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Frage

Lieber Padre Angelo,

ich verfolge schon länger Ihre Webseite und weiß Ihre Arbeit sehr zu schätzen.

Ich möchte, wenn möglich, zu einer spirituellen Frage, die mich schon länger beschäftigt, Ihren Rat einholen.

Seit einiger Zeit bin ich  mit meiner Freundin zusammen, die ich wirklich liebe, weil ich wahre Gefühle für sie empfinde, aber leider habe ich sie mit einer anderen betrogen.

Danach fühlte ich mich schlecht, weil ich ihr Vertrauen missbraucht hatte.

Nun habe ich gehört, dass im Jenseits, am Tag des Jüngsten Gerichts, unsere Sünden vor allen offenbart werden. Aber ich kann nicht damit leben, wenn ich weiß, dass meine Freundin erfahren wird, dass ich sie betrogen habe.

Wenn ich diese Sünde einem Priester bekenne, wird ihr diese Sünde dann im Jenseits trotzdem offenbart?

Ich liebe sie und möchte ihr auch im Jenseits zur Seite stehen.

Ich kann mir nicht erklären, wie es dazu kommen konnte, dass ich fremdgegangen bin. Es scheint paradox, aber so ist es nun mal.

In der Hoffnung, dass Sie mich darüber aufklären können, danke ich Ihnen und bitte Sie noch, zu der Muttergottes für mich und meine Freundin zu beten.

Vielen Dank.


Antwort des Priesters

Lieber Leser,

1.  In 1 Kor 4,5 lesen wir: “Richtet also nicht vor der Zeit; wartet, bis der Herr kommt…

der das im Dunkeln Verborgene ans Licht bringen und die Absichten der Herzen aufdecken wird! Dann wird jeder sein Lob von Gott erhalten”.

Die gängige Interpretation lautet: Alles wird enthüllt.

2. Im Buch der Offenbarung lesen wir: „Und die Bücher wurden geöffnet.

Und noch ein weiteres Buch wurde aufgeschlagen, das des Lebens.

Die Toten wurden gerichtet, nach dem, was in den Büchern aufgeschrieben war, nach ihren Taten “ (Offb 20,12).

„Die so geöffneten Bücher“, erklärt der Hl. Augustinus, „verweisen auf die Heiligen des Neuen und des Alten Testaments, in denen Gott zeigen wird, welche Gebote er gegeben hat“ (De Civitate Dei 20,14).

3. Der Hl. Thomas sagt: „Am Tag des Letzten Gerichts muss die göttliche Gerechtigkeit allen offensichtlich erscheinen, während sie jetzt für viele dunkel ist.

Aber Verurteilung oder Belohnung können nicht gerecht sein, wenn sie nicht gemäß den Verdiensten oder Missverdiensten ausgesprochen werden.

So wie es für die Verkündung des gerechten Urteils notwendig ist, dass der Richter und der Beisitzer die Ergebnisse des Urteils kennen, so ist es für den gerechten Eindruck des Urteils notwendig, dass alle, die es erfahren, Kenntnis haben der Verdienste, die es verursacht haben.

Angesichts der Tatsache, dass jeder, da er den Lohn oder die persönliche Verdammnis kennt, auch die von allen anderen kennen kann, ist es unabdingbar, dass jeder, der sich seiner eigenen Verdienste und Missverdienste besinnt, auch die Verdienste anderer kennt.

Und dies ist die wahrscheinlichste und verbreitetste Meinung, obwohl der Magister sententiarum das Gegenteil behauptet, nämlich dass „Sünden, die durch die Buße getilgt worden sind“ im Gericht nicht veröffentlicht werden würden.

Das bedeutet, dass nicht einmal die, für diese Sünden vollzogene Buße, bekannt gemacht werden würde. Und so würde der Ehre der Heiligen und dem Lob Gottes viel weggenommen, der sie mit so viel Barmherzigkeit gerettet hat“ (Summe der Theologie, Suppl. 87, 2).

4. Des weiteren: „Die Veröffentlichung der Sünden, zur Schmach des Sünders, ist die Folge seiner Nachlässigkeit beim Bekennen seiner Sünden.

Aber die Offenbarung der Sünden der Heiligen kann für diese keine Verwirrung oder Schande sein, so wie es für die heilige Maria Magdalena keine Verwirrung ist, dass ihre Sünden in der Kirche öffentlich gedacht werden: denn Scham, wie Damaszener sagt, ist „Die Angst vor der Schande“, die bei den Seligen nicht zu finden ist.

Ganz im Gegenteil wird ihnen diese Veröffentlichung sogar große Ehre bringen für die Buße, die sie getan haben: genau wie der Beichtvater den Büßer lobt, der mutig schwere Verbrechen bekennt.

Es wird auch gesagt, dass die Sünden ausgelöscht werden, weil Gott sie nicht als Strafe betrachtet “(Ib., Ad 3).

5. Um zu deinem Fall zu kommen: Wenn ihr beide in den Himmel kommt- wie wir hoffen – wird jeder die Sünden des anderen sehen.

Aber er wird auch die Schande, den Kummer und die Buße für die begangenen Sünden sehen.

Gleichzeitig freuen wir uns über die Barmherzigkeit des Herrn, der sie vergeben hat, über Seine Liebe, die uns entgegengekommen ist, über seine Zärtlichkeit, uns alle im Himmel mit Ihm zusammen haben zu wollen.

Daher werden die gesehenen Sünden kein Leid in uns hervorrufen, sondern eher Freude für die Barmherzigkeit und Liebe des Herrn, der sie uns vergab, und für die darauffolgende, aufrichtige Reue.

In der Hoffnung, uns alle dort eines Tages wiederzufinden, umhüllt von der Barmherzigkeit und Herrlichkeit Gottes, versichere ich dir  mein Gebet und segne dich.

Padre Angelo