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Frage

Pater,

ich bin ganz zufällig auf eure Website gekommen in einer Phase, wo ich das Gefühl habe, dass es wirklich an der Zeit ist, mich wieder Jesus zu nähern. Beim Suchen nach einer Art Leitfaden zur Gewissenserforschung für die Beichte bin ich auf Ihre Antworten gestoßen. Viele davon habe ich schon gelesen und darin viele Anregungen gefunden, aber ich habe auch gemerkt, dass ich noch viel weiter von Gott entfernt bin, als ich dachte. Nun hätte ich so viele Fragen zu stellen, weil ich das Gefühl habe, dass ich den Weg gehen muss, den der Herr mir gezeigt hat, aber noch bevor ich den Weg antrete, sehe ich ihn schon voller Hindernisse und es macht mir Angst, auch nur einen einzigen Schritt zu tun.

Wenn Sie Geduld aufbringen, werde ich Ihnen etwas über mich erzählen. Als ich klein war, besuchte ich das Oratorium und gehörte zusammen mit meinen Freunden einer wunderbaren Pfarrgruppe an. Wir unternahmen alles gemeinsam, machten Ausflüge, gingen aus aber vor allem beteten wir, besuchten den Gottesdienst und machten geistliche Exerzitien. Ich habe sehr schöne Erinnerungen an diese Jahre. Dann haben wir uns aus verschiedenen Gründen aus den Augen verloren, manche sind umgezogen usw. Von da an ging ich nur noch in unregelmäßigen Abständen zur Messe und das Leben in der Gemeinschaft war nicht mehr wie früher. Kurzum, es fehlten mir die Freunde, die mit mir denselben Weg gingen und mich in schwierigen Momenten ermutigten und mitrissen. Dann habe ich meinen jetzigen Mann kennengelernt, wir haben geheiratet und nach der Hochzeit habe ich mich immer mehr vom Herrn entfernt und gehe nun schon lange nicht mehr zur Messe oder zur Beichte. In den letzten Monaten sind jedoch Ereignisse eingetreten, die mich nachdenklich gemacht haben und ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass in meinem Leben das “LEBEN”, also Jesus, fehlt. Und das ist nicht mehr länger gut.

So ausgedrückt mag es einfach erscheinen. Ich gehe einfach beichten und nachdem ich mich mit Gott versöhnt habe, versuche ich, meinen Glauben wiederzufinden. So ist es aber nicht und stattdessen überfallen mich Zweifel, Reue und Scham…

1.  Mir wurde klar, dass ich einige Sünden beichten muss, deren ich mich fürchterlich schäme (Selbstbefriedigung, vorehelicher Sex…) und außerdem, zu wem sollte ich gehen, um sie zu bekennen? Bei meinem Dorfpfarrer wäre es mir zu sehr peinlich, in irgendeine fremde Kirche zu gehen und hinter einem Gitter zu beichten, macht mir noch mehr Angst, weil ich den Beichtvater nicht kenne und mir die Frage stelle, was er wohl von mir denken wird. 

2. In der letzten Zeit habe ich Bücher gelesen und zu Gott gebetet, er möge mir die Kraft geben, Ihm zu folgen, den Mut des Glaubens, aber dann habe ich erfahren, dass das Gebet eines unreinen Herzens Gott nicht erreicht. Habe ich dann vergebens gebetet? Ich habe auch andächtig die Heilige Messe besucht, aber angesichts der Umstände, ohne zur Kommunion zu gehen, und kehrte dann auch immer gekräftigt und gestärkt vom Wort Gottes zurück. Seit ich dann allerdings las, dass Gott nicht in ein unreines Herz eindringt, befürchte ich, dass alles, was ich glaubte, es komme von Gott nur Einbildung war….. Diese Situation verunsichert mich sehr, denn obwohl ich einerseits weiß, was zu tun ist, um meine innere Ruhe zu finden, ist da andererseits diese Angst…

3. Ich bin über dreißig und habe 2 Kinder, die den Pfarrkindergarten besuchen, doch mein Mann will nichts von der Kirche und allem drumherum wissen, und das ist ein weiteres großes Hindernis für mich.

Da ich für zu lange Zeit fern von Jesus war, habe ich auch keinen engen Kontakt mehr zu irgendeinem Pfarrer oder Missionar, um spirituellen Rat einholen zu können und mich führen zu lassen, und so schreibe ich nun Ihnen. Der einzige, zu dem ich noch Kontakt habe, ist ein Xaverianer-Missionar, der seit 10 Jahren in Afrika ist und der während meiner Jugend eine sehr wichtige Bezugsperson für mich war. Momentan ist er für den Urlaub in Italien und ich wünschte, ich hätte ihn um Rat gefragt, aber es hat sich nicht die Gelegenheit ergeben. Ich hätte ihm diesen Brief schreiben sollen, aber mir fehlte der Mut……

Ich danke Ihnen aus ganzem Herzen für Ihre Geduld und Aufmerksamkeit und bitte um ein Gebet.


Antwort des Priesters

Liebe Besucherin,

1. der Heilige Pfarrer von Ars pflegte zu sagen, dass der Beichtvater bereits mehr oder weniger die Sünden der Menschen kennt, die zur Beichte gehen.

Von daher bin ich mir sicher, dass selbst wenn du zu deinem Pfarrer gehen würdest, er sich über nichts wundern würde.

Wenn sich ein Mensch vom Herrn abwendet und sich jahrelang von den Sakramenten fernhält, ist es fatal, dass er vor allem in Sünden der Unreinheit verschiedener Art verfällt.

Sehr oft sind es gerade diese Sünden, die einen Menschen vom Gebet und den Sakramenten entfremden.

2. Die Heilige Schrift ist in diesem Punkt eindeutig.

Hier ist was der Heilige Petrus sagte: “Geliebte, da ihr Fremde und Gäste seid in dieser Welt, ermahne ich euch: Gebt den irdischen Begierden nicht nach, die gegen die Seele kämpfen!” (1 Pt 2,11).

Auch der Heilige Paulus äußerte sich auf ähnliche Weise: “Denn das Trachten des Fleisches führt zum Tod, das Trachten des Geistes aber zu Leben und Frieden” (Rm 8,6).

“Denn das Trachten des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott; es unterwirft sich nämlich nicht dem Gesetz Gottes und kann es auch nicht. 8 Wer aber vom Fleisch bestimmt ist, kann Gott nicht gefallen” (Rm 8, 7-8).

“Ich sage aber: Wandelt im Geist, dann werdet ihr das Begehren des Fleisches nicht erfüllen! Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist, der Geist gegen das Fleisch, denn diese sind einander entgegengesetzt, damit ihr nicht tut, was ihr wollt” (Gal 5,16-17).

3. Es muss gesagt werden, dass das Wort Fleisch für Paulus nicht einfach Unreinheit oder Lust bedeutet. Zu den Werken des Fleisches gehören alle sündhafte Taten. Aber wenn er diese Sünden auflistet, erwähnt er zuerst jene, die die Sinnlichkeit betreffen: “Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid, maßloses Trinken und Essen und Ähnliches mehr. Ich sage euch voraus, wie ich es früher vorausgesagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben” (Gal 5,19-21).

Alle diese Werke schließen uns aus dem Reich Gottes aus, nicht nur im ewigen Leben, sondern auch im irdischen, weil Gott nicht in eine von Sünde befleckte Seele eindringt.

4. Um zu dir zurückzukommen, wenn du es nicht über dich bringst, bei deinem Pfarrer zu beichten, kannst du zu einem Wallfahrtsort fahren. Wenn auch du den Priester dort nicht kennst, wird ihn der Herr inspirieren, dich mit Barmherzigkeit zu behandeln und die richtigen Worte für dich zu finden.

Aber selbst sollte dies nicht geschehen, wirst du in jedem Fall von deinen Sünden freigesprochen. Du wirst augenblicklich innerlich geheilt, beginnst die persönliche Gegenwart Gottes wieder in dir zu spüren, du kannst die Heilige Kommunion für dich selbst, für deine Töchter und auch für deinen Mann empfangen.

Und auch in deiner Familie wird sich vieles verändern: Jesus, der „die Auferstehung und das Leben ist”, wird als Licht in dein Leben kommen” (Joh 13, 25).

5. Du fragst mich, ob die Gebete, die du in Sünde verrichtet hast, umsonst waren.

Gott hört auf alle, sogar auf die Sünder, wie es im Fall des Zöllners geschah, der hinten im Tempel stand, sich an die Brust schlug und betete: “Gott, sei mir Sünder gnädig!” (Lk 18,9-14).

Gute Werke (dazu gehören auch die Gebete), die in Todsünde verrichtet werden, kommen uns zwar nicht für den übernatürlichen Verdienst im Hinblick auf das ewige Leben zugute, denn Jesus sagte: “wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut” (Mt 12,30).

Aber sie können vom Herrn auf tausend andere Arten Genüge getan werden, sogar mit der Gnade der Bekehrung, so wie es bei dir geschehen ist.

Man kann sogar annehmen, dass Gott am Werk war, als du das Bedürfnis verspürtest zu beten. Er inspirierte deinen Geist und bewegte dein Herz, genau wie es der Heilige Paulus beschreibt: “Denn Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt zu seinem Wohlgefallen” (Phil 2,13).

6. Also mach weiter. Der Herr erwartet dich, um dich im Sakrament der Vergebung und dann in allem Restlichen zu umarmen.

Es freut mich, dass meine Antwort mit dem Vorabend des Festes Mariä Himmelfahrt zusammentrifft.

Ihr, die mit Ihrer mütterlichen Zärtlichkeit zweifellos die Vermittlerin deiner Bekehrung war, vertraue ich dich und deine Familie an, im Gebet, das ich dir gerne versichere.

In der Zwischenzeit segne ich euch herzlich.

Pater Angelo