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Frage
Guten Tag Pater!

Christus ist auferstanden! Wie schön diese Osterzeit doch ist! Manche meinen, Ostern sei mit Ostermontag vorbei… Dabei ist es eine lange und tiefe Zeit. Aber um ehrlich zu sein, für Christen ist jeder Sonntag wie Ostern!
Heute möchte ich Ihnen ein paar Fragen stellen. Eine davon ist diese:
Wie wir wissen, ist es gut und richtig, dass der Staat das Naturrecht anerkennt und deshalb alles verurteilt, was dagegen verstößt. Aber das Naturrecht verweist eindeutig auf Gott, den Urheber des Rechts. Müsste der Staat dies nicht anerkennen, d.h. die Existenz Gottes, dem Urheber des Naturrechts und dem Lebensspender? Andererseits ist das Verständnis der Existenz Gottes eine Frage der Logik und damit der Vernunft, ohne den Glauben herbeizuziehen. Demnach würde man eine Abscheulichkeit wie die Abtreibung verurteilen und nicht nur als Verbrechen gegen die Menschheit, sondern auch als schweres Vergehen gegen den Urheber des Lebens erklären. Vielleicht sollte jeder Staat in seiner Gesetzgebung Gott in Betracht ziehen. Was meinen Sie dazu?
Zu Zeiten, in denen die Religion in weiten Teilen Europas an letzter Stelle steht und Relativismus und Materialismus (aber auch andere wie der Säkularismus) vorherrschen, hat der Kontinent seine Identität verloren. Mittlerweile sind die Herzen und Köpfe vieler Menschen nur noch überfüllt mit Müll, dummen Vorurteilen (vor allem gegen die Kirche) und falschen Idealen. (Die „Freiheit“ der Frauen, die Zustimmung zur Abtreibung, das „Recht“ auf Euthanasie). Es heißt, dass Europa seine christlichen Wurzeln wiederentdecken sollte. Das gilt für den Kontinent, aber auch für die EU, wenn wir uns auf den Glauben der Gründer besinnen. Aber sollte diese Wiederentdeckung der christlichen Wurzeln sich in ihrem Innersten auf das Werk einzelner Politiker beziehen, oder etwas Offizielles sein? Mit anderen Worten, sollte man neben der Anerkennung der Existenz Gottes als Urheber des Naturrechts noch weiter gehen und eine konfessionelle Staatsform haben, oder sollten sich die Politiker christlich verhalten, ohne in der Staatsreligion zu landen?
Die letzte Frage ist theologischer Natur. Ein Priester hat mir einmal gesagt, dass Gott auf die Heiden nur deshalb aufmerksam geworden ist, weil die Juden nicht auf Ihn gehört haben, indem sie Christus ablehnten und kreuzigten. Aber da kommen einem die Worte des heiligen Paulus in den Sinn, wenn er sagt, dass Gott will, dass sich alle Menschen retten, und dass er die Juden in den Ungehorsam gesperrt hat, um sich der Heiden zu erbarmen. Ist es denn nicht so, dass Gott aus dem Übel der Herzenshärte einiger Juden das Gute der Offenheit gegenüber den Heiden gezogen hat? Ist dies nicht gerade deshalb geschehen, weil Gott immer gewollt hat, dass alle in Ihm eins sind? Im Alten Testament ist dann auch von der Offenheit für die Heiden die Rede. Wenn die Herzen der Juden nicht so verstockt gewesen wären und wenn sie sich bekehrt und Jesus nicht getötet hätten, was wäre dann geschehen?
Ich danke Ihnen, Pater, für alles, und bete für Sie.
Vielleicht fahre ich diesen Sommer nach Bologna. Ich werde auf jeden Fall die Basilika San Domenico besuchen.
S.

Antwort des Priesters
Lieber S.,
leider antworte ich dir mit großer Verzögerung.
Aber auf jeden Fall gebe ich dir eine Antwort auf deine Anfrage und das ist das Wichtigste.
Hier sind vier Überlegungen dazu: Die erste betrifft Ostern, die anderen die Fragen, die du mir gestellt hast.

  1. Was du schreibst, ist richtig. Die Osterzeit ist sehr schön, weil der Herr einen Strahl Seines neuen Lebens über uns ausgießt, Seines Lebens, das von den Toten auferstanden ist, um nie wieder zu sterben.
    An Ostern erlebt man eine ganz besondere Freude. Diese Freude besteht nicht einfach aufgrund des Festtages, wie es zum Beispiel beim Tag der Arbeit oder dem Tag der Republik der Fall ist.
    Es ist eine Freude, die wie ein Strahl des Paradieses ist, in das der glorreiche Leib Christi, das Haupt einer neuen Menschheit, eingegangen ist.
    Dieser Strahl paradiesischer Freude, der von Christus, dem neuen Adam, ausgeht, strahlt sich auf alle seine Glieder aus, auf jeden Menschen, mit dem Er vom ersten Augenblick seiner Existenz an persönlich verbunden ist.
    Wie du richtig bemerkst, genießen die Christen diese Freude jeden Sonntag, dem Gedenktag der Auferstehung des Herrn.
    An Sonntagen darf man also nicht traurig sein, wie einige alte christliche Autoren zu sagen pflegten.
    Johannes Paul II. sagte, dass es notwendig ist, sich zur sonntäglichen Freude als Tugend zu erziehen. Es ist notwendig, diese vom Herrn geschenkte Freude zu pflegen und sich weder durch uns selbst noch durch unseren Nächsten beunruhigen zu lassen.
  2. Hier meine Antwort zur ersten Frage: Es ist so wahr, was du mir geschrieben hast, dass Giorgio La Pira, der seinen großen Beitrag zur verfassungsgebenden Versammlung geleistet hat, bei der Abstimmung über die neue Verfassung der Republik vorgeschlagen hat, folgende Worte als Präambel einzufügen: „Im Namen Gottes gibt sich das italienische Volk eine Verfassung“. Daraus ist leider nichts geworden.
    Es handelt sich jedoch um Worte von enormer Bedeutung, denn sie hätten zum Ausdruck gebracht, dass die Menschen nicht willkürlich jedes Gesetz machen. Das Gesetz, das sie sich durch die Verfassung geben, ist in einem anderen Gesetz enthalten, das alle Menschen regiert, das das Wohl aller schützt, besonders das der Schwächsten und Zerbrechlichsten, wie die Kinder im Mutterleib, und sie auf ihr höchstes und endgültiges Wohl ausrichtet.
  3. Zu behaupten, Europa müsse seine christlichen Wurzeln anerkennen, bedeutet nicht, eine konfessionelle Verfassung einzuführen.
    Ein konfessioneller Staat wäre eine willkürliche Zumutung für Nicht-Christen.
    Aber selbst wenn alle Christen wären, hat der Staat seine gerechte Autonomie bei der Regelung der weltlichen Realitäten.
    Die Worte Jesu: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“, lassen sich auch hierauf anwenden.
    Die christlichen Wurzeln anzuerkennen bedeutet vielmehr, sich an die durch das Evangelium wiederentdeckten Prinzipien des Naturrechts zu halten, auf denen Europa aufgebaut wurde.
    Dazu gehört in erster Linie die Achtung vor der menschlichen Person, ja vor jedem Menschen vom Beginn seiner Existenz an bis zu seinem natürlichen Ende.
    Das nennt sich Zivilisation.
  4. Gottes Heilswille gegenüber allen Menschen ist ewig und universal.
    Er hat jedoch eine Reihenfolge festgelegt: zuallererst wollte Er, dass das Evangelium den Juden gepredigt wird, denn aus diesem Volk war der Messias hervorgegangen, diesem Volk hat sich der Herr zuerst offenbart, inmitten dieses Volkes hätte Er alle Wundertaten vollbracht, die Seine Verkündigung begleiten.
    Dieses Volk musste zuerst das Beispiel des Beitritts geben.
    Für viele von ihnen war das ein Grund zur Auferstehung. Für andere aber war es ein Grund zum Verderben, wie der alte Simeon im Tempel sagte.
    Und was die Juden Ihm gegenüber taten, ist ein Zeichen dafür, was die Völker, denen das Evangelium später verkündet werden würde, tun würden: Die einen hätten Ihn aufgenommen, die anderen abgelehnt.
    Die Gründe für die Ablehnung werden die gleichen sein wie die, die einige Juden dazu veranlassten. Und dies, „damit vieler Herzen Gedanken offenbart werden“, wie der alte Simeon sagte.
  5. Ich hoffe, du warst in der Zwischenzeit in Bologna und hast die Gelegenheit genutzt, um vor der Arche zu beten, in der die sterblichen Überreste unseres heiligen Vaters Dominikus aufbewahrt werden, und zwei Drittel seines Geistes zu empfangen, worum auch der spätere Pater Marie-Joseph Lagrange, der Gründer der Jerusalemer Bibelschule, immer wieder gebeten hatte.
    Ich schließe dich gerne in mein Gebet ein und segne dich.
    Pater Angelo