Questo articolo è disponibile anche in:
Italienisch
Deutsch
Frage
Lieber Priester,
mein Name ist M. Ich bin fast zwanzig und wohne in der Provinz V.
Ich komme aus einer katholischen Familie und meine Mutter hat mir von klein auf beigebracht, zu beten, mit Gott zu sprechen, zur Messe zu gehen…
Ich habe jedoch Zweifel bezüglich der Kirche:
Es wird viel über Nächstenliebe und Solidarität geredet… aber all die Güter des Vatikans… warum werden sie nicht verkauft, um dann Menschen in Not zu helfen?
Für den Moment danke ich Ihnen von ganzem Herzen, weil ich diese Angelegenheit schon lange mit mir herumtrage… Ich hoffe, dass Sie mir Aufschluss darüber geben können.
Nochmals vielen Dank
M.
Antwort des Priesters
Liebe M.,
du schreibst: „Es wird viel über Nächstenliebe und Solidarität geredet… aber all die Güter des Vatikans… warum werden sie nicht verkauft, um dann Menschen in Not zu helfen?“
Ich frage dich: „Warum tust du es nicht? Ich meine, warum trennst du dich nicht von allem, um es den Menschen in Not zu geben?
Du würdest mir antworten: Weil ich leben muss, weil ich Ausgaben habe, weil ich für meine Zukunft, für die Bedürfnisse meiner Angehörigen usw. vorsorgen muss.
Und meine Antwort würde lauten: Alles, was du sagst, ist richtig.
Aber jetzt wenden wir mal das alles auch auf den Vatikan an, der ein Staat ist, mit Vertretungen in allen anderen Staaten, der sogar minimale militärische Organisationen braucht, um sich zu verteidigen (die Schweizergarde, die Gendarmerie…), Reinigungskräfte, um den Petersdom und den Petersplatz sauber zu halten. Und dann sind da noch all die religiösen Veranstaltungen, die viele Menschen beschäftigen, man denke nur an den Aufbau des Altars (denn die Anzahl der Gläubigen im Dom ist begrenzt), die Stühle, die Lautsprecher, die Sicherheitssysteme. All diese Menschen, die sich darum kümmern, die verheiratet sind und Kinder haben, werden doch sicher auch Anspruch auf ein Gehalt haben, oder?
Haben all die anderen Menschen, die in den Dikasterien des Heiligen Stuhls arbeiten (Sichtung der Probleme von Diözesen aus allen Teilen der Welt, kirchenrechtliche Untersuchungen für die Selig-und Heiligsprechungsprozesse, Problemlösungen im Zusammenhang mit fehlerhaften Lehren, Konsultationen zur Ernennung von Bischöfen, Organisation der Missionen, der karitativen Werke des Heiligen Stuhls…) und Vollzeit arbeiten, nicht auch das Recht zu leben? Dem wirst du mir sicher zustimmen.
Und woher nimmt die Kirche das Geld, um für ihren Unterhalt zu sorgen? Denn Geld fällt nicht einfach vom Himmel! Sollte sie von Mal zu Mal die Gläubigen aus aller Welt um Spenden bitten? Und die Gläubigen aus aller Welt hätten auch das Recht zu antworten: aber wir haben doch schon die Probleme unserer Diözesen, unserer Pfarreien, unserer Schulen, unserer Werke…
Nun, der gesunde Menschenverstand lässt uns sagen: Warum leitet der Heilige Stuhl nicht selbst Maßnahmen in die Wege, um für seinen eigenen Unterhalt zu sorgen, ohne die einzelnen Diözesen und Pfarreien zu belasten, die übrigens selbst oft wirtschaftlich bedürftig sind (man denke an die Missionen oder Pfarreien aus der sogenannten Dritten Welt)?
Und so wird das Vermögen des Vatikans (das dann in den vatikanischen Museen zu finden ist) verwendet, um all dies zu finanzieren. Aber wie du weißt, reicht das noch nicht aus. Deshalb wird jedes Jahr am letzten Juni-Sonntag in den verschiedenen Kirchen eine Spendenkollekte durchgeführt, der sogenannte Peterspfennig. Damit werden der Heilige Stuhl und die karitativen Projekte des Papstes unterstützt.
Alle Rechnungen werden Jahr für Jahr veröffentlicht. Und wie man sehen kann, ist der Kontostand stets (sehr) im Minus. Was also tut der Heilige Stuhl? Er besteuert die reichsten Diözesen, damit sie Geld schicken. Sonst würde er nicht weiterkommen.
So sieht es also in der Realität aus, lieber M. Deshalb hört man auch niemanden aus dem politischen oder gar religiösen Bereich, der dein Problem anspricht. Denn sie wissen, dass die Dinge nicht so stehen, wie die Allgemeinheit glaubt.
Ich grüße dich, verspreche dir ein Gebet und segne dich.
Pater Angelo