewandt und von der sie konkrete Hilfe erhalten haben?

Deshalb schreibt Dante in der Göttlichen Komödie: “Solch‘ hohe Herrin bist, soviel vermagst du, daß wer nach Gnade sucht und dich nicht anruft, des Wünschen möchte fliegen ohne Flügel.

Doch Hilfe leistet deine Huld nicht nur dem, der dich bittet; oftmals eilt freiwillig

der Bitte des Bedürft’gen sie voraus.

In dir ist Mitleid und in dir Erbarmen, in dir ist Großmut, ja, in dir vereint sich

was immer im Geschöpfe ist an Güte” (Paradies, 33. Gesang, 15-21).

Er wollte dadurch nicht nur seinen Glauben, sondern gleichzeitig auch den Glauben aller Gläubigen zum Ausdruck bringen.

8. Wie du noch hinzufügst, sollten, den Evangelikalen nach, in den Statuen Dämonen versteckt sein.

Ja, genau das denken sie. Aber ist es nicht kindisch, das zu denken?

Christen verwenden Gipsstatuen, um an die Präsenz der Heiligen zu erinnern, Präsenz, die uns auf eine kontinuierlichere und wohltuendere Weise begleitet als damals, als sie noch hier im irdischen Leben waren.

Ihre Verehrung gilt jedoch nicht dem Material wie Gips oder Holz, aus dem sie angefertigt worden sind, sondern denen, die damit dargestellt sind!

Diese Evangelikalen und Geovisten vergessen schnell, dass Gott selbst befohlen hat, eine Kupferschlange zu machen: „Der HERR sprach zu Mose: Mach dir eine Feuerschlange und häng sie an einer Stange auf! Jeder, der gebissen wird, wird am Leben bleiben, wenn er sie ansieht.“

Mose machte also eine Schlange aus Kupfer und hängte sie an einer Stange auf. Wenn nun jemand von einer Schlange gebissen wurde und zu der Kupferschlange aufblickte, blieb er am Leben” (Nm 21,8-9). 

Es scheint ein Widerspruch zu dem Verbot zu sein, das Er selbst durch das zweite Gebot gegeben hat.

Aber nur aus materieller Sicht gesehen, ungeachtet des Zusammenhangs, in dem dieses Verbot gegeben wurde (also ohne Begründung), kann darin ein Widerspruch gefunden werden.

Wenn es ein Bildverbot gab, müssten sie außerdem auch verbieten, Fotos für den Personalausweis zu machen, denn das sind ja auch Bilder!

9. Sie behaupten, dass die katholische Kirche eine Prostituierte ist, weil sie ihre eigenen Nuntien hat, die die Vertreter des Papstes sind.

Auch hier gebrauchen sie den Ausdruck „Könige der Erde“ im materiellen Sinne, als ob alle Könige oder Herrscher Werkzeuge des Teufels wären. Während die Heilige Schrift hinter diesem in Off 19,19 verwendeten Ausdruck schlicht die christusfeindlichen Mächte feststellt.

Aber sind die Könige und Bewohner der Erde wirklich Ausdruck des Teufels?

Haben die Bewohner der Erde aufgehört, nach Gottes Ebenbild erschaffen zu sein?

Und ist es wirklich so falsch, wenn es in einzelnen Nationen einen Stellvertreter des Petrus gibt, als sichtbares Zeichen der Gemeinschaft aller Gläubigen, der  Bischöfe und ihm, dem Christus die Aufgabe übertragen hat, Gläubige und Bischöfe (Schafe und Lämmer) zu hüten?

Gerne gedenke ich deiner im Gebet, zumal auch du das Gleiche für mich tust.

Ich segne dich. 

Pater Angelo