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Ehrwürdiger Padre,
(…) es ist an der Zeit, alles zu verlassen und dem Herrn zu folgen.
Ich fühle mich schon lange nicht mehr von dieser unverständlichen und atheistischen Welt angezogen. Es tut mir auch Leid für das heilige Volk Gottes, das in der gegenwärtigen Geschichtsphase ohne Führung hin- und hergerissen wird.
Und so bleibt mir nichts anderes übrig, als zu beten, um mich aufrecht zu halten und meiner Berufung treu zu bleiben.
Ich muss aber eingestehen, dass ich manchmal Angst habe, die von diesen Winden bewegten Wellen in Zukunft nicht mehr eindämmen zu können, besonders wenn es um das Seelenheil geht: Ich vertraue mich den guten Diensten der Jungfrau Maria an, die ich inbrünstig unter den Begriff der sedes sapientiae verehre und den des heiligen Thomas, des sicheren Lehrers.
(…) Außerdem werde ich weiterhin beten, damit andere wie ich gut geleitet, ermutigt und aufgefordert werden, Christus ganzheitlich nachzufolgen, und damit andere fähige, treue, gerechte und barmherzige Arbeiter im Weinberg entstehen: diese Menschen, die das Volk Gottes braucht.
Mein Lieber,
1. In Bezug auf deine Befürchtungen, von den verschiedenen Strömungen in der Kirche, hin- und hergerissen zu werden, bin ich immer mehr davon überzeugt, dass das Gnadenleben die Leitlinie ist, um unserer Berufung, das Evangelium verkünden und bezeugen, treu zu bleiben.
Die Strömungen, auf die ich hinweise, sind nicht die der Vertreter des Denkens von Thomas von Aquin oder Duns Scotus, oder die der dominikanischen oder franziskanischen Schule.
Diese gehӧren zum legitimen Pluralismus, der die ganze Kirche bereichert und prächtiger macht, selbst in ihrer Lehre.
Ich beziehe mich eher auf jene Strömungen, die uns in die Irre führen, weil dort behauptet wird,
ein von Natur her sündhaftes Verhalten, das uns von Gott und dem Weg der Heiligung entfernt, hingegen heiligmachend und von Gott gewollt sei.
Es ist also gut verständlich, dass dir dies einige Bedenken über die Zukunft macht.
2. Was kannst du also tun, um der Wahrheit treu zu bleiben und unter denjenigen zu sein, für die Jesus im letzten Abendmahl betete und sagte: “Heilige sie in der Wahrheit” (Joh. 17,17)?
Ich glaube, dass man eine deutliche Antwort in jenem Artikel des Katechismus der Katholischen Kirche findet, in dem es um die Seligkeit der Reinen im Herzen geht, denen Jesus die Gottesschau versprochen hat: “Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen” (Mt 5,8).
3. Im Katechismus der Katholischen Kirche steht: “Ein “reines Herz“ haben jene, die ihren Verstand und ihren Willen mit den Forderungen der Heiligkeit Gottes in Einklang gebracht haben, vor allem in drei Bereichen: in dem der christlichen Liebe, dem der Keuschheit oder geschlechtlichen Lauterkeit, und in dem der Wahrheitsliebe und der Rechtgläubigkeit”.
Und zum Schluß steht: “Die Reinheit des Herzens, des Leibes und des Glaubens stehen miteinander in Verbindung” (KKK 2518).
4. Drei sind daher die charakteristischen Tugenden der Reinen im Herzen, die eng miteinander verbunden sind: christliche Liebe, Reinheit (Keuschheit) und Liebe zur Wahrheit, zur Reinheit des Glaubens, die eng mit der Demut zusammenhängt.
5. Zuallererst die christliche Liebe.
Die christliche Liebe bringt nämlich die persӧnliche Gegenwart Gottes in uns und bringt uns zu Gott, so wie der Hl. Johannes sagt: “wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm. (1. Joh. 4,16).
Gott bleibt als besonders strahlendes Licht in der begnadeten Seele und verhindert, dass derjenige, der wahre christliche Liebe lebt, vom Pfad abweicht oder in der Finsternis des Irrtums verweilt.
Ein Mann, den eine Predigt des Hl. Dominikus beeindruckt hatte und ihn deshalb fragte, wo er denn all diese schӧnen Dinge gelernt hätte, bekam als Antwort, er habe sie im Buch der christlichen Liebe gelernt.
6. Um die Reinheit des Glaubens zu bewahren, ist zweitens die Reinheit in Gedanken, Gefühlen, Blicken, Worten und Handlungen erforderlich.
Der Hl. Albertus Magnus, ein Dominikaner, sagt “Die Seele, die den fleischlichen Gelüsten nie gefolgt ist, besitzt daher einen reinen Verstand und ist besser zu den himmlischen Dingen geneigt” (Vgl. v. bernadot, Der Orden der Predigerbrüder 3,4).
Das heißt: sie ist besser geneigt, die Wahrheit zu finden und in ihr zu bleiben.
In diesem Zusammenhang darf man nicht vergessen, was unser Erlӧser sagte: “das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden” (Joh. 3, 19-20).
Dies bedeutet, dass Fehlern in der Lehre sehr oft Fehler im moralischen Leben vorausgehen, so dass der Geist getrübt wird und man die Wahrheit nicht mehr klar sieht.
7. Drittens steht im Katechismus der Katholischen Kirche geschrieben, dass es die Wahrheitsliebe und die Orthodoxie des Glaubens geben muss.
Die Liebe zur Wahrheit ist aufrichtig, wenn sie von Sanftmut und Demut begleitet wird.
Der Hl. Thomas sagt, dass Sanftmut “den Menschen zur Gotterkenntnis vorbereitet (Summa theologiae, II-II, 157, 4, ad 1).
Indem sie dem Menschen Selbstbeherrschung verleiht, bringt sie ihn dazu, den Worten der Wahrheit nicht zu widersprechen , “was viele aus ihrer Wut heraus tun” (Ib.).
Demut hingegen macht den Menschen gefügig und offen, göttliche Gnade zu empfangen (Ib., II-II, 161, 5 ad 2).
8. Das ist es also, was du benӧtigst, um trotz des Gegenwindes nicht von der Wahrheit abzuweichen.
Seine Salbung, die sich in der christlichen Liebe, Reinheit und aufrichtigen Liebe zur Wahrheit konkretisiert, wird dich in der Wahrheit bewahren.
Mit einem Wort, du brauchst ein starkes und intensives Innenleben.
Es bleibt immer wahr, was Unser Herr sagte, und zwar, dass jeder nach der Fülle seines Herzens (Mt 12,34) und seines Lebens spricht.
In dieser Hinsicht kann man sagen, dass man sie an ihren Früchten erkennen wird (in diesem Fall sind die Früchte die Lehren).
Ich versichere dir mein Gebet für deine Standhaftigkeit usque ad mortem auf dem Weg, wozu dich Gott gerufen hat.
Ich umarme dich brüderlich und segne dich.
Padre Angelo