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Frage
Sehr geehrter P. Angelo,
als eifriger Leser Ihrer Kolumne, möchte ich Ihnen einige Aussagen meines Pfarrers übermitteln, die mich wahrlich befremdet haben:
– Die Hölle mag zwar existieren, aber niemand kommt dorthin;
– dass der Mensch aus Körper und Seele besteht, ist nur eine Konzeption, die sich aus Einflüssen der griechischen Philosophie ergibt, aber es ist nicht unbedingt so: die Judäer, beispielsweise, unterschieden zwischen Körper, Psyche und Seele (ohne allerdings Klarheit zu verschaffen, woraus der Mensch tatsächlich besteht, es scheint mit eher, dass dies nicht genau bekannt ist, zumindest meinem Pfarrer nach);
– wir werden alle leiblich auferstehen, aber wie das sein wird, darüber wissen wir nicht Bescheid. Insbesondere ist es nicht sicher, ob wir andere Menschen erkennen werden (wenn ich recht erinnere, haben Sie hingegen, bei der Beantwortung einer Frage, einige Eigenschaften aufgezählt: Gleichmütigkeit, Beweglichkeit, Scharfsinn, Glanz).
Mir wurde auch gesagt, dass er ein voreheliches Zusammenleben befürwortet.
Persönlich habe ich meinen eigenen religiösen Hintergrund, der eher auf -sozusagen- traditionellere Ideen basiert und fühle mich etwas unwohl. Deshalb bitte ich Sie um einen Kommentar: Ich habe den Eindruck, dass zwischen dem, was Sie auf Ihrer Website schreiben (was ich übrigens auch in Büchern, sowie im Katechismus wiederfinde) und dem, was mein Pfarrer sagt, es sehr starke und unüberbrückbare Unterschiede gibt.
Ich meine, genau genommen erscheint es mir ein wenig seltsam, dass Sie und mein Pfarrer beide dem Klerus derselben Religion angehören.
Oder vielleicht habe ich falsch verstanden und es gibt Kompromisse.
Mit freundlichen Grüßen
Claudio
Antwort
Lieber Claudio,
1. Ich habe deine E-Mail am Tag der Mariä Himmelfahrt erhalten und es war der einzige traurige Moment an diesem Tag, weil die Mariä Himmelfahrt für mich immer Anlass der Freude und des Friedens ist.
Es hat mich geschmerzt, zu lesen, was du mir geschrieben hast.
2. Und ich komme gleich zu den Gründen.
Nicht die Tatsache, dass die Hölle leer ist, hat mich betrübt. So viel ist schon mal klar. Möge der Himmel, dass es so sei.
Was mich traurig macht, ist die Behauptung, die Hölle sei leer, und weil diese Aussage direkt im Widerspruch steht zu dem, was Unser Herr uns gelehrt hat, der als Einziger, glaubwürdiger Zeuge, über die Situation in der Hölle Bescheid weiß.
3. Unser Herr hat zu uns anders gesprochen als dein Pfarrer, der eines Tages zustimmte, Sein Diener und Sprecher zu werden.
Nur um dir ein Beispiel zu geben, hier ein Auszug aus dem heutigen Evangelium (Dienstag der 20. Woche der ordinären Zeit): Da sagte Jesus zu seinen Jüngern: Amen, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer in das Himmelreich kommen. Nochmals sage ich euch: Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Als die Jünger das hörten, gerieten sie ganz außer sich vor Schrecken und sagten: Wer kann dann noch gerettet werden? Jesus sah sie an und sagte zu ihnen: Für Menschen ist das unmöglich, für Gott aber ist alles möglich (Mt 19,23-26).
Die Aussage, dass kaum ein reicher Mann in das Himmelreich eintreten wird, bestätigt uns, dass viele Reiche nicht in das Himmelreich eintreten werden.
In der Schule heißt es: Unter diesen Vorbereitungsbedingungen ist es schwierig, in die nächste Klasse versetzt zu werden. Bedeutet dies nicht, dass bedauerlicherweise welche durchfallen werden?
4. Was der Herr unmittelbar danach sagte: Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt, lässt nicht nur die Jünger in ihrer Zeit außer sich geraten, sondern auch uns.
Hat der Herr sich geirrt oder uns täuschen wollen?
Wohlgemerkt, der Herr sagt nicht, dass alle Reichen in die Hölle kommen, denn am Ende fügt er hinzu, dass die Reichen durch das Geschenk seiner Gnade, ihr Herz vom Reichtum loslösen können, so wie es für Lazarus von Bethanien geschehen wäre, der laut des heiligen Augustinus der Besitzer eines Drittels von Jerusalem gewesen war.
Bei dem reichen Mann, von dem der Herr im Lukasevangelium spricht, war das aber nicht der Fall.
Von ihm steht geschrieben:: “Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt” (Lk 16,22-23).
An dieser Stelle, stelle ich dir eine Frage, lieber Claudio: Was meinst du, wer ist wohl zuverlässiger, Jesus Christus oder dein Pfarrer?
5. Dies ist nur eine der Passagen der heiligen Schrift und nicht einmal die wichtigste, in der der Herr die Hölle erwähnt.
Im Lukasevangelium finden wir eine weitere Bestätigung aus dem Munde Jesu, die alle erschüttern sollte:”Da fragte ihn einer: « Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?» Er sagte zu ihnen: « Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen” (Lk 13,23-24).
Nach der Interpretation deines Pfarrers, der zustimmte, Diener und Sprecher Christi zu sein, bedeutet das Wort “viele” angeblich “keiner”.
Wie du siehst, hat man allen Grund zur Trauer, denn auf diese Weise scheint der Pfarrer dazu beizutragen, dass viele sich nicht die geringste Mühe geben und lässt sie so,wie sie sind.
Das Heil der Menschen wird nicht als dringende Angelegenheit betrachtet, die es notwendig macht, wachsam zu sein (Mt 24,42-43) und mit dem Hochzeitsgewand angelegt (Mt 22,11).
6. Aber kommen wir nun zu den Konsequenzen dieser Aussage.
Wenn sich Gut und Böse letztendlich voneinander unterscheiden, weil das Gute uns zum Erreichen des Ziels führt und das Böse uns zum Scheitern bringt, wenn das Ziel von jedem erreicht wird, wie auch immer er sich verhält, dann macht es keinen Sinn mehr, von Gut und Böse, von Sünde und von einem Leben in Gnade zu sprechen.
Daher wundert es mich auch nicht, dass der Pfarrer sagt, das voreheliche Zusammenleben sei rechtmäßig.
Aber auf diesem Wege, hören nicht nur vorehelichen Beziehungen, sondern alles (einschließlich Pädophilie und Vergewaltigung) auf, Sünde zu sein, die die ewige Erlösung gefährdet.
Kurzum: Da niemand in die Hölle kommt, alles Gute, das getan wird, ist ein Extra.
Und das Schlechte, das man begeht, wird nicht dazu gezählt: selbst als reueloser Mörder, selbst wenn man seinen Nachbarn betrügt, man ehebricht, Frau, Mann und Kinder verlässt, um seinen eigenen Begierden nachzugehen …
Und was nützt es dann, zu beichten, wenn es sowieso keine Todsünde gibt, die deshalb so heißt, weil sie den Tod des geistigen Lebens verursacht und dem zweiten Tod ausgesetzt ist, wie es der heilige Johannes nennt (Ap 21,8), das heißt der Hölle?
Aber nicht einmal Gotteslästerung führt zur Hölle, nicht einmal satanische Riten, nicht einmal die Nichtheiligung der gebotenen Feiertage.
Selbst zur Messe gehen, wäre ein Extra. Es würde keine Dringlichkeit mehr geben, um sich zu retten.
7. Der heilige Petrus, stattdessen, am Pfingsttag vom Heiligen Geist bewegt, “mit noch vielen anderen Worten beschwor und ermahnte sie: «Lasst euch retten aus diesem verdorbenen Geschlecht! »” (At 2,40).
In diesen Worten des heiligen Petrus spürt man die Sorge um die Situation der Distanz zu Gott seitens vieler und die brennende Leidenschaft für ihre Erlösung.
Dein Pfarrer hingegen scheint zu sagen: Keine Sorge, niemand kommt in die Hölle; ihr seid alle von Anfang an gerettet, egal was ihr tut.
Dir ist sicher klar, dass diese Verleugnung der Hölle oder der Tatsache, dass man dorthin gelangen kann, eine Vielzahl von Konsequenzen mit sich bringt.
Ich möchte dich daran erinnern, dass die Hölle kein materieller Ort ist, sondern der Zustand des Menschen, dem die Gnade entzogen ist, weil er Gott direkt abgelehnt hat oder weil er seine Gebote ernsthaft übertreten hat.
8. Der heilige Petrus spricht von Dringlichkeit.
Deinem Pfarrer nach, würde es hingegen keine Dringlichkeit geben.
Wer hat also Recht? Der heilige Petrus oder dein Pfarrer?
Klar ist, der heilige Petrus genoss die göttliche Inspiration und Jesus Christus hatte dies in seiner Lehre garantiert.
Dein Pfarrer ist in diesem Fall nicht der treue Sprecher Christi, von dem er auch akzeptiert hat, Diener zu sein.
Es tut mir leid, das zu sagen, aber hier scheint dein Pfarrer der Sprecher desjenigen zu sein, den Jesus von Anfang an als Lügner bezeichnet hat (Joh 8,44).
9. Der Bischof hat die Aufgabe sicherzustellen, dass die Wölfe die Herde nicht in Stücke zerreißen.
Früher, vor gar nicht allzu langer Zeit, wäre dein Pfarrer, wenn er so gesprochen hätte, sofort abberufen worden.
Und angesichts der Unverbesserlichkeit hätten sie ihn abgesetzt.
Heute wagt es vielleicht jemand zu sagen, dass es wichtigere Dinge gibt, über die man nachzudenken hat.
Meine Meinung hingegen ist, dass die ganze Existenzberechtigung unseres Dienstes hier liegt: Seelen zur Errettung zu bringen.
Es gibt keine wichtigere Angelegenheit als diese, des ewigen Schicksals der Menschen, die uns anvertraut worden sind.
Jesus sagte: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?”
(Mt 16,26).
10. Die anderen Fragen werde ich demnächst beantworten, damit es für unsere Besucher nicht zu anstrengend wird.
Wie auch immer: Bleib Jesus Christus und seinem Evangelium treu.
Ich schließe dich und auch deinen Pfarrer in mein Gebet ein.
Ich segne dich.
Padre Angelo