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Frage
Lieber Pater Angelo,
ich danke Ihnen aufrichtig für Ihren Dienst, der für unser spirituelles Wachstum sehr wichtig ist. Ich danke dem Herrn, dass er mir die Gelegenheit gegeben hat, diese Seite zu entdecken. Meine Frage betrifft die Tätigkeit, die ich als Psychologin im Bereich Palliativpflege ausübe.
Jeden Tag habe ich es mit schwerkranken Menschen zu tun, die dem Tod nahe sind. Angesichts ihres kritischen Gesundheitszustandes kann ich ganz offensichtlich meinen Beruf nicht im „klassischen“ Sinne des Wortes ausüben. Ich musste meine Art, Arbeit zu erleben, völlig überdenken. Es ist mir manchmal passiert, dass ich zusammen mit der kranken Person ein Gebet gesprochen habe, wobei ich feststellen konnte, dass diese Geste eine große Erleichterung bringt, auch bei Menschen, die sich als nicht Praktizierende oder nicht am Gebet interessiert ausgaben. Ich weiß, dass wenn man einem schlafenden Patienten ein Ave Maria vorbetet, das eine wohltuende Wirkung auf ihn hat. Es ist, als würde man merken, dass die andere Person diese Nahrung braucht und mehr davon verlangt.
Meine Frage ist folgende:
– Gibt es ein bestimmtes Gebet, das man gemeinsam mit einem Todkranken beten kann?
– Jesus sagte, dass wenn jemand neben einer sterbenden Person den Barmherzigkeitsrosenkranz rezitiert, diesem dann unendliche Barmherzigkeit zuteil wird. Geschieht dies auch dann, wenn man kurz nach ihrem Tod dieses Gebet betet, oder kurz davor, jedoch nicht in direkter Anwesenheit der sterbenden Person (z. B. bei mir zu Hause)?
– Außerdem frage ich mich immer, wie ich mich gegenüber meinen Kollegen, Ärzten, Krankenschwestern und Assistenten verhalten soll. Ich merke, dass bei diesen Themen eine große Engstirnigkeit herrscht, der Chefarzt hat sogar Bedenken, den Kaplan zur Krankensalbung zu rufen.
Im Moment ist mein Beten mit/für die kranke Person eine Privatsache zwischen mir und der kranken Person. Vor ein paar Minuten war ich in der Leichenhalle, um neben einer Person, die letzte Nacht verstorben ist, ein paar Gebete zu sprechen. Währenddessen kamen zwei Krankenschwestern herein und waren überrascht, mich dort so anzutreffen. Im ersten Augenblick wusste ich nicht, wie ich meine Anwesenheit rechtfertigen sollte und erfand eine Ausrede. Im Nachhinein ist mir eingefallen, dass ich sie hätte einladen können, gemeinsam ein Gebet zu sprechen. Ist es eine Sünde, das unterlassen zu haben? Ist es Sünde, wenn ich das Beten geheim halte?
Einer Krankenschwester, zu der ich ein besseres Verhältnis habe als zu den anderen, habe ich ein kleines Gebetbuch geschenkt und ihr vorgeschlagen, wir könnten doch manchmal gemeinsam ein paar Gebete für „unsere“ Kranken sprechen. Zunächst schien sie einverstanden zu sein, aber in der Tat ist dies bisher noch nie geschehen.
Ich weiß nicht, ob ich zu verstehen gegeben habe, welches Problem mich beschäftigt und mir große Sorgen bereitet.
Entschuldigen Sie, wenn meine Mail etwas lang geraten ist.
Einen lieben Gruß und danke für Ihr gutes Herz.
Antwort des Priesters
Liebe Besucherin,
- ich freue mich über deine Überraschung, den Wert des Gebets an der Seite der Kranken und insbesondere der Sterbenden entdeckt zu haben.
Die Psychologie dient u.a. sicherlich auch dazu, Patienten und ihre Angehörigen besser zu verstehen.
Sie ist bestimmt auch für vieles andere hilfreich.
Aber der Wert des Gebets ist unersetzlich.
Es geht nämlich nicht nur darum, irgendeine Formel auszusprechen, sondern darum, die Gegenwart Gottes und der Muttergottes neben uns, oder besser gesagt, in uns zu bringen. - Vor weniger als einer Woche wurde ich an das Sterbebett eines Kranken gerufen. Seit vier Tagen wurden ihm starke Sedativa verabreicht, er sprach nicht mehr, hielt die Augen nur noch geschlossen, konnte kein Gliedmaß mehr bewegen.
Es war Abend und man sagte mir, er werde die Nacht nicht überstehen. Ein Verwandter bat mich, ihm den Segen zu geben.
Nun, während des Segens (ich rezitierte den Segen des Heiligen Vinzenz Ferreri, der nicht gerade kurz ist) öffnete er seine Augen, was er seit vier Tagen nicht mehr getan hatte, um sie gleich darauf wieder zu schließen.
Ich hatte das nicht bemerkt, weil ich in dem Moment die Formel und den Abschnitt aus dem Evangelium gelesen habe. Aber die verwunderten Verwandten informierten mich sofort darüber.
Da sagte ich: „Lasst uns ein paar Gebete sprechen“. Wir sprachen ein Vaterunser, ein Ave Maria, ein Ehre sei dem Vater und einen Engel Gottes.
Dann wandte ich mich dem Sterbenden zu und sagte zu ihm: „Jetzt spreche ich Sie von den Sünden los“ und rezitierte die Absolutionsformel.
Diesmal öffnete der Sterbende am Ende der Absolution nicht nur für einige Sekunden die Augen, sondern hob seine Hand an die Stirn, um sich zu bekreuzigen.
Du kannst dir das Erstaunen und den Trost vorstellen. Er schien auf nichts anderes gewartet zu haben.
Das bedeutet, dass er alles gehört hat, auch wenn er nicht in der Lage war, etwas zu sagen. - Aber noch ein anderer, eher theologischer Grund lässt mich an den Wert des Gebets am Bett eines Sterbenden denken.
Das Konzil von Trient sagt: „Unser gütigster Erlöser, der gewollt hat, dass seine Diener stets mit heilsamen Mitteln gegen alle Angriffe aller Feinde ausgestattet sind, hat, so wie er auch in den anderen Sakramenten wirksame Hilfen angeordnet hat, durch die sich die Christen, solange sie leben, gegen die schwersten geistlichen Übel schützen können, mit dem Sakrament der Letzten Ölung eine höchst wirksame Verteidigung für das Ende des Lebens geschaffen.
Denn wenn auch unser Widersacher während des ganzen Lebens jede Gelegenheit sucht und ergreift, um unsere Seelen auf jede Weise zu verschlingen (vgl. 1 Petr 5,8), so gibt es doch keine Zeit, in der er mit größerer Heftigkeit all seine List einsetzt, damit wir ganz verloren gehen und um uns, wenn möglich, dem Vertrauen der göttlichen Barmherzigkeit zu entziehen, als wenn er sieht, dass das Ende des Lebens bevorsteht“ (DS 1694).
Es ist also leicht zu erkennen, wie nützlich das Gebet am Bett eines Schwerkranken ist, und erst recht am Bett eines Sterbenden, um ihm jenen Seelenfrieden zu verschaffen, den der gemeine Widersacher zu rauben sucht.
Wie du siehst, gibt es nicht nur eine psychologische Erleichterung, sondern noch etwas anderes, das in der Tiefe wirkt.
Die psychologische Erleichterung ist eine Erscheinungsform davon. - Ich komme nun zu deinen konkreten Fragen:
Ob es ein spezielles Gebet gibt, das zusammen mit einem todkranken Menschen gesprochen werden sollte?
Es gibt nichts Besseres, als das Gebet zu sprechen, das Jesus selbst uns gelehrt hat, nämlich das Vaterunser, das – so der heilige Thomas – nie nutzlos bleibt, wenn man es betet.
Dann gibt es noch das Ave Maria.
Die heilige Teresa von Avila, die nach ihrem Tod einer Nonne erschienen war, antwortete auf die Frage, ob sie für einen Moment auf die Erde zurückkehren wolle, nur unter der Bedingung, sich der Verdienste aneignen zu können, die man durch das Beten eines Ave Maria erwirbt.
Außerdem wird in diesem Gebet ausdrücklich der Tod erwähnt: „Bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes“.
Vom „Ehre sei dem Vater“ ist seit jeher bekannt, dass dieses Gebet Dämonen vertreiben kann. - Was den Barmherzigkeitsrosenkranz betrifft, so wissen wir, wie sehr der Herr ihn durch die heilige Faustina Kowalska Sterbenden nahegelegt hat.
Bei einer gerade erst verstorbenen Person kann er auch nach dem letzten Atemzug als Bittgebet rezitiert werden, da sich die Seele nicht sofort mit dem letzten Herzschlag vom Körper trennt.
Wenn hingegen schon mehrere Stunden vergangen sind, kann er als Bittgebet vorgetragen werden, jedoch nicht mehr, um die Gegenwart des Herrn als Heilsvermittler einzuschalten, denn zu dem Zeitpunkt hat das Urteil über die Seele bereits stattgefunden.
Wenn die materielle Anwesenheit nicht möglich ist, kann der Kranz auch abseits vom Sterbenden gebetet werden. - Da du als Psychologin tätig bist, sollte dein Gebet für die kranke Person eine private Angelegenheit bleiben.
Es spricht jedoch nichts dagegen, dass du, wie jeder andere, mit den Angehörigen betest, wenn du siehst, dass sie dazu bereit sind.
Ebenso bleibt der Besuch der Toten in der Leichenhalle, wenn auch nur aus psychologischer Sicht, eine Art der Nähe zu der verstorbenen Person.
Und damit dieser Akt nicht nur eine materielle Geste ist, kann man ihn mit einem eigenen Gebet begleiten und mit dem Kreuzzeichen abschließen.
Das Kreuzzeichen ist das triumphale Zeichen des Sieges Christi über die Dämonen. Es kann der Seele des Verstorbenen nur gut tun.
Deshalb machen viele, auch wenn sie nicht praktizieren, instinktiv das Kreuzzeichen, wenn der Sarg mit dem Verstorbenen erscheint. Der Priester hingegen verabreicht den Segen.
Ich danke dir für das Zeugnis, das du uns gegeben hast, und für die gestellten Fragen.
Ich versichere dir mein Gebet und segne dich.
Pater Angelo