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Frage
Lieber Padre Angelo,
mein Name ist ….
Ich gratuliere Ihnen herzlich zu Ihrem engagierten Dienst, den Sie der Suche nach Wahrheit und zum Nutzen der Gläubigen, aber auch Ungläubigen, leisten.
Vielen Dank dafür.
Ich kontaktiere Sie, weil ich gern von Ihnen ein paar “Richtlinien” hätte.
1) Zunächst möchte ich mich kurz vorstellen: bis zu dem Zeitpunkt meiner Bekehrung, war ich ein eher abwesender, lauer Christ, an der Grenze des Atheismus. Die letzten Sakramente hatte ich vor 14 Jahren, bei meiner Hochzeit, empfangen. Dann mein Weg nach Damaskus: eine „erzwungene“, von meiner Frau organisierte, Wallfahrt nach Medjugorje. In den ersten 3 der 5 Pilgertagen war ich nahe daran, auszurasten… wenn ich gekonnt hätte, hätte ich unter all den Pilgern meiner Reisegefährten ein Massaker angerichtet. Allen voran meiner Frau gegenüber. Ich konnte sie nicht ertragen, war trübsinnig und nervӧs und in mir hatte sich ein spiritueller Kampf ausgelöst, obwohl ich mir dieser Spiritualität gar nicht bewusst war und noch nie etwas damit zu tun gehabt hatte.
Aber dann….nach dem dritten Tag habe ich angefangen, mich dem Liebreiz und dem Frieden der Muttergottes zu ergeben, Maria, die als wahre Mutter, all ihre Kinder liebt, und mich gerufen hat. Und so habe ich, am vorletzten Tag meiner Pilgerfahrt, endlich den Rosenkranz in die Hand genommen, der mir vor meiner Reise nie etwas bedeutet hatte, während ich nun ein brennendes Verlangen danach verspürte.
Seit jenem August 2011 sind mittlerweile fünf Jahre vergangen und mein Leben hat sich um 180 Grad verändert. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht Gott, der Muttergottes, den Heiligen aber auch den Seelen im Fegefeuer und der ganzen Kirche danke, deren Gebete ich sicherlich meine Bekehrung zu verdanken habe. Auf sie verlasse ich mich für meine Beharrlichkeit bis zum Ende.
2) Gerade meine Bekehrung hat in mir den starken Wunsch erweckt, alle meine Angehörigen bzw.Freunde, zu Jesus und Maria zu führen, den Glauben und die Sakramente zu leben, die einzigen Voraussetzungen für das Glück auf dieser Erde und im Hinblick auf das ewige Leben. Gleichzeitig verbindet sich dieser Wunsch aber mit einem großen Schmerz und viel Leid, immer wenn ich mir bedauerlicherweise bewusst werde, wie viele aktive Christen, darunter auch Freunde und Verwandte, die Gebote Gottes nicht einhalten und trotzdem überzeugt sind, auf den richtigen Weg zu sein.
Gerade aus konkreten Lebenssituationen ausgehend, kommt es zu Hause und auch unter Freunden häufig zu Auseinandersetzungen wegen des Glaubens, der Befolgung der Gebote, usw.
Und genau das ist der Punkt: immer wenn solche Situationen auftreten, meiner Meinung nach, im deutlichen Gegensatz zum Willen Gottes und des Evangeliums oder der Kirchenlehre (Magisterium, Katechismus, usw), bekomme ich oft Ausreden wie “dies hier ist eine Ausnahmesituation und von daher sicherlich von Gott erlaubt”, oder “Jesus weiß ja eh davon”, “Er kennt mich ja”, “Er weiß, dass ich in diesem Moment nicht anders kann”, “ich habe eine besondere Beziehung zu ihm”, “Er hört mir zu” u.ä. zur Antwort.
So geschieht es häufig, dass ich mir die unterschiedlichsten Rechtfertigungen für ihre Verhaltensweisen anhӧren muss, darunter insbesondere:
– Das Schwänzen des sonntäglichen und an den gebotenen Feiertagen beizuwohnenden Gottesdienstes, wird damit gerechtfertigt, dass “die kleine Tochter sich langweilt, weint, oder stӧrt, sie nicht allein gelassen werden kann, o.Ä.” oder ganz allgemein, mit “sonntags habe ich dies und das zu erledigen, habe eine pflegebedürftige Person zu betreuen, kann also unmöglich die heilige Messe besuchen”.
– Die Benutzung von Verhütungsmittel bei Ehepaaren, mit der Ausrede z.B., eine eventuelle Schwangerschaft könnte kӧrperliche oder psychologische Auswirkungen auf die, unter Depressionen leidende Frau, haben.
– Des Weiteren, die Anwendung des Kondoms oder anderer Verhütungsmittel bei Verlobten seien gerechtfertigt, weil man ja nicht glauben will, dass der barmherzige Gott Verlobte in die Hӧlle schickt, einfach weil sie vor der Ehe miteinander schlafen.
– Andere wiederum geben als Begründung des Zusammenlebens vor der Ehe, finanzielle Motive an oder sehen es als eine Art Test.
– Dies sind nur einige Beispiele, aber ich könnte noch weiter fortfahren. Alles Situationen, die Sie bestimmt gut kennen und für die meine Brüder und Schwestern in Christus mit gutem Gewissen glauben, dass sie nicht in der Sünde leben und die Kommunion empfangen dürfen, im Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes , “dem ja nichts verborgen ist“ und „der, als barmherziger Gott, sicher verstehen wird”.
Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass ich Sie nicht auf diese Verhaltensweisen aufmerksam machen möchte, über die Sie ja schon ausführlich viele Fragen beantwortet haben, sondern es geht mir eher darum, zu verstehen, inwiefern ich den Ansatz dieser Diskussionen verfehle.
Dabei handelt es sich immer um Auseinandersetzungen die sich im privaten Umfeld, also im Familienkreis oder unter Freunden, seltener unter Kollegen, abspielen, obwohl ab und zu das Gestreite auch auf andere Beteiligte übergeht.
Angesichts dieser Rechtfertigungen, die immer in die Richtung gehen, das Ausmaß und die Schwere der Sünde zu verringern, nehme ich ein, von Mal zu Mal, aggressiveres und kompromissloseres Verhalten an. Ich schaffe es nicht, mir die Vorgehensweise der liebevollen “brüderlichen Zurechtweisung” anzueignen, so wie es in der “Summe der Theologie” des Hl. Thomas von Aquin geschrieben steht. Besonders dort, wo es von Unsinn sprudelt und hitzig diskutiert wird (…).
Ich danke Ihnen unendlich für die, mir gewidmete, Zeit und entschuldigen Sie meine Gesprächigkeit; ich habe mich sicher öfters wiederholt.
Ich schließe Sie in meine demütigen Gebete ein und bitte Sie, mit Ihrem kostbaren Dienst dieser Evangelisierungsmission weiter zu machen, denn auf dieser Webseite finde ich jederzeit Antwort auf alle meine Fragen und Zweifel.
Mit Achtung und Dankbarkeit.
Antwort des Priesters
Lieber Besucher,
1. ich gebe dir die allgemeinen Kriterien, an die du dich halten solltest.
Was die Kirchenlehre angeht, beachte immer den Unterschied zwischen positiven und negativen Moralgeboten.
2. Die positiven Moralgebote befehlen, etwas zu tun und haben immer verpflichtenden Charakter, nicht jedoch in jeder Situation (semper sed non ad semper).
Nur um ein von dir gebrachtes Beispiel zu nennen, gehört der sonntägliche Gottesdienstbesuch zu den positiven Moralgeboten. Es lautet nämlich: “Du sollst den Feiertag heiligen”!
Wenn man also bedenkt, dass die positiven Moralgebote immer, aber nicht in jeder Situation, verpflichten, bedeutet das, dass man bei Krankheit oder anderen berechtigten Hindernissen, wie z.B. der Betreuung Kranker, entschuldigt ist. In diesem Fall ist man dem Gebot nicht verpflichtet, weil man einem höheren Gebot (dem der Nächstenliebe) gehorcht und deshalb von der Pflicht befreit ist.
3. Negative Moralgebote hingegen sind solche, die etwas verbieten, wie z.B.: den Namen Gottes nicht missbrauchen, nicht tӧten, nicht Unzucht treiben…
Nun gut, die negativen Moralgebote verpflichten immer und in jeder Situation (semper et pro semper).
So ist beispielsweise Gotteslästerung immer verboten, in jeder Situation und unter allen Umständen.
4. In seiner Enzyklika Veritatis splendor hat Papst Johannes Paul II. geschrieben: “Die negativen Gebote des Naturgesetzes sind allgemein gültig: sie verpflichten alle und jeden einzelnen allezeit und unter allen Umständen. Es handelt sich in der Tat um Verbote, die eine bestimmte Handlung semper et pro semper verbieten, ohne Ausnahme, weil die Wahl der entsprechenden Verhaltensweise in keinem Fall mit dem Gutsein des Willens der handelnden Person, mit ihrer Berufung zum Leben mit Gott und zur Gemeinschaft mit dem Nächsten vereinbar ist. Es ist jedem und allezeit verboten, Gebote zu übertreten, die es allen und um jeden Preis zur Pflicht machen, in niemandem und vor allem nicht in sich selbst die persönliche und allen gemeinsame Würde zu verletzen.” (VS 52).
5. Deshalb ist Unzucht treiben, Ehebrechen, Verhütungsmittel anwenden, usw, nie gestattet…..
Papst Johannes Paul II. fügt noch hinzu: “Die Festigkeit der Kirche bei der Verteidigung der universalen und unveränderlichen sittlichen Normen hat nichts Unterdrückendes an sich…”
Im Hinblick auf die sittlichen Normen, die das in sich Schlechte verbieten, gibt es für niemanden Privilegien oder Ausnahmen.
Ob einer der Herr der Welt oder der Letzte, »Elendeste« auf Erden ist, macht keinen Unterschied: Vor den sittlichen Anprüchen sind wir alle absolut gleich.” (VS 97).
6. Beim Vortragen der Lehre, musst du präzis sein, aber auch mit Liebe und Demut vorgehen.
In deinen Diskussionen genügt es zu sagen: “Was du sagst, ist nicht im Einklang mit dem Gesetz Gottes und der Kirchenlehre. An deiner Stelle würde ich beichten gehen, bevor ich die heilige Kommunion empfange”.
Und wenn jemand auf seine Meinung besteht, wie: “In meinem Fall geht es nicht anders”, rate ihm nochmal zur Beichte: “Glaub mir, es ist besser, vor Gott demütig zu sein. Demut wird von Gott immer belohnt.
Auch die Kirche lehrt: «Sollten aber Sünden ihren Weg hemmen, dann mögen sie nicht den Mut verlieren, sondern demütig und beharrlich zur Barmherzigkeit Gottes ihre Zuflucht nehmen, die ihnen im Bußsakrament in reichem Maße geschenkt wird.»” (Humanae Vitae 25).
7. Um demütig, liebenswert und bei allen angenommen zu werden, mach es Theresia vom Kinde Jesus nach.
Die, ihr anvertrauten, Novizinnen glaubten, sie habe die Gabe, in den Seelen hineinzusehen, weil sie so präzis und feinfühlig in ihrem Eingreifen war. Ihnen antwortete sie : “Ich habe diese Gabe überhaupt nicht, aber hier mein Geheimnis: ich mache nie eine Anmerkung, ohne vorher die Selige Jungfrau angefleht zu haben. Ich bitte sie, mich zu inspirieren, was ihr am meisten gut tut. Ich muss dann zugeben, dass ich selbst von einigen Dingen überrascht bin, die ich sage, ohne vorher nachgedacht zu haben. Ich habe nur das Gefühl, dass ich keinen Fehler mache und ihr den gӧttlichen Willen ausdrücke” (Apostolisches Verfahren 2347, Nonne Maria der Dreifaltigkeit).
8. Zum Schluss rate ich dir noch zu beten und kleine Opfer zu bringen, für die Menschen, die du fern von der Lehre Gottes und der Kirche siehst.
Es ist wichtig, dass dem Wort immer ein Opfer folgt, das es mit Hilfe der Gnade ermöglicht, den Geist und die Herzen unserer Gesprächspartner zu ӧffnen.
Ich schließe dich in mein Gebet ein und segne dich.
Padre Angelo