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Frage

Sehr geehrter Pater,

ich hätte ein paar Fragen, was das Rosenkranzgebet anbelangt. Ich hatte bereits Gelegenheit, es sowohl in der Kirche als auch über das Fernsehen bzw. online zu beten.   

Dabei ist mir aber aufgefallen, dass es mehrere Arten gibt, den Rosenkranz zu beten: manche beginnen direkt mit den Geheimnissen, andere mit der Formel  “Guter Gott, komm und rette mich”, andere wiederum mit dem Glaubensbekenntnis oder mit kurzen Stoßgebeten. Manchmal werden dann noch andere Gebete oder Passagen aus dem Evangelium zwischen den Geheimnissen hinzugefügt, manchmal wird er mit den Litaneien abgeschlossen, andere Male mit dem “Salve Regina” usw…  

Was lehrt das Lehramt der Kirche diesbezüglich?

Mir ist bekannt, dass mit dem Rosenkranz auch der Vollablass verbunden ist.   Wird er immer gewährt, trotz unterschiedlicher Gebetsweise? 

Danke für Ihre Aufmerksamkeit! 

Luca


Antwort des Priesters

Lieber Luca,

1. die Grundstruktur des Rosenkranzgebetes ist folgende:

man spricht das zu betrachtende Geheimnis aus,

dann kommt ein Vaterunser,

gefolgt von 10 Gegrüßet seist du Maria 

und das Gloria Patri schließt das jeweilige Gesätz ab. 

Dann fährt man fort mit den anderen Geheimnissen.  

2. Als ich Novize im Dominikanerorden war, beteten wir gemeinschaftlich den Rosenkranz.   

Ich erinnere mich noch an den Eindruck, den er beim ersten Mal auf mich machte.

Er wurde immer am Abend nach der Vesper, bevor wir uns zum Abendessen begaben, gebetet.  

Nach der Vesper schaltete man alle Lichter aus, bis auf Eines, um nicht vӧllig im Dunkeln zu bleiben.   

Alle Ordensbrüder knieten an ihren Stellen nieder und hatten ihre Kapuze auf (es bestand ein großes Gefühl der Andacht) und ganz ohne jegliche Vorrede begann ein Pater mit: “Annunciatio incarnationis Verbi” (Ankündigung der Menschwerdung des Wortes Gottes).

Dann betete man auf Latein weiter mit dem Pater Noster, die 10 Ave Maria und endete mit dem Gloria Patri.

Dann fuhr der Pater, der den Rosenkranz intonierte, mit dem zweiten Gesätz fort und sagte: Visitatio Beatae Mariae Virginis ad Sanctam Elisabeth (der Besuch der seligen Jungfrau Maria bei St. Elisabeth). 

Am Ende des letzten Gesätzes sagte er: “Nos cum prole pia” (Maria mit dem Kinde lieb) und alle antworteten: “Benedicat Virgo Maria” (uns allen deinen Segen gib).

Dann standen wir auf und begaben uns, nach der gebührenden Ehrerbietung am Altar, schweigend zum Abendessen.

3. Es wurde also nichts weiteres hinzugefügt, es gab nicht einmal eine Einführungsformel.

Man betete es ziemlich schnell, denn gemäß der Dominikanertradition hat das Chorgebet  “breviter et succinte” ( mit kurzen Pausen und flotter Rezitation) zu sein, aber dennoch nicht hastig.  

Es wurde mit leiser Stimme gebetet, um die Kontemplation zu fördern, die das Rosenkranzgebet begleiten sollte.

4. Das erste Mal war ich sehr überrascht über diese Art den Rosenkranz zu beten, weil ich früher in der Pfarrei immer gehӧrt hatte, dass man mit im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen, anfing. 

Nach jedem Gesätz sprach man: “Mein Jesus, vergib unsere Schulden…”.

Anderswo sagte man: “Gepriesen sei immer der heiligste Name Jesus, Josephs und Marias”.

Im Dominikanerorden gibt es nichts dergleichen.

5. Ich erinnere mich auch, dass der Pfarrer, als ich zu Hause war, darauf bestand, nach der Erwähnung des Geheimnisses einen Moment innezuhalten, bevor er mit dem Vaterunser fortfuhr. Diese Stille sollte der Meditation dienen. 

Im Orden gibt es jedoch keine Schweigepause, da der gesamte Rosenkranz als  Meditation und Kontemplation betrachtet wird.

6. In der Pfarrei wurde der Rosenkranz mit den Lauretanischen Litaneien und dem Salve Regina abgeschlossen. 

Im Dominikanerorden, dem Initiator und großen Verbreiter des Rosenkranzes, gibt es nichts dergleichen.

Die Litaneien wurden hingegen am ersten Samstag des Monats während der Prozession auf dem Weg zum Marienaltar in lateinischer Sprache gesungen.

Während das Salve Regina allabendlich am Ende der Komplet feierlich nach der Ordensmelodie gesungen wurde.

7. Soviel, um die Grundstruktur des Rosenkranzes hervorzuheben, die sich von allen weiteren Ergänzungen unterscheidet.  

Nicht, dass die verschiedenen Zusatzgebete schlecht wären, im Gegenteil.  

Manche regen zur Meditation an, zum Lobpreis der Heiligen Familie „Gepriesen sei immer der heiligste Name Jesus, Josephs und Marias“), oder zum Gedenken der Verstorbenen, während andere ein bestimmtes Anliegen formulieren, etwa die Anrufung des Friedens. Dies ist der Grund für so viele Varianten. 

Aber an sich sind sie nicht Teil des Rosenkranzes.

Von daher, wenn ich den Rosenkranz alleine bete, bete ich ihn so, wie ich es im Noviziat gelernt habe, ohne Präambel oder Schlussformeln und ohne irgendein Zusatzgebet zwischen den Gesätzen. 

Auf diese Weise ist es nicht schwierig, mehr als einen Rosenkranz pro Tag zu beten oder sogar den Gesamten (fünfzehn Geheimnisse).

8. Um den vollkommenen Ablass zu erhalten, gibt es bestimmte Voraussetzungen: Er muss in einem Oratorium (Kirche) oder in einer Familie oder Gruppe gebetet werden.

Damit soll das Gebet in der Gemeinschaft, insbesondere zu Hause, und in der Kirche gefördert werden, da der heilige Ort offensichtlich die Besinnung begünstigt.

Darüber hinaus ist für den Ablass ein Gebet entsprechend den Intentionen des Papstes hinzuzufügen.

Das kann ein Pater, Ave und Gloria sein.  

Aber auch die Litaneien und das Salve Regina sind dazu geeignet.  

Jeder kann machen, wie es ihm vorkommt. 

Was zählt, ist die Grundstruktur des Rosenkranzes, der man ein Gebet nach Meinung des Papstes hinzufügt.  

Aber auch das ist nicht Teil des Rosenkranzes.  

Ich wünsche dir, du wirst großen Nutzen aus dem Rosenkranzgebet ziehen, das in den, von der Kirche anerkannten Offenbarungen, das am meisten empfohlene Gebet ist.

Ich segne dich und schließe dich in mein Gebet ein.  

Padre Angelo