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Frage

Lieber Pater Angelo,

ich danke Ihnen für alles, was Sie tun, und für die Geduld und Kompetenz, mit der Sie all unsere Fragen beantworten.
Ich folge Ihrer Website im Internet und schreibe Ihnen jetzt zum ersten Mal.
Ich möchte Ihnen gerne von folgender Situation berichten.
Seit einigen Jahren geht meine Schwester, obwohl sie getauft ist, nicht mehr zur Messe, weder an Sonntagen noch an anderen gebotenen Feiertagen. Für die Kirche ist dies, wie Sie bereits mehrfach erwähnt haben, eine schwere Sünde. Ich bete immer für sie, dass sie umkehrt, aber in der Zwischenzeit habe ich mir eine andere Lösung ausgedacht, wenn man das so nennen kann. Könnte ich mich denn nicht bei der Erfüllung des Sonntagsgebots an Ihre Stelle setzen? Mit anderen Worten, wenn ich zusätzlich zu einer Heiligen Messe für mich (am Vormittag) eine weitere am Sonntagnachmittag für meine Schwester besuche, kann das als Erfüllung des Gebots für sie gelten? Vielleicht, wenn man die familiäre Bindung zwischen uns bedenkt. Mir ist klar, dass dies nur eine Notlösung sein könnte, aber mich würde interessieren, was Sie darüber denken.
Ich denke in meinen Gebeten an Sie und bitte auch Sie, wenn möglich, für mich und besonders für meine Schwester zu beten.
Mit freundlichen Grüßen
Tommaso


Antwort des Priesters

Lieber Tommaso,

  1. es tut mir leid für deine Schwester, denn sie weiß nicht, wie viele Gnaden sie sich entgehen lässt, indem sie an den Sonntagen und anderen gebotenen Feiertagen der heiligen Messe fernbleibt.
    Zu der heiligen Faustina Kowalska sagte der Herr: „Ich möchte Mich mit den menschlichen Seelen vereinen; Meine Freude ist es, Mich mit den Seelen zu vereinen. Wisse, Mein Kind, wenn Ich in der Heiligen Kommunion zu einem menschlichen Herzen komme, sind Meine Hände voll von allen möglichen Gnaden, und Ich möchte sie der Seele geben, aber die Seelen schenken Mir nicht einmal Aufmerksamkeit. Sie lassen Mich allein und kümmern sich um andere Dinge. Oh, wie traurig für Mich, dass die Seelen die Liebe nicht kennen! Sie verhalten sich zu Mir wie zu einem trägen Ding“ (Tagebuch, 1385).
    Es tut mir auch leid, weil deine Schwester durch ihr Verhalten ihren Widersachern erlaubt, Unheil in ihrem Leben zu verüben, wie Jesus in Johannes 10,10 sagt.
  2. Um auf deine Frage einzugehen: Was das Gebot betrifft, kann natürlich niemand den Platz eines anderen einnehmen, da persönliche Anwesenheit erforderlich ist.
    Genauso wenig kann jemand anstelle eines anderen essen.
    Es stimmt, dass eine Mutter sich auch für das Kind, das sie im Mutterleib trägt, und für das Kind, das sie noch nicht abgestillt hat, ernährt. Aber vonseiten des Kindes kann niemand an seine Stelle treten, wenn es um die Ernährung geht.
  3. Da die Eucharistie jedoch das Opfer Christi ist, das für das Wohl der gesamten Menschheit dargebracht wird, können wir daran teilnehmen, nicht nur um für uns selbst, sondern für alle Menschen Nutzen zu ziehen.
    Deshalb drückt es der Priester im römischen Kanon so aus: „Gedenke, Herr, deiner Gläubigen. Gedenke aller Anwesenden, deren Glauben und Hingabe du kennst: Für sie bringen wir dieses Opfer des Lobes dar, und sie selber weihen es dir für sich und für alle, die ihnen verbunden sind, für ihre Erlösung und für ihre Hoffnung auf das unverlierbare Heil. Vor Dich, den ewigen, lebendigen und wahren Gott, bringen sie ihre Gebete und Gaben”.
  4. Man kann zunächst die „Erlösung“ erlangen, d. h. die Gnade der Umkehr zur Vergebung der Sünden.
    Im Buch Hiob lesen wir: „Seine Söhne aber pflegten Gastmähler zu halten, ein jeder an seinem Tag in seinem Haus. Sie schickten hin und luden ihre drei Schwestern ein, mit ihnen zu essen und zu trinken. Wenn die Tage des Gastmahls vorbei waren, schickte Ijob hin und entsühnte sie. Früh am Morgen stand er auf und brachte so viele Brandopfer dar, wie er Kinder hatte. Denn Hiob sagte sich: Vielleicht haben meine Kinder gesündigt und sich in ihrem Herzen von Gott losgesagt. So tat Hiob alle Tage“ (Hiob 1,4-5).
    Wenn Hiob es getan hat, können wir es auch für unsere Angehörigen tun.
  5. Außerdem kannst du für deine Schwester um „Sicherheit für Leben und Gesundheit“ bitten.
    Wir wissen aus der Heiligen Geschichte, dass die Hebräer in der Nacht, in der sie aus Ägypten flohen, das Lamm aßen und mit seinem Blut die Türpfosten der Häuser, in denen sie lebten, markierten, damit der Engel der Vernichtung nicht in sie eindringen konnte. Und so geschah es auch.
    Nun, der heilige Hieronymus sagt, dass „der Herr uns ohne Zweifel das gibt, worum wir Ihn in der Messe bitten; und viel mehr noch, denn oft gibt Er uns auch das, worum wir Ihn gar nicht bitten“ (Absque dubio dat nobis Dominus quod in Missa petimus; et quod magis est, saepe dat quod non petimus), offensichtlich, wenn das, worum wir Ihn bitten, für unser Heil nützlich ist.
    Gregor der Große, Papst: „Durch das Anhören der Messe wird der Mensch von vielen Übeln und Gefahren befreit“ (Per auditionem Missae homo liberatur a multis malis et periculis)“.
    Der heilige Augustinus sagt: „Wer die Messe andächtig anhört, wird nicht an einem plötzlichen Tod zugrunde gehen“ (Qui Missam devote audierit, subitanea morte non peribit)
    Diese Güter empfangen in erster Linie wir selbst. Aber wir können sie auch für unsere Angehörigen erbitten und erlangen.
  6. Zum Thema Messe möchte ich dir noch die Worte des heiligen Papstes Gregor des Großen zitieren: „Der Gerechte, der die Messe anhört, wird auf dem Pfad der Rechtschaffenheit bewahrt (iustus audiens Missam, in via rectitudinis conservatur).
    Demzufolge scheint mir, dass, wenn man zwei Messen beiwohnt, man doppelt auf Gottes Pfad bewahrt wird!
  7. Ebenso möchte ich an eine andere schöne Aussage des heiligen Bernhard erinnern: „Wer andächtig die Messe anhört oder zelebriert, zieht daraus einen größeren Nutzen, als wenn er sein Vermögen an die Armen verteilen und die ganze Erde bereisen würde“ (Audiens devote Missam, aut celebrans, multo magia meretur quam si substantim suam pauperibus erogaret et in totam terram peregrinando transiret). Die Wallfahrt wurde damals sehr oft zur Sühne von Sünden unternommen.
    Deshalb rate ich dir das zu tun, was dir zweifellos vom Himmel inspiriert worden ist, denn es ist Gott, der „in uns das Wollen und das Vollbringen bewirkt zu seinem Wohlgefallen“ (Phil 2,13).

Ich wünsche dir alles Gute für das kommende Osterfest, segne dich und gedenke deiner im Gebet.
Pater Angelo