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Frage

Lieber Pater Angelo,

ich bin 35 und ein Versager. Das ist nicht nur so ein Ausdruck, sondern Tatsache, denn in meinem Leben habe ich noch nie etwas Gutes oder Nützliches vollbracht. Ich bin arbeitslos, habe nur unbedeutende Berufserfahrungen, bin noch, ohne Erfolg, an der Uni eingeschrieben und vor vier Jahren ist meine 10-jährige Beziehung wegen meines prekären Zustands in die Brüche gegangen. Daraufhin folgten nur noch  bedeutungslose Beziehungen. Seit einiger Zeit habe ich mich wieder dem Glauben genähert, auf der Suche nach einem Halt, um nicht ganz in der Einsamkeit zu versinken, denn durch meine finanziellen und beruflichen Verhältnisse haben Frauen oft gewisse Vorurteile mir gegenüber. Manchmal befürchte ich, dass meine plötzliche Rückkehr zum Glauben aufgrund meines Zustands nur ein Strohfeuer ist. Aber jedenfalls möchte ich so weitermachen. Ich weiß, es gibt ein Sprichwort, das lautet: Hilf dir selbst, so hilft dir Gott, aber ich sehe keinen Hoffnungsschimmer. Dennoch finde ich ein wenig Begeisterung, wenn ich daran denke, Priester zu werden, mich ganz Gott zu widmen, anderen zu helfen, auch dabei, ihren Glauben wiederzufinden.

Ich bitte Gott, er möge mir meinen Weg zeigen, denn ich kann ihn nicht erkennen. Was empfehlen Sie mir? Es wird Zeit, mein Leben grundlegend zu verändern. Papst Johannes Paul II. lehrte uns, aus unserem Leben ein Meisterwerk zu machen. Bis jetzt war mein Leben aber nur ein eher schlecht gelungener Gekritzel.

Danke im Voraus für Ihre Antwort.


Antwort des Priesters

Lieber Besucher,

erst heute bin ich zu deiner E-Mail vom vergangenen Juli gekommen.

Es tut mir leid für die große Verzögerung und ich entschuldige mich dafür.

1. Ich bin sicher, dass die Wiederaufnahme des christlichen Lebens dir in allem nur Nutzen bringen kann.

Diese Wiederaufnahme beginnt bei der Beichte.

Papst Franziskus hat folgendes gesagt, als er die deutschen Bischöfe zu ihrem üblichen Ad-limina-Besuch empfing (20. November 2015):
„Ich möchte nur zwei Punkte hervorheben: Beichte und Eucharistie. (…). 

Die Beichte ist der Ort, wo einem Gottes Vergebung und Barmherzigkeit geschenkt wird. 

In der Beichte beginnt die Umwandlung des einzelnen Gläubigen und die Reform der Kirche“.


2. Lassen wir die Reform der Kirche vorerst beiseite. Im Moment ist für dich die Reform deines Lebens das Hauptproblem. Du hast deine E-Mail mit diesen Worten begonnen: „Ich bin 35 und ein Versager. Das ist nicht nur so ein Ausdruck, sondern Tatsache, denn in meinem Leben habe ich noch nie etwas Gutes oder Nützliches vollbracht”.

3. Man könnte fragen: was ist es, was du brauchst? Die Antwort, die einem sofort in den Sinn kommt, ist folgende: du brauchst einen Retter. Dieser Retter ist bereits da. Es ist Jesus Christus.

4. Ich rufe dich dazu auf, Ihn wieder an deinem Leben teilhaben zu lassen, indem du wieder ernsthaft an den fruchtbringenden Sakramenten teilnimmst.

Beginnend bei der Beichte, die du regelmäßig und häufig, möglichst immer bei demselben Priester abgelegen wirst, damit er irgendwie zu deinem Seelenvater wird, zum lebendigen Ebenbild Jesu, deines Retters.

5. Ich habe den Eindruck, dass die Worte von Papst Franziskus zu schnell vergessen worden sind: “In der Beichte beginnt die Umwandlung des einzelnen Gläubigen“.

Tatsächlich geht es dabei nicht einfach um einen Ritus, sondern um eine Begegnung zwischen dir und deinem Retter, der in der Beichte durch den Priester vermittelt wird. 

Es ist eine, seinem Wesen nach, heilbringende Begegnung.

6. Wenn du den Weg gemeinsam mit dem Herrn gehst, dann wirst du sehen, wie durch das Licht Seines Wortes und der übernatürlichen Kraft Seiner Gnade alles in deinem Leben wieder aufblühen wird.

Begegnungen mit Jesus sind Begegnungen mit Dem, der „die Auferstehung und das Leben“ ist (Joh 11,25).
Oder besser gesagt, es sind Begegnungen mit Dem, der deine Auferstehung und dein Leben ist. 

Alles wird von hier ausgehen. 

Auch bei Don Bosco war es so.

Ich begleite dich mit meinem Gebet in der Hoffnung, dass auch du mit David im Psalm sagen kannst: “Ich danke dir, dass ich so staunenswert und wunderbar gestaltet bin. Ich weiß es genau: Wunderbar sind deine Werke” (Psalm 139,14).
Ich wünsche dir alles Gute und segne dich.
Pater Angelo