Questo articolo è disponibile anche in:
Italienisch
Deutsch
Frage
Lieber Pater Angelo,
mein Name ist Domenico und es ist das erste Mal, dass ich Ihnen schreibe.
Ich möchte gern fragen, ob auch evangelische Christen, so wie wir Katholiken, die Sakramente haben.
Danke für Ihre Antwort.
Antwort des Priesters
Lieber Domenico,
die evangelische Kirche kennt nur zwei Sakramente: die Taufe und die Eucharistie.
1. Es sei aber darauf hingewiesen, dass es, im Vergleich zum katholischen Glauben, Unterschiede gibt im Verständnis des “Sakraments” und dessen Wirkungen.
2. Das Wort Sakrament bedeutet “heiliges Zeichen”.
Und soweit sind wir uns mit den Protestanten und den Evangelen, die zu den Protestanten gehören, einig.
3. Aber dann kommen wir gleich zu den Unterschieden, denn für uns Katholiken und auch für die Orthodoxen sind die Sakramente „wirksame Zeichen der Gnade, die von Jesus Christus eingesetzt wurden, um uns zu heiligen“. Deshalb vermitteln sie denen, die sie empfangen, Gnade.
Bei den Protestanten hingegen sind sie nur heilige Zeichen, während sie keine Gnade und Heiligung vermitteln.
4. Für Protestanten und Evangelen bleibt der Mensch intrinsisch immer in einem Zustand der Todsünde.
Martin Luther behauptete, dass der Mensch, selbst wenn er vollbringt, was an ihm liegt, er tödlich sündigt (homo etiam dum facit quod in se est, peccat mortaliter).
Der Mensch erlangt das ewige Heil durch die bloße Tatsache, dass er durch den Glauben erkannt hat, Gott werde seine Sünden vergeben und ihn retten.
Nicht der von Werken begleitete Glaube rettet ihn, sondern allein der Glaube.
Von daher, wenn wir uns mit einem Evangelen unterhalten, wird er uns sagen, dass er sicher ist, in den Himmel zu kommen, da er ja gläubig ist.
Wir hingegen haben diese Gewissheit nicht. Wir können nur „hoffen“, in den Himmel zu kommen. Weil wir wissen, dass der Glaube allein nicht ausreicht, und es auch der Gnade bedarf.
5. Der Glaube ist für die Errettung eine unabdingbare Voraussetzung.
Aber der Glaube allein reicht nicht aus.
Unter anderem ist in der Heiligen Schrift, auf die sich Protestanten und Evangelen berufen, um zu argumentieren, dass man allein durch den Glauben gerettet wird, der Ausdruck „sola fide“ (allein durch den Glauben) nirgends zu finden.
Stattdessen heißt es, dass man durch “den Glauben, der durch die Liebe wirkt” (Gal. 5,6) gerettet wird. Und es steht auch, dass “der Glaube für sich allein tot ist, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat” (Jak. 2,17).
Wenn der Hl. Paulus sagt, dass die Werke des Fleisches (“Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid, maßloses Trinken und Essen und Ähnliches mehr” Gal 5,19-21) vom Reich Gottes ausschließen (Gal. 5,21), sind damit die Gläubigen gemeint.
Von daher kann man trotz Glauben in die Hӧlle kommen.
6. Für die katholische und für die orthodoxe Kirche, erwirbt der durch Christus erlöste Mensch, die heiligmachende Gnade, die ihn verwandelt. Die Orthodoxen sagen, dass sie ihn “vergӧttlicht”.
Aus diesem Grund ist es für Katholiken und Orthodoxe möglich, in dieser Heiligung oder Vergöttlichung zu wachsen. Und als Zeichen dafür werden sowohl in der katholischen als auch in der orthodoxen Kirche manche Menschen heiliggesprochen und uns als Vorbilder im Glauben und Leben vorgestellt, deren Fürsprache wir anrufen.
Fest steht, dass Protestanten und Evangelen – angesichts der Tatsache, dass sich jeder Mensch, trotz seines Glaubens, immer in einem Zustand der Todsünde befindet- niemanden heiligsprechen und ebensowenig den Gläubigen zur Nachahmung und Fürsprache vorschlagen. Darin sind sie konsequent.
7. Damit sind die beiden Sakramente, die Protestanten und Evangelen anerkennen, weitgehend ihres Inhalts entleert. Sie heiligen nicht.
Für Protestanten ist die Taufe ein Zeichen der erfolgten Rechtfertigung. Das heilige Abendmahl, wie sie die Eucharistie nennen, ist nicht die Verewigung des Kreuzestodes Christi, so wie der Hl. Paulus sagt (1 Kor. 11,26).
Deshalb bestreiten sie, dass die heilige Messe die Erneuerung des Kreuzesopfers Christi auf unseren Altären ist, und sagen auch nichts von der wirklichen Gegenwart des Herrn in uns, Gegenwart, die auch nach Empfang der Heiligen Kommunion verbleibt.
8. Abgesehen davon, muss man aber noch hinzufügen, dass, selbst wenn sie an die Realpräsenz Christie in der Eucharistie glauben würden, sie nichts konsekrieren können, da ihnen das Sakrament der Priesterweihe fehlt.
Der evangelische Geistliche oder Pastor hat die Macht eines einfachen Gläubigen. Er hat nämlich nicht die Handauflegung empfangen, die die heilige Macht überträgt, die Christus den Aposteln verliehen hat und die bis heute durch eine ununterbrochene Kette weitergegeben wurde.
Würde man die Kette auch nur durch ein einziges Glied unterbrechen, könnte sie keine Kraft mehr übertragen, so wie es bei einem Stromkabel der Fall ist: wird er zu einem gewissen Zeitpunkt durchtrennt, kann der abgeschnittene Teil keinen Strom mehr übertragen.
Ich danke dir für die Gelegenheit, die du mir gegeben hast, diese Begriffe zu erläutern, die für einen Katholiken oder einen Orthodoxen grundlegend sind, um die Unterschiede zwischen ihnen und Protestanten bzw. Evangelen zu verstehen.
Ich wünsche dir eine frohe Fortsetzung der Osterferien, schließe dich in mein Gebet ein und segne dich.
Pater Angelo