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Frage
Sehr geehrter Pater Angelo,
ich mache gerade eine schwere Zeit durch.
Vor nicht langer Zeit habe ich ein Ergebnis erzielt, das mich viele Jahre Studium gekostet hat, doch in den Wochen darauf starben unerwartet zwei Bekannte, darunter ein Altersgenosse.
Die Angst vor dem Tod, meinem und dem meiner Angehörigen, hatte mich in solchem Schrecken versetzt, dass mir alles nur noch sinnlos vorkam.
Selbst im Glauben fühlte ich mich nur noch schmerzerfüllt und voller Zweifel.
Ich habe mir das Nichts vorgestellt und gedacht, dass die Menschen beim Gedanken an ihr Ende dazu gebracht werden, an alles zu glauben: Medium, Marienerscheinungen und eigenartige Mystiker, sowie an mehr oder weniger exotische Religionen.
Ich sehe keinen großen Gewinn in der Rationalisierung des Glaubens, so wie diejenigen, die glauben, dass Christus nicht auferstanden ist: Wenn die Prämisse die Existenz Gottes ist, ist die Auferstehung eine glaubwürdige Folge.
Aber woran erkenne ich lieber Pater Angelo, dass mein Glauben nicht nur Angst vor dem Tod ist, und dass es hingegen einen guten Grund gibt, zu glauben.
Die Absurdität eines riesigen und unbewussten Universums erschreckt mich, das das Bewusstsein jedes einzelnen Menschen ins Nichts verschwindet lässt.
An solchen Tagen der Verzweiflung betrete ich oft die Basilica del Santo in der Nähe meines Büros und in einem solchen Moment habe ich gebeichtet.
Als ich eine halbe Stunde später anderswo mit meinen Kollegen in einem Cafè saß, kam da ein Mann zu uns, den ich noch nie zuvor gesehen hatte, vermutlich ein Obdachloser, und sagte: “Ich wollte euch nur daran erinnern, dass Gott euch liebt”. Und dann ging er weg, ohne etwas zu erbitten.
Vielleicht könnte man es als Liebenswürdigkeit Gottes ansehen, aber meine Zweifel bleiben.
Herzliche Grüße.
S.B.
Antwort des Priesters
Lieber Besucher,
1. Zunächst möchte ich sagen, dass die christliche Religion nicht einfach die Antwort auf viele Fragen ist.
Wäre dies der Fall, würde das zutreffen, was du geschrieben hast: “Dass die Menschen beim Gedanken an ihr Ende dazu gebracht werden, an alles zu glauben: Medium, Marienerscheinungen und eigenartige Mystiker, sowie an mehr oder weniger exotische Religionen”.
2. Die christliche Religion ist eine lebendige und reale Begegnung mit einer Person, die die Fülle des Lebens ist: Jesus Christus.
Wer Christus im Gebet, in den Sakramenten, in der Beziehung zum Nächsten begegnet, fühlt sich von Seinem Leben auf gleicher Weise durchdrungen, wie das Licht in einem Raum eindringt, wenn wir die Fenster öffnen.
Alles spricht uns von Ihm, alles bringt uns zu Ihm.
3. Der Obdachlose, dem ihr nach deiner Beichte begegnet seid und der euch, ohne etwas zu erbitten, gesagt hat: “Ich wollte euch nur daran erinnern, dass Gott euch liebt”, ist die konkrete Antwort auf deine Fragen.
Kurz gesagt, er wollte dich einladen, hautnah die Erfahrung zu machen, konkret eine Person zu spüren, die dich mit unendlicher Liebe durch alle Ereignisse begleitet.
4. Die christliche Religion besteht nicht einfach darin, einige Antworten zu kennen (was allerdings unersetzlich und durchaus wichtig ist, weil man das Ziel kennen muss, um es anstreben zu können), sondern sie ist im Wesentlichen eine Lebenserfahrung.
Es ist der Genuss einer Präsenz, einer Person.
5. All dies wird besonders in jener Realität erlebt, die Kontemplation genannt wird.
Was das beschauliche (kontemplative) Gebet ist: “es ist ein einfaches Hinschauen auf Gott im Schweigen und in Liebe. Es ist eine Gabe Gottes, eine Zeit reinen Glaubens, in der der Beter Christus sucht, sich dem liebenden Willen des Vaters überlässt und sich unter dem Antrieb des Geistes sammelt.” (Katechismus der Katholischen Kirche, 2724).
6. Nun lade ich dich ein, all diese einzelnen fünf Punkte in der Praxis anzuwenden.
Halte inne! Führe alle diese Schritte nacheinander durch, ohne Eile.
Es geht nicht ums Wissen. Es geht um die Taten, mit denen du dich auseinandersetzen musst.
Kaum fängst du damit an, wirst du merken, dass sich dein ganzes Leben verändert.
Ich rate dir, dies zu tun, während du den Rosenkranz betest: dieses Gebet ist nicht einfach eine Wiederholung von Anrufungen oder Lobpreisungen, was an sich schon gut ist.
Stattdessen ist es eine Einführung in das wahre Leben der christlichen Religion, denn es lässt dich Christus begegnen, indem du deinen Blick auf Ihn richtest, der lebendig und wahrhaftig ist, weil Er auferstanden ist und der in dem Moment vor dir steht, damit Seine Lebenserfahrung deine wird.
Höre auch auf Sein Wort. Mach erst weiter, wenn du es verstanden hast. Jedes Geheimnis des Rosenkranzes enthält einige Worte Jesu.
Und wenn du in stiller Liebe bei Ihm verweilst, erkennst du, dass diese Worte nicht nur Worte sind, sondern Worte und Werke, weil sie dich erfüllen und verändern.
Und dann schließe dich Seinem Gebet an. Es ist Sein Gebet, das deinem Gebet Wirksamkeit und Wert verleiht. Du wirst dich in Gemeinschaft mit dem Herrn fühlen und hoch fliegen.
Zum Schluss, schließe dich auch den Ereignissen Seines Lebens an: insbesondere mit der Selbsthingabe, die vom ersten Moment seiner Empfängnis bis zum Ende durchgeführt wurde. Gib auch du dich unaufhörlich in jedem Augenblick deines Lebens in der Gemeinschaft mit Jesus hin.
7. Das Gebet des Heiligen Rosenkranzes kann dir dabei helfen, die Messe und insbesondere die Kommunion, besser zu erleben.
Du solltest versuchen nach dem Empfang der heiligen Kommunion, diese fünf Schritte durchzugehen, entweder indem du am Ende der Messe noch etwas im stillen Gebet verweilst oder auch zu Hause.
Nach dieser Erfahrung wirst du nicht mehr behaupten können, die christliche Religion sei eine unter vielen, auf die sich der Mensch stürzt, um an etwas zu glauben.
8. Ich danke dir, dass du mir die Gelegenheit gegeben hast, zum Herzen des christlichen Leben vorzudringen.
An diesem Punkt angelangt, möchten wir nur schreien, damit alle es verstehen und das Geheimnis und den Schatz ihrer Existenz entdecken können: die Begegnung mit Jesus Christus, Ihm Zuhören, in Gemeinschaft mit Seiner Person, Seinem Gebet, mit den Ereignissen Seines Lebens.
Ich wünsche dir, so zu leben und dafür versichere ich dir mein Gebet und segne dich.
Pater Angelo